NUFAM 2023: Sicherheit ist das Thema

Zum achten Mal findet vom 21. bis 24. September 2023 die NUFAM – die Nutzfahrzeugmesse in Karlsruhe statt. Die führende Fachmesse für die Nutzfahrzeugbranche verbindet aktuelle Technik mit Mobilitätskonzepten der Zukunft. Über 400 Unternehmen präsentieren sich auf einer Ausstellungsfläche von 80.000 Quadratmetern. Das Rahmenprogramm sieht Vorträge, Informationsveranstaltungen für Berufskraftfahrende sowie zahlreiche Mitmach-Aktionen vor.

Ladungssicherung und Truck Driver-Forum
Um alles, was Lkw-Fahrer berührt, geht es im Hauptforum in der Aktionshalle. Das Konzept Ladungssicherung etwa steht am Samstag, 23. September, im thematischen Mittelpunkt. Der Königsberger Ladungssicherungskreis (KLSK) bietet von 10.30 Uhr bis 16.15 Uhr vier Vorträge zum Thema „Falsche Lastverteilung und ihre möglichen Folgen“ an. Die Vorträge werden als Teamteaching durchgeführt und dauern jeweils etwa 75 Minuten. Der KLSK ist ein gemeinnütziger Verein mit mehr als 350 Mitgliedern aus Deutschland und Europa.

Am Sonntag, 24. September, moderiert Nutzfahrzeugjournalist Thomas Rosenberger das Forum. Im thematischen Mittelpunkt steht dabei die Verkehrssicherheit. Im Rahmen der drei Diskussionsrunden im Truck Driver-Forum sprechen Experten über Ursachen sowie Folgen von Unfällen und schlagen vor, wie sich deren Gründe bekämpfen lassen – seien es Auffahrunfälle auf der Autobahn oder Kollisionen mit Radfahrern beim Rechtsabbiegen in den Städten.

Gesund leben „on the road“
Gerade die Gesundheit von Fahrenden spielt eine wesentliche Rolle für die Verkehrssicherheit. Mangelhafte Ernährung, zu wenig Schlaf und Stress sind „on the road“ an der Tagesordnung. Aber sie schädigen die Gesundheit langfristig und können Ursache von Verkehrsunfällen sein. Noch immer unterschätzen viele Berufskraftfahrende die Konsequenzen von Krankheiten und medizinischen Notfällen unterwegs. Sollte auf der Straße doch etwas passieren, fehlen häufig Möglichkeiten, sich medizinisch versorgen zu lassen. Der Verein DocStop kämpft dafür, dass sich diese Situation ändert. Vertreter von DocStop diskutieren unter anderem mit Berufskraftfahrern, Unternehmern und Experten der BG Verkehr über die Bedeutung der Gesundheit und darüber, wie sich die mangelhafte Situation unterwegs verbessern lässt.

Wie sich Unfälle vermeiden lassen
Auffahrunfälle am Stauende lassen sich in den meisten Fällen auf ein Augenblicksversagen des Fahrers oder der Fahrerin zurückführen und enden in vielen Fällen mit fatalen Folgen für die Beteiligten. Verantwortlich sind nahezu ausschließlich Ablenkung und Sekundenschlaf, oft ausgelöst durch Stress. Moderne Technik im Lkw soll dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden. Das gelingt aber nicht immer. Die Unfallforschung sucht nach Antworten und ist gerade auf ein neues Phänomen gestoßen. In etwa sechs Prozent aller schweren Lkw-Auffahrunfälle auf Autobahnen kollidierten Lkw mit mobilen Warntafeln, die auf Tagesbaustellen hinweisen. Manche Notbrems­assistenzsysteme reagieren offenbar erst auf den Lkw vor dem Vorwarner-Anhänger – und bremsen daher nicht rechtzeitig. Nun soll ein neuartiges Kommunikationssystem Fahrer früher warnen.

„Hellwach mit 80 km/h“
Dieter Schäfer kennt diese Unfälle aus seiner beruflichen Tätigkeit als Autobahnpolizist zu genüge. Mit dem Präventionsverein Hellwach mit 80 km/h e.V. setzt er sich dafür ein, den Gefahrenradar von Berufskraftfahrern zu schärfen. Mit ihm diskutieren Berufskraftfahrer und Transportunternehmer sowie Vertreter der Lkw-Industrie und der Autobahnbetreibergesellschaft, um Lösungen zu finden.

Die Initiative „Hellwach mit 80 km/h“ wurde 2019 gegründet und macht seither auf die Probleme und Herausforderungen im stressigen Berufsalltag der Fahrenden aufmerksam. Laut dem Verein, der aus der Initiative hervorging, ist in mehr als 80 Prozent der Fälle das Nutzen eines Smartphones verantwortlich für einen Auffahrunfall von Lkw-Fahrenden am Stauende. Dagegen kämpfen Mannheimer Logistikunternehmen und Spediteure an. Im Mittelpunkt des Auftritts auf der NUFAM steht laut Verein die mehrsprachige Aufklärungsbroschüre mit den zehn „Max-Achtzig-Regeln“.

„Wir sind nun zum zweiten Mal auf der NUFAM. Wir haben hier die einmalige Gelegenheit, nicht nur die Fahrer, sondern alle in die Supply-Chain eingebundenen Player zu treffen, um Überzeugungsarbeit für die gemeinsame Eindämmung von Lkw-Unfällen am Stauende zu leisten“, sagt Dieter Schäfer, Vorstandsmitglied und Sprecher des Präventionsvereins „Hellwach mit 80 km/h“.

Warum es beim Rechtsabbiegen nur Verlierer gibt
Nahezu jeder Verkehrsteilnehmer hat sie schon gesehen: die weißen Ghostbikes. Sie stehen überall dort, wo ein Radfahrer bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt ist, und sollen an gefährlichen Kreuzungen auf die Unfallgefahr durch rechtsabbiegende Lkw mahnen. Obwohl es inzwischen Abbiegeassistenten gibt, passieren diese Unfälle immer wieder. Die Expertenrunde während der NUFAM klärt gemeinsam mit Technikexperten, Juristen, Berufskraftfahrern, Notfallseelsorgern sowie Vertretern von Präventionsorganisationen und Radfahrervertretungen Ursachen und sucht nach Lösungen. Denn bei diesen tragischen Unfällen gibt es nur Verlierer: Radfahrer, die aus dem Leben gerissen werden, und Berufskraftfahrer, die oft ein Leben lang an den Folgen leiden, ihren Beruf nicht mehr ausüben können, mit schweren rechtlichen Konsequenzen konfrontiert und psychischen Belastungen ausgesetzt sind, die unbehandelt in Depressionen und Suchtkrankheiten übergehen können.

Dekra-Trucksimulator
Fahrende von Lkw oder Einsatzfahrzeugen tragen große Verantwortung für die Sicherheit aller am Straßenverkehr Beteiligten. Sie müssen in der Lage sein, ihr Fahrzeug auch unter erschwerten Verkehrs-, Straßen- oder Witterungsbedingungen zu beherrschen. Doch häufig sind sie nur unzureichend vorbereitet. Der Grund: Viele kritische Situationen lassen sich im Vorfeld nicht trainieren – weder im Fahrzeug noch auf der Straße. Eine Möglichkeit, diese Situationen in sicherer Umgebung zu erleben und Lösungsansätze zu finden, bietet der Dekra-Truck-Simulator. Mit dem Einsatz des innovativen, vielseitig einsetzbaren Fahrsimulators und dem Qualifizierungsprogramm „ProFahrT“ will die Dekra-Akademie diese „Sicherheitslücke“ schließen. Das Programm garantiert den hohen Trainingserfolg nicht zuletzt, weil es stets den Fahrenden und dessen Praxis – und nicht das Fahrzeug – in den Mittelpunkt stellt. Der Simulator ist während der gesamten Laufzeit im Messe-Atrium zum Testen verfügbar.

Im Demo-Park wird gezeigt, wie eine Rettungskette im Falle eines Unfalls funktioniert (Foto: Messe Karlsruhe/Jürgen Rösner)

Demo-Park und Rettungskette
Die volle Bandbreite der Nutzfahrzeuge zeigt sich bei den Fahrzeugpräsentationen der Ausstellenden im NUFAM Demo-Park. Namhafte Hersteller präsentieren ihre neuesten Fahrzeuge in Aktion und bringen die Zuschauenden zum Staunen. Spannend und lehrreich wird es am Samstag bei der Rettungskette. Hier wird gezeigt, wie verschiedene Partner bei einem Lkw-Unfall Hand in Hand zusammenarbeiten. Die Rettungskette war in der Vergangenheit und wird auch künftig ein echter Publikumsmagnet sein. Als besonderes Highlight zeigt Alex Gräff, einer der bekanntesten Profi-Drifter Deutschlands, im Demo-Park sein ganzes Können und zeichnet mit seinem Rennwagen kreative Donuts auf den Asphalt.

Pilotprojekt des Straßenkontrolldiensts
Der Straßenkontrolldienst (SKD) des Bundesamts für Logistik und Mobilität (BALM) soll Auffälligkeiten an Lastkraftwagen erkennen und so Gefahren eindämmen. Im Rahmen des Pilotprojekts „SKD-Digital“ wurden der Einsatz und das Zusammenspiel verschiedener Sensoriksysteme und Verfahrenssoftware untersucht. Diese Technologien sollen Auffälligkeiten bereits während der Vorbeifahrt erkannt werden. Bislang war das nur möglich, wenn Fahrzeuge im stehenden Zustand untersucht wurden. Ziel des Projekts ist es auch, Standzeiten von Lkw-Fahrenden zu verringern. Auf der NUFAM präsentiert das BALM zwei Kontrollfahrzeuge. Zudem haben Interessierte die Gelegenheit, Fragen rund um das Thema Kontrollen zu stellen und sich über die neuesten Kontrolltechniken wie das Projekt „SKD-Digital“ zu informieren.

Bei der NUFAM-Challenge werden Deutschlands beste Berufskraftfahrende gesucht (Foto: Jürgen Rösner)

NUFAM Challenge
Der „König oder die Königin der Fahrenden“ wird bei der NUFAM-Challenge ermittelt. Auf der NUFAM-Internetseite gibt es Vorabfragen, die Teilnehmende des Wettbewerbs beantworten können. Die besten acht Teilnehmenden werden danach zur NUFAM in die Messe Karlsruhe eingeladen und treten dort am Messe-Samstag gegeneinander an. Ermittelt wird dort der NUFAM-Champion und somit der beste Berufskraftfahrer beziehungsweise die beste Berufskraftfahrerin Deutschlands. Wer Fan von Lkws ist und diese gerne in einem kleineren Format im Wohnzimmer, Schlafzimmer oder sonst wo stehen hat, wird an der Truckmodellbörse fündig. In der Aktionshalle der Messe Karlsruhe werden kleine Fahrzeuge im Maßstab 1:87 verkauft.

Ladeinfrastruktur und Telematik
Spannende Vorträge rund um die Themen Ladeinfrastruktur sowie Digital Services & Telematik gibt es im Rahmen der NUFAM-Foren am Donnerstag, Freitag und Samstag der Messe. Im Rahmen der Vorträge kommen Themen zur Sprache wie „Telematik & Werkstatt 4.0 – Flotten-Management mit künstlicher Intelligenz“, „AI-basierte Bedarfsprognose für die Transportlogistik“ oder „Zukunft Wasserstoff: Wie lassen sich Fahrzeugflotten schrittweise umstellen?“.

www.nufam.de/programm/

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2023, Seite 32, Foto: Messe Karlsruhe/Jürgen Rösner)