BIR Buntmetalle: Weniger internationaler Schrotthandel – weniger Recycling

„Die Rückkehr unserer Industrie nach Covid war stark, wenn man auf das Handelsvolumen insgesamt schaut“, räumte Dhawal Shah (Metco Marketing, Indien) in seinem ersten Webinar als Präsident der BIR-Sparte Buntmetalle ein.

Aber er erklärte auch denjenigen, die am 2. November die Übertragung sahen, dass aufgrund von „Unberechenbarkeit und Hyper-Volatilität“ die Nichteisenmetall-Recycler „mit dem Rücken zur Wand“ stünden.

Indem er das gegenwärtige „Chaos“ als „komplett unvorhersehbar“ beschrieb, listete er folgende Herausforderungen für den Sektor auf: Metallpreise „auf fast historischen Höhen mit einer Volatilität von bis zu fünf Prozent binnen Tagesfrist“; Versorgungs-Unterbrechungen infolge von „hohen Fracht- und Container-Stillständen“; „emporschnellende“ Preise für Legierungszuschläge wie Silikon, Magnesium und Mangan; Halbleiter- und Energie-Verknappungen mit Auswirkungen auf die Industrie; Ängste um Anleihenausfälle; und hohe Inflation.

Handel mit Rohmaterialien viel stärker fördern
Was die Regularien anlangt, lenkte Dhawal Shah die Aufmerksamkeit auf bevorstehende Vorschläge der EU-Kommission, die EU-Vorschriften zur Abfallverbringung auf eine Art und Weise zu revidieren, die ernsthaft die Abfallströme beeinflussen. Zu diesem Punkt wies Murat Bayram (European Metal Recycling) darauf hin, dass die Verwendung von Rohmaterialien aus dem Recycling in Produktionsprozessen Ressourcen- und Energieverbrauch sowie CO2-Emissionen vermindert, während internationaler Handel sicherstellt, dass diese Materialien dort „ankommen, wo sie gebraucht werden“. Und er fügte die Frage hinzu: „Haben andere Länder außerhalb der EU kein Recht auf eine nachhaltige Produktion?“ Murat Bayram schloss mit dem engagiertem Plädoyer: „Der Handel mit Rohmaterialien aus dem Recycling muss viel stärker gefördert werden, um eine nachhaltige Produktion überall auf der Welt zu ermöglichen. Kurz gesagt: Weniger Handel führt zu weniger Recycling, mehr Handel zu mehr Recycling.“

Neue Leitlinien für Abfallimporte
In der Frage der Restriktionen von Abfallströmen warnte Eric Tan (Non- Ferrous Metals Association, Malaysia) davor, dass – in der jetzigen Form – neue Leitlinien für Schrottimporte „der gesamten Nichteisenmetall- Industrie in Malaysia mehr Schaden als Nutzen bringen“. Die wichtigsten Problempunkte, wegen denen die Metallindustrie des Landes stetig bei der Regierung vorstellig wird, seien Schwellenwerte von null Prozent für belastete sowie Elektro(nik)-Abfälle und von 94,75 Prozent für metallurgische Inhalte, die 80 bis 90 Prozent der malaysischen Abfallimporte betreffen. Außerdem würden die vorgeschlagenen Überprüfungssysteme für Vor- und Nach-Transporte die Wettbewerbsfähigkeit Malaysias hinsichtlich Schrottbeschaffung schädigen.

Im Rahmen der Diskussion, die von Natallia Zholud (TMR Group, Belarus) und José-Martin Neumann (TSR Recycling GmbH & Co. KG, Deutschland) moderiert wurde, sprach Dhawal Shah den Vorschlag der indischen Regierung an, eine Abfall-Klassifikation oder entsprechende -Standards einzuführen, um reinere, qualitativ höherwertige Rohmaterialien zu erhalten. Möglicherweise innerhalb der nächsten sechs bis neun Monate eingeführt, könnten sie Grenzwerte für metallische und nicht-metallische Verunreinigungen enthalten.

Die Folgen der Energiekrise
Mit Rückblick auf Entwicklungen in China wies Shen Dong (OmniSource Corporation, USA) auf kürzliche Beschränkungen von Stromverbrauch hin, die zu einem zeitweiligen Leerlauf einiger industrieller Einrichtungen einschließlich Schmelzen führten. Der Einfluss der Energiekrise war auch Gegenstand des Gastvortrags von Franco Dalpiaz, dem Leiter der Rohmaterial-Beschaffung beim Produzenten von Recyclingaluminium-Legierungen, Raffmetal SPA (Italien). Stromrationierung in China habe zu „drastisch“ reduzierten Magnesium-Lieferungen nach Europa geführt, wo die Lager an Metalllegierung erwartungsgemäß Ende November leergeräumt sein dürften. Das würde zu Produktionsunterbrechungen in der Wertschöpfungskette führen, die beispielsweise den Automobil- und den Verpackungssektor betreffen könnten.

Franco Dalpiaz betonte außerdem die Notwendigkeit, Lösungen für die Null-Emissionen-Nutzung der internen Verbrennungsmotoren mit erneuerbarem Kraftstoff zu finden. Geschehe das nicht, würde das in großen Mengen an Schrott aus ausrangierten Fahrzeugen resultieren, die in zehn bis 15 Jahren anstehen und einen Käufer suchen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2021, Seite 24, Foto: O. Kürth)

 

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