Aus Altreifen sollen wieder Neue entstehen

Seit vielen Jahren betreibt A.T.U Auto-Teile-Unger mit dem Entsorgungs- und Recyclingunternehmen Estato Umweltservice GmbH eine Reifenrecyclinganlage. Jetzt steigt Estato als Industriepartner in das von Michelin geführte europäische Großprojekt „BlackCycle“ ein.

Das Konsortium aus mehreren Forschungsorganisationen und Indus­triepartnern entwickelt ein Verfahren, das rückgewonnene Materialien aus Altreifen wieder der Neureifenproduktion zuführt. „Wir freuen uns sehr, dass wir als Industriepartner und exklusiver Lieferant von Gummigranulat das Projekt BlackCycle maßgeblich unterstützen können“, sagt Alexander Prokein, Geschäftsführer der Estato Umweltservice GmbH. „Mit diesem hochspannenden Großprojekt schlagen wir ein neues Kapitel für Ressourcenschonung und Klimaschutz auf.“

 

Über das BlackCycle-Projekt
Am BlackCycle-Projekt – durch das Horizon 2020-Programm der EU gefördert – beteiligen sich im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft 13 Organisationen. Das Konsortium soll spezifische Lösungen zur Herstellung nachhaltiger Rohstoffe für Reifen entwickeln: Dazu gehören Sammlung und Auswahl von Rohstoffen aus Altreifen, Optimierung der Pyrolyse, Ölraffination und -verwertung, Optimierung des Kochprozesses sowie Bewertung der nachhaltigen Reifenleistung.

www.blackcycle-project.eu

 

Aktuell wird das beim Altreifen-Recycling gewonnene Gummigranulat zwar für sekundäre, teilweise hochwertige Gummiprodukte wie Sportplätze, Bodenbeläge und Fallschutzmatten eingesetzt. Ein echter Kreislaufprozess mit Rückgewinnung des Materials für die Neureifenproduktion war bisher – angeblich – jedoch nicht möglich. Genau das sei aber das Ziel des Projekts BlackCycle. Hierbei soll die vollständige Wertschöpfungskette vom Altreifen-Rohstoff bis hin zum Sekundärrohstoffmaterial (SRM) entwickelt und etabliert werden. Die rückgewonnenen Sekundärrohstoffe will man der Entwicklung neuer Pkw- und Lkw-Reifen für die europäischen und weltweiten Märkte zuführen.

Enormes Recycling-Potenzial
1,6 Milliarden neue Reifen werden jedes Jahr weltweit verkauft, was einem Gewicht von mehr als 26 Millionen Tonnen entspricht. Im gleichen Zeitraum fallen fast ebenso viele Altreifen (ELT) an, die ein großes Potenzial für die Materialrückgewinnung bieten. Aktuell entspricht nur rund ein Drittel der Altreifenverwertung dem tatsächlichen Ziel des Kreislaufwirtschaftsprozesses, und die stoffliche Wiederverwertung erfolgt nur in geringem Maße. Da es in der EU eher unzureichende Lösungen für die Verwertung von Altreifen gibt, wird ein großer Teil des Mengenstroms exportiert.

Die BlackCycle-Wertschöpfungskette verfolgt einen um 0,93 Kilogramm CO2 pro Kilogramm Reifen geringeren CO2-Fußabdruck. Dies bedeutet einen um 0,89 Kilogramm geringeren Bedarf fossiler Ressourcen pro Kilogramm Neureifen. Das BlackCycle-Projekt soll durch eine wirtschaftlich und ökologisch tragfähige Alternative zu einem deutlich geringeren Export von ausgedienten Altreifen beitragen. Darüber hinaus schaffe BlackCycle durch die Verlagerung des Altreifenmanagements und die Transformation nachhaltige Arbeitsplätze innerhalb der EU.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 03/2021, Seite 22, Foto: Estato Umweltservice GmbH)