Duale Systeme: Steigende Recyclingmengen sorgen für Kostensteigerungen

Im dritten Quartal 2024 bleiben die gemeldeten Mengen an recyceltem Glas, Papier und Leichtverpackungen (LVP) in Deutschland weit hinter den Vorjahreswerten zurück. Gleichzeitig verzeichnen die dualen Systeme jedoch steigende Erfassungsmengen. Was auf den ersten Blick wie ein Erfolg für die Umwelt klingt, ist in Wahrheit sehr besorgniserregend, warnt die Reclay Group als Betreiberin eines von elf dualen Systemen in Deutschland.

Besonders problematisch sei die Situation bei LVP-Verpackungen: Trotz stagnierender Gesamtmarktmengen stiegen die Sammelmengen, was wiederum die Sortiermengen und die damit verbundenen Kosten erhöhe. Als Hauptursache für dieses Missverhältnis macht die Reclay Group Fehlwürfe verantwortlich, also falsch entsorgte Abfälle in der Gelben Tonne oder im Gelben Sack. Dies führt dazu, dass immer größere Mengen verbrannt werden müssen, was nicht nur empfindliche Kosten verursacht, sondern seit Januar 2024 auch eine CO2-Steuer nach sich zieht, erklärt das Unternehmen. Zusätzlich belaste die anhaltend niedrige Nachfrage nach recycelten Rohstoffen die dualen Systeme. Kunststoffrecycler prognostizierten bereits Anfang 2024 ein schwieriges Jahr. Die geringe Nachfrage nach sortiertem Material aus den dualen Systemen verschärfe die finanzielle Situation weiter, heißt es.

Preissteigerungen unvermeidlich
Eine vergleichbare Entwicklung beobachtet die Reclay Group in Österreich, wo das Unternehmen auch tätig ist: Die bevorstehende Einführung des Pfandsystems im Jahr 2025 stelle die Systeme vor zusätzliche Herausforderungen. Obwohl die Verlagerung wertvoller Getränkeverpackungen ins Pfandsystem ökologisch sinnvoll sei, blieben die Kosten für die Sammlung der verbleibenden Verpackungen in der Gelben Tonne unverändert hoch.

Die dualen Systeme in Deutschland und Österreich stehen nach Auffassung der Reclay Group vor erheblichen Herausforderungen und unerwartet hohen Kosten: „Diese Entwicklungen werden sich zwangsläufig in Form von Preissteigerungen für die Beteiligung an den dualen Systemen im Jahr 2025 niederschlagen, was letztlich auch die Endverbraucher zu spüren bekommen werden.“ Das Unternehmen sieht in dieser Entwicklung eine große Gefahr für das System der Sammlung und Verwertung von Verpackungen. Strukturelle Anreize, Restmüll über die Systeme zu entsorgen, müssten noch besser aufgedeckt und in der politischen Diskussion berücksichtigt werden. Denn Fehlwürfe würden nicht nur zu unfairen Kostenverlagerungen führen, sondern auch den Zielen der Kreislaufwirtschaft entgegenwirken, da sie die Qualität der Recyclingprozesse verschlechtern. Die Reclay Group appelliert deshalb an alle Beteiligten, faire Lösungen zu finden und notwendige Schritte einzuleiten, um ein funktionierendes System sicherzustellen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2024, Seite 7, Foto: Suez Deutschland GmbH)