Sekundärrohstoffe verbindlicher stärken

Das FEhS – Institut für Baustoff-Forschung sieht in der von der scheidenden Bundesregierung beschlossenen Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) einen weiteren, aber zu verhaltenen Schritt zur Schonung natürlicher Ressourcen und zum Schutz von Umwelt und Klima.

Die Experten für die Nebenprodukte der Stahlherstellung vermissen vor allem für die prioritären Handlungsfelder „Bau- und Gebäudebereich“ sowie „Öffentliche Beschaffung“ konkrete, rechtssicher formulierte und verbindliche Vorgaben. Dies betrifft sowohl die derzeit verfügbaren Nebenprodukte der Stahlindustrie als auch zukünftige aus dekarbonisierten Herstellungsverfahren. Bessere Rahmenbedingungen in Bund und Ländern zur Verwendung von Sekundärrohstoffen und -baustoffen sind aus Sicht des FEhS-Instituts elementar zur Intensivierung der Kreislaufwirtschaft und für einen gesteigerten, nachhaltigen Einsatz von Sekundärrohstoffen. In besonderem Maße kämen hier Ausschreibungen der Öffentlichen Hand in Betracht: Die im Kreislaufwirtschaftsgesetz vorgeschriebene bedingte Bevorzugung von Sekundärmaterialien bei gleicher technologischer Eignung sollte – anders als derzeit häufig zu beobachten – ausnahmslos in der Praxis angewendet werden.

Einheitliche Elutionsverfahren erforderlich
Ein weiterer wichtiger Aspekt für das FEhS-Institut ist die einheitliche und praxisorientierte Bewertung der Umweltauswirkung von Rohstoffen, unabhängig von ihrer Herkunft. Vor allem beim Bauen sollten Primär- und Sekundärbaustoffe nach den gleichen Kriterien bewertet werden. In diesem Zusammenhang fordert das FEhS-Institut auch für den Hochbau einheitliche Elutionsverfahren – anstelle von Feststoffgrenzwerten, die das Endprodukt und keine einzelnen Bestandteile untersuchen. Nicht zuletzt sei auch ein nicht-diskriminierendes Wording vonnöten. Es sollte von „Sekundärrohstoffen/-baustoffen“ anstelle von „Recyclingrohstoffen/-baustoffen“ die Rede sein, um die Einbeziehung aller relevanten Materialien zu gewährleisten.

Zu einem Müssen und Machen kommen
Thomas Reiche, Geschäftsführer des FEhS-Instituts: „Aus unserer Sicht bleibt die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie deutlich hinter dem zurück, was für eine in der Praxis wirksame und zukunftsweisende Förderung von Sekundärrohstoffen notwendig ist. So hätten wir uns gewünscht, dass die Ergebnisse des Abschlussberichts der vom Bundeswirtschaftsministerium initiierten Dialogplattform Recyclingrohstoffe der Deutschen Rohstoffagentur im August 2023 wie auch unsere Kernforderungen für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement für die Nebenprodukte der Stahlindustrie hinreichend berücksichtigt worden wären. Um den Einsatz von Sekundärrohstoffen wirklich zu fördern, müssen wir zeitnah vom Sollen und Planen in ein praxisgerechtes, ressortübergreifendes Müssen und Machen kommen. Das gilt auch für die angewandte Forschung, der in der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie ein hoher Stellenwert beigemessen wird. Die im Entwurf zum Bundeshaushalt 2025 geplanten Mittelkürzungen für die Industrieforschung laufen diesen Zielen aus unserer Sicht jedoch diametral entgegen.“

Die Verwendung von Eisenhüttenschlacken in Zement und Beton, im Verkehrswegebau und in Düngemitteln hat nach Angaben des FEhS-Instituts bis heute in Deutschland den Abbau von über einer Milliarde Tonnen Naturgestein und die Emission von 210 Millionen Tonnen CO2 vermieden.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 02/2025, Seite 8, Foto: FEhS-Institut/Michael Wieschke)