Verpackungen: Es muss nicht immer Kunststoff sein

Verpackungsabfälle entstehen nicht nur dort, wo für die Haltbarkeit von Lebensmittel und Getränken gesorgt werden muss. Sie finden – einem steigenden Bedürfnis nach Reinlichkeit und Selbstpflege verschuldet – auch in Pharmazie und Kosmetik Einsatz. Angesichts zunehmender Abfallmengen geraten Verpackungsalternativen immer mehr ins Blickfeld.

Aus Mais und Maniok
Stärke-basierte Verpackungen beispielsweise haben gegenüber Kunststoffen als umweltfreundliche Lösung an Popularität gewonnen: Sie stammen aus erneuerbaren Quellen wie Korn, Kartoffeln, Mais und Maniok, sind biologisch abbaubar und kompostierbar. Darüber hinaus ist das Material für viele Zwecke einsetzbar. Angeblich sollen schon viele Unternehmen auf stärke-basierte Verpackungen zurückgegriffen haben, um sich von Mitbewerbern abzugrenzen und umweltbewusste Verbraucher anzusprechen. Das Marktvolumen an Stärke-basierten Verpackungen wird für 2023 auf 7.214 Millionen US-Dollar veranschlagt und soll bis 2033 auf 13.416 Millionen ansteigen. Im Prognosezeitraum wird eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 6,4 Prozent erwartet, meldet das Marktforschungsinstitut Future Market Insights.

Obwohl Verpackungsmaterial aus Stärke an Nachhaltigkeit, Verwendbarkeit und Wachstumspotenzial am Markt hervorsticht, ist es im Vergleich zu Kunststoff deutlich teurer und verfügt über eine kürzere Haltbarkeit. Noch werden Beschichtungen gesucht, um die Barriereeigenschaften zu erhöhen, und nach Additiven geforscht, um die biologische Abbaubarkeit zu steigern. Verpackungen aus Stärke können mit der vorhandenen Infrastruktur recycelt werden, auch wenn ihr Recycling in den Vereinigten Staaten noch unterentwickelt ist. Laut Future Market Insights arbeiten etliche Organisationen an kreisläufigen Methoden, um das Material rückgewinnen und wiederverwenden zu können.

Vier Prozent Wachstum: Bambus-Anwendungen
Der weltweite Markt an Bambus-Verpackungen wird für 2022 auf 480,3 Millionen US-Dollar geschätzt. In der Periode 2015 bis 2021 verfügte der Markt über eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 4,0 Prozent, gibt Future Market Insights bekannt. Das Wachstum erklärt sich aus dem zunehmenden Trend zu nachhaltigen und kosteneffizienten Verpackungslösungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie und anderen Märkten. Hinzu kommt ein steigendes Bewusstsein hinsichtlich zunehmender Umweltfragen und dem Einsatz von Einwegkunststoff. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 6,4 Prozent dürfte sich der Markt 2032 auf 895,1 Millionen US-Dollar belaufen. Ihr Verkauf wird als stabil angesehen, da im Jahr 2021 die fünf Spitzen-Anbieter für 25 bis 30 Prozent der Umsatzbeteiligung sorgten. Geschätzte 24 Prozent des Marktanteils sollen Ende 2032 auf Becher und Trinkhalme zurückgehen. Die Bambus-Verpackungen schließen solche für Tassen und Trinkhalme, Flaschen und Gläser, Kästen und Kartons, Schalen, Schläuche, Briefumschläge, Tonnen, Kisten und Paletten ein.

Bambus statt Kunststoff
Initiativen der Verwaltungen unterstützen die Kultivierung von Bambus, während Verpackungshersteller versuchen, Kunststoff-Hüllen durch Bambus zu ersetzen. Beispielsweise erklärte 2018 Indien den Start der „Bambus Mission“, um den Gebrauch und die Erhaltung des Bambus‘ und von Bambusprodukten zu befördern. Bambus ist ein Naturstoff, leicht erhältlich, biologisch abbaubar und billiger in der Herstellung als Kunststoff. Er wird als nachhaltiges und kosteneffektives Material angesehen, da er bei der Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks hilft. Verpackungen aus Bambus sind ideal für Lebensmittel, da sie eine sichere Verpackung bieten, gut isolieren und keine gefährlichen Substanzen abgeben. Für den Markt für Bambus-Verpackungen in den USA wird im Prognosezeitraum eine Wachstumschance von 71,1 Millionen US-Dollar vorhergesagt. Ein signifikanter Zuwachs wird dort insbesondere im Lebensmittel-Bereich erwartet. Laut dem US-Landwirtschaftsministerium lieferten 2021 Lebensmittel-Industrie und Einzelhandel Nahrungsmittel im Wert von 2,12 Billionen US-Dollar, wovon Schnellimbisse und Restaurants rund 70 Prozent aller Lebensmittelverkäufe ausmachten. Das Wachstum in Lebensmittel-Service und -Industrie wird als Stütze für ein Wachsen der dortigen Bambus-Verpackungen angesehen.

Nachfrage aus der Kosmetik-Industrie
Für den deutschen Markt sagt Future Market Insights eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 4,8 Prozent für den Prognosezeitraum voraus. Insbesondere werde die Nachfrage nach sicheren Verpackungen seitens der Kosmetik-Industrie höhere Profite generieren, da Deutschland als der größte Markt für Kosmetika und Körperpflege angesehen wird. Hier ist insbesondere Be Green Packaging zu nennen, das – Cradle to Cradle zertifiziert – sich auf umweltfreundliche Produkte und Verpackungen spezialisiert hat.

Zunehmendes Interesse im Agrarsektor
Im Agrarsektor beruht die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Verpackungen auf dem wachsenden Bedarf nach Effizienz in den Versorgungsketten durch Reduzierung von Lebensmittelabfällen, die in Entwicklungsländern bei Lagerung und Transport entstehen. Es ist zu erwarten, dass zunehmende Aufmerksamkeit hinsichtlich Lebensmittelverlusten während Ernte und Verbringung die Nachfrage nach kostengünstigen und nachhaltigen agrikulturellen Verpackungslösungen antreibt. Innovationen in der Landwirtschaft und zunehmender Lebensmittelbedarf aufgrund steigender Bevölkerungszahlen ebenso wie zunehmender Einsatz von Behältnissen für Dünger und Pestizide lassen für die kommenden Jahre eine stabile Nachfrage nach landwirtschaftlichen Verpackungen erwarten. In Industrieländern ist zusätzlich ein steigendes Bewusstsein zu umweltfreundlichen Materialien wie Papier oder Jutetaschen oder -beuteln zu beobachten, ebenso wie der Einsatz von Big Bags für örtliche und internationale Transporte. Großsäcke und -behälter verzeichneten 2022 einen Umsatzanteil von 42 Prozent, der sich bis Ende 2023 auf 43,6 Prozent erhöhen dürfte.

Verpackungs- und Abfallmengen steigend
So hatte der weltweite landwirtschaftliche Verpackungsmarkt 2022 einen Wert von 6.478 Millionen US-Dollar. Nach Angaben von Future Market Insights wird von Jahr zu Jahr mit einer Wachstumsrate von 5,4 Prozent gerechnet, um bis Ende 2023 die 6.831 Millionen US-Dollar zu erreichen. Der Umfang für agrarische Verpackungen dürfte von 2023 bis 2033 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5,3 Prozent weiterhin expandieren. Für 2033 wird ein Schätzwert in Höhe von 11.449 Millionen US-Dollar veranschlagt. Im Jahr 2022 stand Nordamerika für 22,8 Prozent des globalen Umsatzes im landwirtschaftlichen Verpackungsmarkt; bis Dezember 2023 wird ein weltweiter Anteil von 24,1 Prozent erwartet. Zukünftig ist hier mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5,3 Prozent zu rechnen. Die Vereinigten Staaten konnten 2022 eine Beteiligung am globalen Markt von 20,8 Prozent vorweisen; bis Ende 2023 werden 22,5 Prozent erwartet. China dominiert den asiatischen Markt, für den eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 6,7 Prozent vorhergesehen wird.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2023, Seite 38, Foto: clarabsp / pixabay.com)