KI: Einsatz bei Sperrmüll und Bauschutt

Wie lassen sich großstückige Abfälle effizienter wiederverwerten? Im Gegensatz zu kleineren Reststoffen, die automatisiert getrennt werden können, müssen Abfälle wie Sperrmüll oder Bauschutt zunächst noch aufwändig zerkleinert werden. Ziel von „Smart Recycling Up“ ist es, Materialien mithilfe von moderner Sensorik, KI-Methoden und Robotik vollautomatisch zu identifizieren, zu klassifizieren und zu sortieren. Als eines von acht Projekten wurde es jetzt für die Förderinitiative „KI-Leuchttürme für Umwelt, Klima, Natur und Ressourcen“ des Bundesumweltministeriums ausgewählt.

Prof. Dr. Martin Wittmaier, Leiter des Instituts für Energie und Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen, erklärt, warum: „Eine Grundvoraussetzung für die Gewinnung von Sekundärrohstoffen ist die Sortierung von Abfällen, um möglichst sortenreine Stoffe zu erhalten. Während die Automatisierung bei der Sortierung von kleinstückigen Abfällen, die auf einem Förderband transportiert werden können, in den letzten Jahrzehnten rasante Fortschritte gemacht hat, werden großstückige Abfälle wie vor 50 Jahren mit Baggern und Kränen sortiert. Das Vorhaben Smart Recycling will dies ändern.“

Bessere Rezyklatqualität, höhere Erfassungsgrade
Das Projekt plant den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Robotik, um eine Technologie zur automatisierten Sortierung großstückiger Abfälle zu entwickeln und einen aktiven Beitrag für eine effizientere Kreislaufwirtschaft zu leisten. Eine gesteigerte Anlagenverfügbarkeit durch verbesserte Ausschleusung von Störstoffen in der Vorsortierung und eine Erhöhung des Erfassungsgrades von Wertstoffen durch Automatisierung und KI wirken sich positiv auf Sortierung sowie Recyclingquote und damit die Ökobilanz aus. Aus ökonomischer Sicht versprechen KI und Robotik einen gesteigerten Erlös durch eine Verbesserung der Rezyklatqualität, höhere Erfassungsgrade von Wertstoffen und deren Vermarktung als Sekundärrohstoffe, eine Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit und damit eine Reduzierung von Wartungs- und Reparaturaufwand und -kosten sowie eine Verringerung der Kosten zur Entsorgung von Reststoffen.

„Smart Recycling Up“ unterstützt damit die im Deutschen Ressourceneffizienzprogramm festgelegten Ziele zur Steigerung der Recyclingrate bei Siedlungsabfällen auf über 65 Prozent, des Recyclinganteils von Kunststoff­abfällen und des Einsatzes von Recyclingbaustoffen. Prof. Dr. Karin Luckey, Rektorin der Hochschule Bremen, setzt dabei vor allem auf die erfolgreiche Zusammenarbeit der Hochschule Bremen mit anderen Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen: Zu den Verbundpartnern zählen unter anderem das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, das Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen GmbH, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg sowie namhafte Unternehmen.

Von der gelungenen Transferarbeit werden nicht nur die Projektbeteiligten profitieren: „Die Erkenntnisse bei den hochaktuellen Zukunftsthemen Künstliche Intelligenz und nachhaltige Kreislaufwirtschaft haben letztendlich auch gesamtgesellschaftlich einen hohen praktischen Nutzen“, ist die Rektorin überzeugt. Zu den Anwendungsgebieten der zu erwartenden Ergebnisse für die automatisierte Abfallsammlung könnten unter anderem Katastrophen­schutz, Naturschutz, nachhaltige Landwirtschaft, ökologisch verträglicher Bergbau oder auch eine Industrie 4.0 gehören.

www.smartrecycling-projekt.de

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2022, Seite 23, Foto: Reinhard Weikert / abfallbild.de)