Gute Noten für Recycling-Gold und seine Ökobilanz

Die Untersuchungsziele des NAGold-Projekts lauteten „Nachhaltigkeitsaspekte der Goldgewinnung und des Goldrecyclings und Lehren für ein umfangreiches Metallrecycling“. Die daran beteiligten Forscher, die die technischen Prozesse verschiedener Scheideanstalten beleuchteten, geben der Wiedergewinnung von Gold gute Noten für ihren ökologischen Fußabdruck.

Etwa 200.000 Tonnen Gold in der Größe eines Würfels mit einer Kantenlänge von etwa 22 Metern hat die Menschheit bereits zutage gefördert. Das meiste Gold dürfte noch im Umlauf sein: als Schmuck, Münzen oder Goldbarren. Vor allem mit diesem hochwertigen Goldschrott wird in den Scheideanstalten gearbeitet. Hinzu kommt die Rückgewinnung von Edelmetallen aus Elektroschrott – sie ist technisch aufwändiger, aber die erzielten Mengen unbedeutender.

Ein Drittel aus Recycling

Kreislaufwirtschaft und Recycling seien schon immer die DNA der Edelmetallwirtschaft gewesen, betonte York Alexander Tetzlaff, Geschäftsführer der Fachvereinigung Edelmetalle, am 18. November 2019 auf dem Edelmetall-Kolloquium in Pforzheim. Die Nachfrage nach Gold habe 2018 weltweit bei rund 1.800 Tonnen im Investmentbereich und 2.600 Tonnen für Schmuck sowie technischen Gütern gelegen. „Mehr als zwei Drittel davon stammen aus der Primärgewinnung aus Bergwerken, der Rest aus Recycling“, erklärte Tetzlaff. Die Nachfrage nach Gold erfordere somit beide Quellen.

Aus Recycling sollen zurzeit bis zu 30 Prozent des weltweiten jährlichen Angebots an Gold und Platinmetallen stammen, in Deutschland deutlich mehr. „Die Qualität der mit heutigen modernen Verfahren rückgewonnenen Edelmetalle erreicht dabei Reinheiten, die sich in nichts von primärem Edelmetall unterscheiden“, wird Stefan Helmling, Geschäftsführer der Wieland Edelmetalle GmbH, zitiert. Nach seiner Ansicht lassen sich recycelte Edelmetalle für jeden beliebigen Zweck problemlos wiedereinsetzen.

Weniger Emissionen als Elektronikschrott

Auch die Öko-Bilanz von Gold-Recycling kann sich sehen lassen. Das belegen die Ergebnisse des vom Bundesforschungsministerium geförderten NAGold-Projektes, das das Pforzheimer Institut für Industrial Ecology ebenfalls am 18. November dem Edelmetall-Kolloquium vorstellte. „In Pforzheim wird hochwertiger Goldschrott verarbeitet – und das auf hohem technischen Niveau. Wie unsere Analysen nun ergaben, liegen die Werte für die Ökobilanz von diesem recycelten Gold um Größenordnungen, das heißt um Zehnerpotenzen unter den gängigen Werten von circa zehn bis 20 Tonnen CO2 pro Kilogramm Gold“, bilanzierte Professor Mario Schmidt. Und er fügte hinzu: „Der Klimafußabdruck von recyceltem Gold aus hochwertigem Schrott liegt bei etwa 53 Kilogramm CO2 pro Kilogramm Gold. Er rangiert damit nicht nur deutlich unter dem Wert für die Primärgewinnung aus dem Bergbau, sondern auch unter dem Wert für das Recycling von Elektronikschrott, der bei etwa einer Tonne CO2 pro Kilogramm Gold liegt.“

Verblüffend großer Unterschied

Nachdem Edelmetalle vorwiegend mit anderen Materialien, Metallen oder als Legierungskomponenten verbunden werden, sind teilweise hochkomplexe Aufbereitungs- und Scheideprozesse zu ihrer Rückgewinnung erforderlich. Nach Auffassung der Fachvereinigung Edelmetalle geht beim Einsatz moderner Verfahren fast nichts verloren. Außerdem soll die Konzentration der Edelmetalle in vielen Produkten deutlich höher sein als bei der Primärgewinnung. Damit schone das Recycling die natürlichen Ressourcen und benötige weniger Energie. Mario Schmidt fasste das nach Abschluss der Arbeiten am NAGold-Projekt, das maßgeblich von der C. Hafner GmbH + Co. KG und der Agosi Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt AG unterstützt wurde, in die Worte: „Es war uns klar, dass das Recycling von Gold deutlich besser abschneidet als die Gewinnung aus dem Bergbau. Aber der große Unterschied verblüffte uns dann doch. Wer Gold aus recycelten Quellen verwendet, braucht kein schlechtes Umwelt- oder Klimagewissen zu haben.“

LBMA- oder RJC-zertifiziert

Damit das so bleibt, soll ab Januar 2021 die „Verordnung zur Festlegung von Pflichten zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette für Unionseinführer von Zinn, Tantal, Wolfram, deren Erzen und Gold aus Konflikt- und Hochrisikogebieten“ in Kraft treten. Importeure müssen künftig nachweisen, dass sie die erfassten Minerale und Metalle nur aus verantwortungsvollen Quellen beziehen. Bislang orientiert sich die Edelmetall-Recyclingbranche an einem ähnlich betitelten OECD-Leitfaden und an freiwilligen Branchenzertifizierungen, die zum Teil über die OECD-Vorgaben hinausgehen sollen. „Scheideanstalten in Deutschland sind typischerweise zertifiziert von Lieferketten-Initiativen wie dem Responsible Jewellery Council (RJC) oder der London Bullion Market Association (LBMA). Damit verschreiben sie sich dem verantwortungsvollen Bezug von Rohstoffen, einer verantwortungsvollen Produktion und auch einer weitest möglichen Schonung der Umwelt“, unterstreicht York Alexander Tetzlaff. Was das hinsichtlich Ökobilanz bedeutet, bringt Mario Schmidt auf den Punkt: „Deshalb kommt es sehr auf die Herkunft des Goldes an. Kann nachgewiesen werden, dass das Gold nicht aus der Primärgewinnung oder aus einer zweifelhaften Goldwäsche stammt, so verbessert sich seine Ökobilanz drastisch.“

(EU-Recycling 01/2020, Seite 44, Foto: Umicore)