Runderneuerung von Markenreifen hat Zukunft
Eine aktuelle Studie aus den USA prognostiziert dem weltweiten Runderneuerungsmarkt bis 2033 eine Steigerung des Marktvolumens um 11,2 Milliarden US-Dollar auf 20 Milliarden US-Dollar. Das liegt aus Expertensicht vor allem daran, dass runderneuerte Reifen einen signifikanten Beitrag zur gesetzlich vorgeschriebenen Senkung der CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr leisten.
Führende europäische Reifenhersteller haben die Zeichen der Zeit erkannt und setzen zunehmend auf die Werksrunderneuerung der eigenen Markenkarkassen. In den USA soll die klimagerechte Runderneuerung Schub von staatlicher Seite erhalten: Ein aktueller Gesetzentwurf sieht Steuergutschriften für den Kauf runderneuerter Reifen vor. Die EU-Kriterien für die öffentliche Beschaffung im Bereich Straßenverkehr erlauben seit Juni 2023 die rechtssichere Ausstattung aller Fahrzeuge der öffentlichen Hand mit runderneuerten Reifen, wenn sie nach den Richtlinien ECE R 108/109 typgenehmigt sind. Die Aufnahme runderneuerter Reifen in die EU-Taxonomie-Verordnung zum straßengebundenen Güter- und Personentransport als geeignete Bereifung scheitert aber bislang daran, dass Runderneuerte nicht in der EU-Reifenkennzeichnungsverordnung (vom 1. Mai 2021) enthalten sind, was von Seiten der Runderneuerer seit über zwölf Jahren gefordert wird.
Nachhaltige Optimierung der CO2-Bilanz
Die Treibhausgas-Emissionen des Straßengüterverkehrs in Europa haben seit 1995 um 21 Prozent zugenommen. Steigende Zulassungszahlen haben den positiven Effekt verbesserter Motoren und Abgastechnik unwirksam gemacht. Um die strengen Vorgaben des Klimaschutzgesetzes für den Straßengüterverkehr zu erfüllen, müssen Unternehmen der Transport- und Logistikbranche ihre CO2-Emissionen bis 2033 nahezu halbieren. Die Fuhrpark-Umrüstung auf emissionsärmere Transporter und Nutzfahrzeuge wird dazu nicht ausreichen. Die Ausstattung der Flottenfahrzeuge mit runderneuerten Reifen kann die CO2-Bilanz nachhaltig optimieren.
Runderneuerte Markenreifen für Nutzfahrzeuge und Pkw haben erwiesenermaßen dieselbe Qualität, Sicherheit, Laufleistung und Performance wie vergleichbare Neureifen. Sie bieten darüber hinaus zahlreiche ökologische und ökonomische Vorteile. Die Fertigung runderneuerter Reifen spart nach einer AZuR/DBU-Studie des Fraunhofer Instituts Umsicht im Vergleich zur Neureifenherstellung über 60 Prozent CO2-Emissionen, zwei Drittel Rohstoffe (vor allem Kautschuk) sowie rund 50 Prozent Energie (Strom und Gas). Ein runderneuerter Lkw-Reifen verursacht 135 Kilogramm weniger CO2-Emissionen als ein vergleichbarer Lkw-Neureifen (Rollwiderstandsklasse D) und ist zudem in der Anschaffung günstiger.
Importreifen aus Fernost im Hintertreffen
Die nachhaltigen Vorteile der Runderneuerung von Markenreifen in Europa können die meisten Importreifen aus Asien bei nüchterner Betrachtung nicht annähernd erreichen. Zu dem schon in der Herstellung verursachten CO2-Plus kommen zusätzliche klimaschädliche Emissionen durch den Transport um die halbe Welt. Während europäische Markenreifen für Nutzfahrzeuge bis zu dreimal runderneuert werden können, sind längst (noch) nicht alle Importreifen runderneuerungsfähig. Das lässt sie in der Ökobilanz noch weiter zurückfallen und hat zudem den negativen Effekt, das Karkassenangebot in Europa weiter zu verknappen.
Auf dem ersten AZuR-Runderneuerungsgipfel am 8. Oktober in Günzburg kommen die wichtigsten Branchenvertreter aus der EU zusammen, um die Zukunftsaspekte der Runderneuerung vorzustellen und zu diskutieren. Neben einem innovativen Vortragsprogramm, das auch viele technische Neuerungen enthält, wird den Teilnehmenden in einer begleitenden Ausstellung die Möglichkeit geboten, mit wichtigen Lieferanten ins Gespräch zu kommen.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2024, Seite 8, Foto: AZuR-Netzwerk)