Matratzenrecycling über EPR-Systeme

Matratzen werden immer komplizierter designt und enthalten teilweise über sieben verschiedene Schaumstoffe, die am Ende der Nutzungsphase voneinander getrennt werden müssen. Das macht das Recycling aufwändig und teuer. Eine erweiterte Herstellerverantwortung (engl. Extended Producer Responsibility, EPR) könnte diesem Trend entgegenwirken und Anreize für zirkuläres Design schaffen. Maike Demandt vom Wuppertaler Institut hat dazu unterschiedliche Modelle untersucht.

In Deutschland werden jährlich über sieben Millionen gebrauchte Matratzen entsorgt – das heißt überwiegend verbrannt und nur zu einem Bruchteil recycelt. Bei EPR-Systemen sind die Hersteller nicht nur für die Produktion verantwortlich, sondern müssen sich auch finanziell und/oder organisatorisch um die Sammlung und Verwertung ihrer Produkte kümmern. Dies soll Anreize schaffen, die Produkte kreislauffähig und ressourcenschonend zu gestalten. Zudem kann dadurch eine ausreichende Sammlungs- und Verwertungsinfrastruktur aufgebaut werden.

Grundlage für die weitere Entwicklung
Maike Demandt, Junior Researcherin in der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, hat in ihrer Masterarbeit „Extended Producer Responsibility (EPR) in der Matratzenindustrie“, die nun als Wuppertaler Studienarbeit erscheint, unterschiedliche EPR-Modelle für die deutsche Matratzenindustrie evaluiert. Darüber hinaus identifizierte sie sowohl damit verbundene Anforderungen wie etwa eine hohe Verbraucher-Akzeptanz sowie Herausforderungen wie fehlende (Recycling-)Infrastrukturen. Die erweiterte Herstellerverantwortung wird derzeit vor allem im Fashion-Bereich der Textilindustrie untersucht. „Matratzen werden häufig wegen ihrer Größe bei anderen Forschungsvorhaben aus den Untersuchungen exkludiert. Da sie aber dennoch einen relevanten Abfallstrom in Deutschland ausmachen, habe ich diesen Teilbereich der Textilindustrie näher untersucht“, betont die Forscherin.

Demandt hat dazu sechs Experteninterviews und eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt. Bereits existierende Erfahrungen von EPR-Systemen aus Frankreich, Belgien und der Niederlande ließ sie in die Bewertung der untersuchten Modelle einfließen. Das Ergebnis: Das Modell, in dem eine sogenannte Producer Responsibility Organisation (PRO) gebündelt die Verantwortung der Hersteller übernimmt, sollte präferiert werden. Denn durch dieses System kann unter anderem eine angemessene Kontrolle erfolgen. Es kann Anreize für Forschung und Entwicklung im Bereich der Recycling-Technologien und des zirkulären Designs der Matratzen schaffen. Obwohl die Datenlage über Altmatratzen und deren Verwertung in Deutschland derzeit noch begrenzt sind und die hier präsentierten Ergebnisse von der gewählten Methodik abhängen, dient diese Masterarbeit als erste Grundlage für die weitere Entwicklung eines EPR-Systems für Matratzen in Deutschland.

In der Reihe „Wuppertaler Studienarbeiten zur nachhaltigen Entwicklung“ werden herausragende wissenschaftliche Diplom-, Master- oder Staatsexamensarbeiten publiziert, die im Rahmen der Nachhaltigkeitsforschung am Wuppertal Institut entstanden sind. Die Wuppertaler Studienarbeit ist auf dem Publikationsserver kostenfrei verfügbar: epub.wupperinst.org

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 03/2024, Seite 39, Foto: Barbara Wachter / abfallbild.de)