Bereit zum Green Deal: Was sich Österreichs Abfallwirtschaft vornimmt
Die Branche stellt für 2020 ehrgeizige Pläne auf und fühlt sich durch den Grünen Deal der Europäischen Union in ihren Zielen bestätigt. Bis 2025 muss Österreich die Recyclingquote von Kunststoffen von derzeit 25 auf mindestens 50 Prozent erhöhen. Das setzt Investitionen in Anlagen, aber auch politische Rechtssicherheit sowie attraktive und langfristige Rahmenbedingungen voraus.
Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) bewertet den EU-Aktionsplan als Quantensprung und kündigt diesbezüglich Schritte zur Umsetzung an. Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft gilt es, die Bedeutung von Recycling für den Klimaschutz deutlich zu machen, das Kunststoffrecycling zu steigern – Erreichen der EU-Recycling-Kunststoffquote durch Investitionen in neue Sortieranlagen –, mehr und verpflichtend Primärrohstoffe in der Industrie durch Rezyklate zu ersetzen und die Batteriesammelquote auf mindestens 75 Prozent zu erhöhen.
Das schließt den sachgemäßen Umgang mit Lithiumbatterien mit ein. Rund 1,4 Millionen brandgefährliche Lithiumbatterien aus Handys, Laptops oder blinkenden Kinderschuhen landen jährlich in Österreich im Restmüll – Tendenz steigend. Falsch entsorgt, sind sie leicht entzündbar und verursachen so eine massive Zunahme von gefährlichen Bränden bei Abfallwirtschaftsbetrieben, mit teils verheerenden Folgen. Der VOEB ruft die Bürger dazu auf, Produkte mit Lithiumbatterien ausschließlich in die dafür vorgesehenen Sammelboxen im Handel oder in Altstoffsammelzentren getrennt zu entsorgen. Und auch die Hersteller sind gefragt: Elektro- und Elektronikgeräte sollten so konzipiert sein, dass Batterien entsprechend gekennzeichnet und durch den Endnutzer ausbaubar sind.
Binnenmarkt für Sekundärrohstoffe
Österreich geht mit gutem Beispiel voran, verweist VOEB-Präsident Hans Roth auf die Leistungen der heimischen Branche. Bei Papier, Glas, Metallen oder Verpackungen würden schon beachtliche Sammel- und Recyclingquoten erzielt. Bei Kunststoff hingegen erreicht Österreich derzeit – bei einer Rezyklat-Produktionsmenge von rund 78.000 Tonnen pro Jahr – nur eine Recyclingquote von 25 Prozent. Bis 2025 muss diese auf mindestens 50 Prozent oder 150.000 Jahrestonnen recyceltem Kunststoff erhöht werden.
Die österreichischen Recyclingbetriebe verfügen bereits heute über das nötige Know-how, um aus dem gesammelten Kunststoff Rezyklate in bester Qualität zu erzeugen. Aber um diese Menge zu erreichen, sind enorme Investitionen in neue Sortieranlagen notwendig; die Branche schätzt dieses Investitionsvolumen auf über 150 Millionen Euro, damit Österreich die EU-Vorgaben erfüllen kann. Roth unterstreicht: „Wir sind bereit, in unsere Anlagen massiv zu investieren. Aber wir brauchen politische Rechtssicherheit und attraktive sowie langfristige Rahmenbedingungen, um die Infrastruktur zu erneuern.“
Zu diesen Rahmenbedingungen gehört die Stärkung des Marktes für Sekundärrohstoffe. Denn derzeit ist es für die Industrie oft günstiger, Primärrohstoffe statt Rezyklaten zu verwenden. Deshalb hat es sich der VOEB zum Ziel gesetzt, einen robusten und integrierten Binnenmarkt für Sekundärrohstoffe zu schaffen. Roth: „Das wird nicht ohne eine verpflichtende Quote für den Einsatz von Rezyklaten in der industriellen Produktion gehen. Auch die öffentliche Beschaffung muss mit Vorbildwirkung vorangehen und nachhaltige Produkte aus Rezyklaten priorisieren.“
Weitere anvisierte Maßnahmen reichen von Informations- und Beratungskampagnen für die Bevölkerung – um die Nachfrage nach recycelten Produkten zu steigern – bis hin zu innovativem Produktdesign. All diese strukturellen Änderungen können die Schaffung eines Sekundärrohstoffmarktes positiv beeinflussen, ist VOEB-Präsident Hans Roth überzeugt.
(EU-Recycling 02/2020, Seite 16, Foto: Jens Junge / Pixabay)