Abfallwirtschaft in Spanien: Mehr Recycling ist das Ziel

Von einer Kreislaufwirtschaft ist das Land noch weit entfernt. Vor allem beim Recycling hinkt Spanien den EU-Vorgaben hinterher.

Nach den Vorstellungen der Regierung in Madrid soll sich bis zum Jahr 2030 das Abfallaufkommen in allen 17 autonomen Regionen um 15 Prozent verringern. Neue Regeln, die am ersten Juli 2021 in Kraft treten, haben mehr Recycling von Kunststoffverpackungen zum Ziel. Einwegkunststoffe sollen mittelfristig der Vergangenheit angehören und durch umweltfreundliche Materialalternativen ersetzt werden.

Künftig will das Land sämtliche Abfälle stärker stofflich oder energetisch verwerten, einer Wiederverwendung zuführen und nicht länger deponieren.Spanien liegt hier immer noch über dem EU-Durchschnitt. Weiterhin gibt es viele illegale Deponien und werden Umweltstandards nicht eingehalten. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gehen in Spanien aber weniger Abfälle in die Verbrennung.

Gleichermaßen Fortschritte und Handlungsbedarf
Im April 2019 stellte die Europäische Kommission in einem Status-quo-Bericht zur Umsetzung der EU-Umweltrichtlinien in den Mitgliedstaaten gleichermaßen Fortschritte und Handlungsbedarf in Spaniens Abfallwirtschaft fest. 2019 fielen insgesamt 22,4 Millionen Tonnen Kommunalabfälle zur Behandlung und Entsorgung an. Davon wurden 12,1 Millionen Tonnen deponiert, 2,5 Millionen Tonnen energetisch verwertet, 4,0 Millionen Tonnen recycelt und 3,7 Millionen Tonnen kompostiert/fermentiert (Quelle: Eurostat).

Das nationale Statistikamt INE ermittelte – Stand: 2018 – einen Branchenumsatz von fast zwölf Milliarden Euro und Investitionen spanischer Entsorgungs- und Recyclingunternehmen von mehr als 625 Millionen Euro. Inwieweit in Anlagentechnik zur Abfallbehandlung und -verwertung sowie in den Deponie-Rückbau investiert wurde, erschließt sich nicht.

Die Getrenntsammlung ist noch als rückständig anzusehen. Zwar haben immer mehr Kommunen für die Bürger zentrale Wertstoff-Sammelstellen eingerichtet, doch fehlen Anreize zur Nutzung. In der Kritik steht dabei, dass die lokalen Abfallgebühren meistens pauschal und nicht bezogen auf die Anfallmenge pro Haushalt erhoben werden. Die Abfälle werden bei der Tonnen- oder Container-Entleerung nicht gewogen. Somit sind die Tarife verbrauchsunabhängig.

Bis auf einen Modellversuch in Barcelona vor zwei Jahren ist in Spanien kein haushaltsnahes Abholsystem für Abfallwertstoffe wie Papier, Kunststoffverpackungen oder Bioabfälle bekannt.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 05/2021, Seite 29, Foto: Cristina Macia / pixabay.com)