Schrottmarkt kompakt: Ist die Talsohle durchschritten?
Die BDSV meldete im Berichtsmonat Dezember je nach Schrottsorte und -bedarf Preisanstiege zwischen 20 und 35 Euro pro Tonne. Das betrifft den Markt in Deutschland und Nachbarländern und erklärt sich mit einem sprunghaften Anstieg der Exportpreise.
Dass die Talsohle durchschritten ist und der Konjunkturpfeil in diesem Jahr wieder nach oben zeigt, bezweifeln jedoch Branchenakteure. Die weiter stagnierende Bautätigkeit und wenigen Impulse aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau bedingen einen geringen Schrotteingang. Große Preissprünge seien daher nicht zu erwarten, meint die IKB Deutsche Industriebank AG.
Aussagekräftige Daten zur Entwicklung der Schrottpreise im Januar lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (18. Januar 2024) noch nicht vor. Bei Alt- wie auch Neuschrotten hielt die geringe Materialverfügbarkeit im Handel zu Jahresbeginn an. Die Nachfrage der Stahlwerke und der Bedarf, den der Tiefseemarkt anmeldet, bestimmen laut BDSV, ob und inwiefern sich der Anstieg der Schrottpreise auch im Januar und den kommenden Monaten fortsetzt.
Zufriedenstellend gestalteten sich im Berichtsmonat Dezember die Absatzmöglichkeiten für legierte Schrotte, was mit der knappen Verfügbarkeit an Edelstahlschrotten zusammenhängt. Nach dem Abwärtstrend, der im November einen Tiefpunkt erreichte – gegenüber dem Jahr 2021 –, erholte sich die Nickelnotierung zum Jahresende wieder. Die Aussichten auf Zinssenkungen in den großen westlichen Industrieländern sorgten außerdem bei NE-Metallen – vor allem Aluminium und Kupfer – für Auftrieb. Der Handel berichtet von einer sehr guten Nachfrage nach Umschmelzaluminium. Durch das Anziehen der Blockpreise stiegen auch die Schrottpreise für alle Sekundärqualitäten. Aluminiumschrotte sind weiterhin ein knappes Gut.
Bei Kupfer verdichteten sich zuletzt die Anzeichen einer Angebotsknappheit, womit die ICSG anscheinend nicht gerechnet hatte. So ging die International Copper Study Group in ihren Herbstprognosen noch von einem Angebotsüberschuss für das Jahr 2024 aus. Auch von einem ausbalancierten Markt ist nicht mehr die Rede. Zum Jahresende 2023 kündigten die Betreiber der größten Kupfermine Panamas deren Schließung an. Die Mine stellt etwa ein Prozent der globalen Produktion dar. Dadurch dürfte das Kupferangebot in den kommenden Jahren geringer ausfallen, als von der ICSG angenommen. Die Bestände an den Metallbörsen LME, Comex und SHFE decken derzeit den weltweiten Bedarf von drei Tagen.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 02/2024, Seite 41, Foto: O. Kürth)