Von der Kohle zur Kreislaufwirtschaft – 150 Jahre EEW

EEW Energy from Waste (EEW) erinnerte am 26. Januar 2023 mit einem Festakt an die Gründung des Unternehmens vor 150 Jahren. Hervorgegangen aus der Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke AG (BKB), reicht die Geschichte des Helmstedter Traditionsunternehmens zurück bis in das Jahr 1873.

„Das 150jährige Jubiläum feiern zu können ist für ein Unternehmen mit Wurzeln im Braunkohletagebau keine Selbstverständlichkeit. Möglich ist es, weil Veränderungswillen und Wandlungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen steten Transformationsprozess ermöglicht haben“, betonte Bernard M. Kemper, Vorsitzender der Geschäftsführung. Das Jubiläum sei vor allem ihr Verdienst. Insgesamt 1.250 Mitarbeitende zählt EEW an seinen Standorten in Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden.

Strom, Fernwärme und Prozessdampf
Verbindendes Element über alle Epochen der Unternehmensgeschichte war und ist das Thema Energie: „Wir haben uns vom Kohleabbau über Energie aus Abfall zu einem nachhaltigen Unternehmen der Kreislaufwirtschaft gewandelt“, blickte CEO Bernard Kemper auf die 150jährige Geschichte zurück. Abfall sei der Braunkohle als Energieträger sehr ähnlich, und es war den Kolleginnen und Kollegen bewusst, dass diese Ressource auf lange Sicht verlässlich zur Verfügung stehen würde.

Mit der Entscheidung Deutschlands, das klimaschädliche Deponieren unbehandelter Abfälle zu verbieten, konnte das junge Geschäftsfeld weiter wachsen: „Heute sind wir mit 15 Anlagen Marktführer in Deutschland. Wir nutzen die Energie der Abfälle, die nicht deponiert werden dürfen und nicht recycelt werden können, und stellen daraus Strom, Fernwärme und Prozessdampf für die Industrie her.“ Energie aus Abfall ist Kemper zufolge heute fester Teil einer umweltverträglichen Energieversorgung, trage zu 3,7 Prozent zur deutschen Stromerzeugung bei und sei nach Erdgas bereits die zweitwichtigste Energiequelle für die Fernwärmeerzeugung.

Metalle, Mineralik und Phosphor
Neben Energie tritt die Rohstoffseite der thermischen Abfallverwertung bei EEW immer deutlicher zu Tage: „Wir gewinnen Metalle und Mineralik als Recyclingrohstoffe aus unseren Schlacken zurück und das lebensnotwendige Element Phosphor aus den phosphathaltigen Aschen unserer Klärschlammverwertungsanlagen“, erklärte Dr. Joachim Manns, Technikchef und Mitglied der Geschäftsführung. Würden alle Klärschlämme in Deutschland in Monoverbrennungsanlagen entsorgt, könnte der landwirtschaftliche Bedarf an mineralischen Phosphor in Deutschland zu 61 Prozent gedeckt werden. Am EEW-Stammsitz wurde letztes Jahr die erste von derzeit fünf geplanten Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen in Betrieb genommen. Rund 800.000 Tonnen Klärschlamm sollen bis 2026 verwertet werden können.

Methanol aus Kohlendioxid
Immer mehr Abfallströme immer besser und effizienter im Sinne des Klima- und Ressourcenschutzes verwerten zu können, stellt die EEW-Gruppe als Schwerpunkt der Unternehmensaktivitäten dar. „Wir haben in den zurückliegenden Jahren etwa zwei Milliarden Euro in unsere Zukunftsprojekte investiert“, erklärte dazu CFO Markus Hauck. Im Fokus stehen hier Projekte zur Abscheidung und Nutzung von Kohlendioxid. Das CO2 soll teilweise unterirdisch gelagert oder als wertvoller Rohstoff für chemische Produkte genutzt werden können. Rauchgase liefern den Rohstoff für die Herstellung von „grünem“ Methanol. Im niederländischen Delfzijl ist ein Genehmigungsverfahren für eine Pilotanlage gestartet, und auch Helmstedt ist weiter im Gespräch für ein Green Energy Hub. Sogenannte CCUS-Technologien (Carbon Capture, Usage and Storage) könnten dazu beitragen, die Emissionsminderungsziele für die Industrie in Deutschland bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Die EEW-Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral und bis 2040 klimapositiv zu wirtschaften.

www.eew-energyfromwaste.com

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 03/2023, Seite 28, Foto: EEW Energy from Waste GmbH)