Welches Transformationspotential in KI steckt
Am 4. und 5. September 2024 fand in Dortmund – in Kooperation mit dem Zukunftskongress Logistik – die „AI24 – The Lamarr Conference“ statt. Die erste wissenschaftliche Konferenz Mitteleuropas zu Künstlicher Intelligenz (KI) erörterte aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven in verschiedenen Anwendungsbereichen: von Generativen KI-Modellen über aktuelle KI-Technologien für Industrie und Logistik bis hin zu vielfältigen Forschungsergebnissen und globalen Trends für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.
„KI-Algorithmen und ihr maschinelles Lernen werden in Zukunft den Wettbewerb bestimmen – dies gilt für Industrie und Logistik in besonderer Weise“, sagte Prof. Dr. Michael ten Hompel, Co-Direktor des Lamarr-Instituts, bei der Eröffnung der Konferenz. „Deshalb vereinen wir auf der AI24 die Besten aus allen Welten – aus Forschung, Industrie und Politik – mit dem Ziel, neue Communities zu erschaffen und Kooperationspotenziale zu entdecken, um die Zukunft der angewandten KI aktiv zu gestalten.“
Lamarr-Co-Direktor Prof. Dr. Stefan Wrobel ergänzte: „Nur mit nachhaltig exzellenter, verantwortlicher und anwendungsorientierter Spitzenforschung können wir die Künstliche Intelligenz voranbringen. Deshalb freue ich mich sehr, dass es uns gelungen ist, herausragende Expertinnen und Experten aus der internationalen Wissenschaft und Industrie hier in Dortmund zusammenzubringen, um neueste Trends, zukunftsweisende Technologien für die Wirtschaft und notwendige Schritte für eine wirksame KI-Bildung gemeinsam zu diskutieren.“
Gewaltige Innovationen in der Pipeline
Nach Grußworten durch Thomas Westphal, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, und Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, erlebten die Teilnehmenden das erste große Highlight der Konferenz: die erstmalige Verleihung des „Lamarr Award“ an den international renommierten Pionier im Feld KI, Robotik, autonomes Fahren und digitale Bildung, Sebastian Thrun, Professor für Künstliche Intelligenz an der Stanford University und ehemaliger Vizepräsident bei Google. „Bereits heute haben wir gewaltige KI-Innovationen in der Pipeline, die uns allen nach und nach zu einem besseren Leben verhelfen werden“, sagte Thrun in seiner Keynote und forderte: „Deutschland sollte sich durch ein neues Maß an Neugier und Offenheit aller Mitglieder der Gesellschaft als globaler Vorreiter dieser fundamentalen Technologie positionieren.“
Das weitere Programm bot den Teilnehmenden spannende Keynote-Vorträge und Podiumsdiskussionen rund um Generative KI, die KI-Bildung zukünftiger Generationen von Forschenden und Anwendern sowie den Einsatz von KI in Industrie und Logistik. Es wurde deutlich, welches Transformationspotenzial in der Technologie steckt und wie dieses in der engen Kooperation von Forschenden und Anwendern bestmöglich gehoben werden kann. So blickte etwa Dr. Magnus Sahlgren, Forschungsleiter bei AI Sweden, in seiner Keynote auf die europäische Perspektive der Generativen KI. Prof. Dr. Michael Henke, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, gab eine Einführung zum Potenzial von KI in Industrie und Logistik und zeichnete den Weg zum digitalen Kontinuum der KI nach. Den Abschluss des ersten Konferenztages bildete die in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Dortmund durchgeführte Abendveranstaltung im stimmungsvollen Ambiente des Phoenix des Lumières, die auch den Rahmen zur Auszeichnung des „Digital Logistics Award“ bot.
Spitzenforschung mit Strahlkraft
Der zweite Veranstaltungstag wurde durch Hendrik Wüst MdL, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, eröffnet. Schon im Vorfeld der Konferenz sprach sich Wüst für die Stärkung der Vernetzung von KI-Forschung und Industrie aus: „Nordrhein-Westfalen geht konsequent den Weg von der Kohle zur KI: Wo früher Steinkohle abgebaut wurde, stehen heute Labore und Forschungseinrichtungen. Wo heute noch Braunkohle abgebaut wird, werden Rechenzentren und Datenkreuze geplant. Für Nordrhein-Westfalen ist die Erforschung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz ein wichtiges Zukunftsthema. Für unseren Wirtschaftsstandort ist Künstliche Intelligenz zudem ein zentraler Treiber, wie der Strukturwandel in vielen Regionen des Landes zeigt. Das Land hat sich dabei ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Wir wollen die führende Digitalregion Europas werden. Deswegen ist es gut, dass nicht nur wissenschaftliche Grundlagen, sondern auch die industriellen Anwendungsfelder der Künstlichen Intelligenz diskutiert und erforscht werden. Dafür bietet das Lamarr-Institut mit der Kombination aus Vernetzung, Internationalisierung und Wirtschaftsnähe genau die richtige Grundlage.“
Keynote-Vorträge zu großen Sprachmodellen für Dialogsysteme von Amazon AGI-Experte Prof. Dr. Jens Lehmann und KI in der Astrophysik von Prof. Dr. Phil Diamond vom Square Kilometre Array Observatory zeigten anschließend Perspektiven für eine neue Generation von KI-Assistenten und den Einfluss von KI auf wegweisende, internationale Forschungskollaborationen. Der Nachmittag hielt ein breit gefächertes Programm mit parallel stattfindenden Themen- und Workshop-Sessions bereit, die von führenden nationalen und internationalen Experten gestaltet wurden.
Die Teilnehmenden lernten so verschiedene aktuelle KI-Anwendungsbereiche und Lösungen vertiefend kennen: Die „Fellows“ des Lamarr-Instituts – sechs herausragende KI-Forschende aus Nordrhein-Westfalen – gaben Einblicke in aktuelle KI-Forschung aus NRW. Ebenso wurden Sessions zu Themen wie Robotik sowie spezifischen Anwendungen von KI in den Naturwissenschaften, wie der Physik und den Lebenswissenschaften mit Schwerpunkt Pharmazeutik, und in der Industrie und Logistik angeboten. Weitere Schlüsselthemen waren Instrumente der Regulierung von Künstlicher Intelligenz wie beispielsweise der „AI Act“ der Europäischen Union, der Einsatz von „Foundation Models“ und „Large Language Models“ sowie erklärbare KI.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 10/2024, Seite 17, Foto: Fraunhofer IML)