Schiffsrecycling statt Schiffsfriedhof
Das Fraunhofer-Institut für Großstrukturen in der Produktionstechnik IGP in Roststock, das Start-up Leviathan GmbH (Cuxhaven) und die IMG – Ingenieurtechnik und Maschinenbau GmbH (Rostock) wollen zukünftig gemeinsam Projekte zum Recyceln von Schiffen durchführen.
Am 27. Oktober 2021 unterzeichneten IGP-Institutsleiter Prof. Wilko Flügge, die Leviathan-Geschäftsführer Simeon Hiertz und Karsten Schumacher sowie IMG-Geschäftsführer Stefan Säuberlich eine Absichtserklärung. Wohl jeder kennt die Bilder von Schiffswracks an den Stränden von Indien oder Bangladesch: Schiffe werden zum Abwracken auf die Strände gefahren und dort von Menschen unter zum Teil lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen zerlegt. Die bestehenden Prozesse stellen sowohl aus ökologischer als auch gesundheitlicher Perspektive ein erhebliches Risiko dar. Innovative Technologien für umweltorientierte und sichere Zerlegung von Schiffen existieren derzeit kaum.
Geringe Stahl und Schrottpreise
Das Fraunhofer IGP will gemeinsam mit Leviathan und IMG die Fragestellung Schiffsrecycling vorantreiben. „Das Thema haben wir schon lange auf der Agenda und bereits in der Forschung adressiert, bislang leider ohne Erfolg“, erklärt Prof. Wilko Flügge. „Das liegt im Wesentlichen am zu geringen Stahl- und Schrottpreis. Die Notwendigkeit nach grünen Rohstoffen und geringer Umweltschädigung beim Abwracken macht das Thema nicht nur ideologisch, sondern auch wirtschaftlich interessant. Denn der Stahlschrott ist sortenrein und sauber und optimal geeignet für die Elektrostahlroute, aus der bislang ausschließlich die grünen Stahlwerkstoffe für die Automobilindustrie stammen.“ Ein erstes Projekt erforscht Technologien zur sicheren, effizienten und ökologischen Zerlegung von Schiffen. Den Namen ihres Unternehmens haben Simeon Hiertz und Karsten Schumacher dabei nicht ohne Grund gewählt: Der Leviathan ist ein Seeungeheuer, das aus der Tiefe kommt und Schiffe wortwörtlich frisst. Die Mission der Cuxhavener Unternehmer sieht Schiffsrecycling komplett ohne Umweltbelastungen vor. Das Rostocker Unternehmen IMG wird sein Know-how in die Werftkonzeption und Anlagenentwicklung einbringen.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2021, Seite 23, Foto: Fraunhofer IGP)