Kunststoff- und Gummimaschinenbau: Einschnitt nach elf Jahren Wachstum

Wie erwartet, sind 2019 die Umsatz-Höhenflüge der vergangenen Jahre zum Erliegen gekommen: Die deutschen Kunststoff- und Gummimaschinenbauer mussten einen Umsatzrückgang von sechs Prozent verbuchen.

„Nach elf langen Jahren Wachstum kommt dieser Einschnitt jedoch bei niemandem aus der Branche mehr überraschend“, resümiert Ulrich Reifenhäuser, Vorsitzender des Fachverbandes Kunststoff- und Gummimaschinen im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA). „In vielen wichtigen Abnehmerbranchen, allen voran der Automobilindustrie, standen die Zeichen auf Investitionszurückhaltung; das hat sich schon seit Längerem deutlich in den Auftragsbüchern bemerkbar gemacht. Hinzu kommt das Imageproblem des Kunststoffs.“

Nun belastet diese schwierige Gemengelage auch noch die Corona-Pandemie. Bis Juni 2020 stehen insgesamt schon 20 Prozent weniger Aufträge in den Büchern als noch im Vorjahr. „Den Abnehmerbranchen, die auch zuvor schon schlecht liefen, hat die Pandemie nun den Rest gegeben. Allerdings beobachten wir auch, dass gerade in die Bereiche Medizintechnik und Verpackung in Zeiten der Corona-Krise viele Kunststoff- und Gummimaschinen geliefert werden“, erläutert Thorsten Kühmann, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbandes.

Image des Kunststoffs verbessert sich
Überall, wo Hygiene ins Spiel kommt, zeigt der Kunststoff seine Vorteile. „Dies führt zu einer wahrnehmbaren Imageverbesserung in der Gesellschaft“, freut sich Kühmann. „Allerdings sind wir uns auch bewusst, dass aktuell eine Ausnahmesituation herrscht und der Imagewandel keine langfristige Wirkung haben wird.“ Den Grundstein für einen langfristigen Wandel und ein Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft habe die Branche bereits im Oktober letzten Jahres auf der K-Messe gelegt.

Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann

Märkte verschieben sich
In den ersten fünf Monaten des aktuellen Jahres blieben die deutschen Exporte von Kunststoff- und Gummimaschinen 19 Prozent unter denen des Vorjahres. Dabei ließen die Lieferungen nach China und in die USA Corona-bedingt jeweils um drei Prozent nach.

Für den chinesischen Markt sind dabei wieder positive Signale erkennbar, während der jetzige Exportrückgang in die USA erst den Anfang markiert. Die Auswirkungen der stark vom Coronavirus betroffenen europäischen Länder schlagen sich auch in der Exportstatistik nieder. So nahmen die Lieferungen nach Italien (-31 Prozent), Frankreich (-42 Prozent) und Spanien (-48 Prozent) deutlich ab. Aber auch nach Indien (-73 Prozent) wurden erheblich weniger Maschinen geliefert.Diejenigen Märkte, die in den ersten fünf Monaten 2020 im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum überdurchschnittlich mehr deutsche Kunststoff- und Gummimaschinen abnahmen, waren Russland (plus 28 Prozent) und die Türkei (plus 102 Prozent).

Die Zukunft bleibt herausfordernd …
Schon die Corona-Pandemie bietet genügend Unsicherheit für die weitere wirtschaftliche Entwicklung, denn die Gefahr einer zweiten Welle schwingt noch immer mit. Dazu gesellen sich dann noch die trüben Aussichten in der Automobilindustrie sowie die weiterhin angespannten Handelsbeziehungen zwischen den USA und China, die dem exportorientierten Maschinenbau zu schaffen machen.

Die beschlossene Kunststoff-Steuer trübt die Lage zusätzlich ein. Kein Wunder, dass die Hersteller von Kunststoff- und Gummimaschinen mehrheitlich angaben, für 2020 mit einem Umsatzrückgang von bis zu 30 Prozent zu rechnen.

… bietet aber auch Chancen
Aus Sicht des VDMA hat die Europä­ische Union mit dem Aufbauplan die Weichen gestellt für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Mit knapp 80 Prozent erwartet die deutliche Mehrheit der Kunststoff- und Gummimaschinenbauer spätestens 2022 eine Rückkehr zum Umsatzniveau von 2019. Nicht wenige sehen diesen Fall bereits im nächsten Jahr eintreten. Für die zweite Jahreshälfte 2020 wird eine Belebung der Auftragseingänge aus den Regionen Westeuropa und China erwartet. Damit deuteten sich bereits die ersten Zeichen eines Umschwungs an.

Quelle: VDMA

(EU-Recycling 09/2020, Seite 22, Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann)

 

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