Textilrecycling: Neue Verfahren im Aufwind
Mit verbesserten Technologien und klaren gesetzlichen Vorgaben gelangen immer mehr recycelte Fasern in neue Textilien. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU).
Die Studie stellt bestehende Recyclingverfahren, ihre Vor- und Nachteile sowie politische Möglichkeiten zur Förderung des Textilrecyclings dar. Nach den Erkenntnissen ist das mechanische Recycling mit einem Anteil von 65 bis 87 Prozent derzeit das dominierende Verfahren. Im Vergleich zu anderen Technologien ist diese Vorgehensweise zwar weniger umweltbelastend, führt aber zu einer Verschlechterung der Faserqualität.
Klare Hierarchie wichtig
Die Depolymerisierung von Fasern gilt als eine vielversprechende Lösung, um die Qualität von Recyclingfasern zu verbessern, befindet sich jedoch noch in der Entwicklungsphase. Bei diesem Verfahren werden Fasern wie Polyester, Nylon oder Cellulose in chemischen Prozessen in ihre ursprünglichen Bestandteile zerlegt, sodass sie für die Herstellung neuer Textilien wiederverwendet werden können. Verfahren wie die Pyrolyse oder die Gasification, die üblicherweise als chemisches Recycling bezeichnet werden, zerlegen die chemische Struktur der Faser hingegen in kurzkettige Kohlenwasserstoffgemische und benötigen dafür deutlich mehr Energie als die Depolymerisierung. Heute werden Pyrolyseöle und Synthesegase selten für die Textilfaserherstellung eingesetzt, sondern eher in der Kraftstoffproduktion oder in der Chemieindustrie. „Um hochwertige Fasern herzustellen, stößt das mechanische Recycling an seine Grenzen. Für eine echte Kreislaufwirtschaft brauchen wir innovative Technologien, die die Faserqualität erhalten und für die Textilbranche wieder nutzbar machen“, fasst Clara Löw, Expertin für nachhaltiges Textilrecycling am Öko-Institut, zusammen. „Die Depolymerisation muss deshalb dringend weiterentwickelt werden. Eine klare Hierarchie der Recyclingverfahren nach energetischem und ökologischem Aufwand ist wichtig, um zukünftige Investitionen im Bereich Textilrecycling zu priorisieren.“
Höherer Anteil von Recyclingfasern in neuen Textilen
Die Studie betont zudem, dass der Anteil von recycelten Fasern bei der Produktion neuer Textilien bisher sehr gering ist. Um diesen Rezyklatanteil zu erhöhen, müsse der Gesetzgeber stärkere Anreize für die Hersteller setzen. Dazu gehören beispielsweise verbindliche Quoten für den Einsatz von Rezyklaten sowie Anforderungen an die Recyclingfähigkeit von Textilprodukten insgesamt und eine Verpflichtung der Hersteller zur getrennten Sammlung und Verwertung.
Dies könne, so die Autorinnen der Studie, über die EU-Ökodesign-Verordnung, die Einführung der Getrenntsammelpflicht in der EU ab 2025 sowie die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung für Textilien durch eine Revision der Abfallrahmenrichtlinie erfolgen, die derzeit in der Planung oder schon beschlossen sind. „Um das Potenzial des Textilrecyclings wirklich auszuschöpfen, brauchen wir nicht nur bessere Technologien, sondern auch klare gesetzliche Vorgaben und wirtschaftliche Anreize“, plädiert Löw. „Deren Wirkung hängt jedoch stark von ihrer konkreten Ausgestaltung ab. Wir fordern daher eine ambitionierte Umsetzung aller aktuell laufenden Gesetzgebungsverfahren, um die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft im Textilsektor voll zur Entfaltung zu bringen.“
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 01/2025, Seite 17, Foto: Soex)