Markt für chemisches Recycling bleibt dynamisch

Chemische Recyclingtechnologien gewinnen für verschiedene Branchen immer mehr an Bedeutung. Im Rahmen seiner kontinuierlichen Marktbeobachtung hat ecoprog auch im vergangenen Jahr einen starken Zuwachs der annoncierten Projekte beobachten können.

Wurden Anfang 2022 noch knapp über 90 Projekte zum chemischen Recycling identifiziert, so sind es Anfang 2023 bereits mehr als 140. Darüber hinaus hat sich die Zahl der Projekte in der Bauphase verdoppelt und ist von sechs auf zwölf gestiegen. Wie bereits im Vorjahr fokussierte sich auch in den vergangenen Monaten die Mehrheit der Projekte auf die Nutzung von Pyrolyse.

Parallel zum Wachstum der Projektanzahl insgesamt ist die Zahl der aktiven Anlagen von 20 auf 37 gestiegen. Insgesamt werden in diesen Anlagen fast 145.000 Tonnen Kunststoffabfälle pro Jahr behandelt. Bei den meisten dieser Anlagen handelt es sich jedoch um Pilotanlagen und nicht um kommerzielle Projekte. Der Zuwachs an Anlagen und Projektankündigungen kann als Indiz dafür gelten, dass sich diese Technologie weiterhin zu einem boomenden Markt entwickelt. Dies zeigt sich auch an der zunehmenden Zahl von Zweit- oder Drittprojekten etablierter Anbieter. Eine weitere Auswirkung des Wachstums der Branche ist, dass am chemischen Recycling weiterhin Unternehmen aus diversen Sektoren beteiligt sind. Dazu gehören Chemie- und Ölunternehmen, die in die Produktion von Rohstoffen für die Kraftstoffherstellung investieren, Startups und Technologieanbieter, die chemische Recyclingtechnologien entwickeln und vermarkten wollen sowie Kunststoffhersteller und -verwerter, die nach verbesserten Recyclingverfahren suchen.

Umstritten und ungewiss
Trotz aller Fortschritte bleibt das chemische Recycling umstritten. Für Befürworter bietet es die Möglichkeit, Kunststoffe künftig ohne Downcycling vollwertig zu recyceln. Weiterhin könnten auch verunreinigte und gemischte Abfallströme, die derzeit nicht stofflich verwertet werden können, potenziell mit chemischen Verfahren recycelt werden. Kritiker bemängeln vor allem die hohen CO2-Emissionen. Ungewiss bleibt auch, inwieweit sich das chemische Recycling wirtschaftlich durchsetzen kann. Bis heute fehlen in vielen Ländern und Regionen weltweit Vorgaben, etwa inwieweit Input- und/oder Output-Ströme aus dem chemischen Recycling als stoffliche Verwertung anerkannt werden.

Die Trendstudie Chemisches Recycling von ecoprog untersucht die technischen Grundlagen, Marktfaktoren, Entwicklungstand, Anlagenbestand, Projekte und Wettbewerb im Bereich des chemischen Recyclings weltweit. Die Untersuchung ist verfügbar unter www.ecoprog.de.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 06/2023, Seite 23, Foto: Gordon Johnson / pixabay.com)