Tana – die komplette Recyclingpalette
Mit Zerkleinerern der Baureihe Shark ist der renommierte Hersteller von Abfallverdichtern – Tana – den Weg des Recyclings gegangen. Die Markteinführung des neuen Scheibensiebs TANA Raven X550T ist nun der nächste Schritt. EU-Recycling hat sich mit Tana und Vertriebspartner Veneto Schwenter getroffen und über die Erweiterung des Portfolios gesprochen.
Auf die Bahn ist Verlass – heute. Zu diesem Besuch hätte ich keinen Zug früher nehmen müssen. Pünktlich auf die Minute ist der Regional Express am Zielort, sodass ich noch eine Stunde Zeit habe. Um elf Uhr ist unser Treffen ausgemacht, doch soll ich gleich anrufen, wenn ich da bin. Am Bahnhof Mühldorf am Inn (Oberbayern) holt mich Corbinian Gattermann (Key Account and Application Manager Tana Oy) ab. Es geht zu einem Recyclingbetrieb in der Nähe, der eine Maschine von Tana im Einsatz hat.

Corbinian Gattermann, Kirsi Ahonen,
Henri Kinnunen (Tana Oy) und Kurt Beyer (Veneto Schwenter GmbH), v.l.
Bei der Ankunft werden wir von Kirsi Ahonen (Marketing Director Tana Oy), Kurt Beyer (Chief Customer Officer Veneto Schwenter GmbH) und Henri Kinnunen (VP, Product Management & Business Development Tana Oy) empfangen. Dass das bestellte schöne Winterwetter an diesem Januartag ausbleibt und es immer wieder regnet, tut dem Rundgang, der sich dem Besuch des Betriebshof anschließt, keinen Abbruch. Es gibt viel zu sehen und zu erfahren: über die Produkte von Tana und die Markteinführung eines neuen Scheibensiebs im Lieferprogramm – über die Veneto Schwenter GmbH, die seit letztem Jahr den Generalvertrieb für die Maschinen und Anlagen des finnischen Herstellers in Deutschland managt.
Erfolg entsteht durch Menschen …
Die Geschichte von Tana reicht in das Jahr 1971 zurück. Damals gründete der Technikinnovator und Erfinder Matti Sinkkonen in Finnland die Firma Kone-Jyrä Oy, aus der später Tana Oy hervorging. Heute gehört das Umwelttechnologieunternehmen mit Hauptsitz in Jyväskylä dem Private-Equity-Investor CapMan Growth, dem Geschäftsmann Aaro Cantell und der Elo Mutual Pension Insurance Company als Konsortium zusammen mit der Tana-Firmenleitung sowie dem Unternehmer Kari Kangas und seiner Familie. Mehr als 60 Fachkräfte sind derzeit an verschiedenen Standorten in Finnland und Deutschland beschäftigt. Tana ist davon überzeugt, dass Erfolg durch Menschen entsteht. Das Unternehmen investiert in das Kundenerlebnis sowie das Wohlbefinden und die Motivation des eigenen Teams.
… und mit starken Partnern
Mit TANA verbindet man Abfall- und Deponieverdichter, doch ist die Marke längst auch für Recyclingmaschinen bekannt – konzipiert für das High-End-Segment und die Aufbereitung anspruchsvoller Materialien wie Reifen, Matratzen oder Pulperzöpfen aus dem Papierrecycling. Gemäß dem Firmenslogan „TANA From Waste to Value“ deckt das Produktportfolio inzwischen die komplette Palette der Wertstoffrückgewinnung ab. Anlagen von Tana für vielfältige Anwendungen und damit maßgeschneiderte Kundenlösungen werden heute in über 50 Länder exportiert. Das Händler- und Service-Netzwerk ist hier engmaschig geknüpft – mit starken Partnern vor Ort.
„Tana kommt aus dem Bereich Landfill Compactor“, verweist Corbinian Gatterman auf die Entwicklung des Unternehmens. „Seit über 40 Jahren bauen wir Abfallverdichter und seit 15 Jahren Zerkleinerungsmaschinen. Bei den Kompaktoren sind wir weltweit unter den Marktführern. Im US-Markt zum Beispiel haben wir 25 Prozent Marktanteil. Das ist für uns als Firma mit 60 Angestellten ein sehr großer Erfolg. Mit den Schreddern ist das mittlerweile sehr ähnlich: 130 bis 150 Maschinen werden im Jahr gebaut. Die Produktion ist ausgelagert.“
Noch näher am Kunden
Die strategischen Ziele der neuen Eigentümer von Tana umfassen die Erweiterung des Produkt- und Dienstleistungsangebots und darüber die Kundenbindung. Auch wird das Thema Runderneuerung und somit die Verlängerung der Nutzungsdauer von Gebrauchtmaschinen immer wichtiger. Tana fördert eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft und verleiht alten Maschinen ein neues „Leben“. Life-Cycle Services und Marktpräsenz sollen in Folge des Wachstums ausgebaut werden. Tana will noch näher am Kunden sein und ihm den größtmöglichen Mehrwert bieten.
Das Geschäft in Deutschland soll mit den Worten von Kurt Beyer Veneto Schwenter „in die Gerade ziehen“. Es stellt sich zugleich die Frage, wie die Partnerschaft mit Tana zustandekam. Laut Corbinian Gattermann hat sich das überschnitten: „Wir waren auf Händlersuche, und Veneto ist auf uns zugekommen. Wir waren sehr glücklich, dass sie Kontakt aufgenommen hatten. Schnell zeigte sich, dass wir sehr gut zusammenpassen – von der ganzen Vision und vom Ansatz her. Veneto hatte klare Vorstellungen, wie man Tana wo in Deutschland platzieren kann.“
„Was verlangt der Markt?“
Ebenso wie Tana hatte sich auch Veneto im letzten Jahr neu strukturiert und umgeschaut: „Was verlangt der Markt?“ Kurt Beyer beobachtet, „dass kleine Recyclingbetriebe selber versuchen, die Wertstoffnutzungskette zu schließen. Das heißt, definierte Endprodukte herzustellen. Und das wurde früher eigentlich immer so gemacht: dass kleinere Betriebe an größere lieferten. Die besaßen große Anlagen, dort wurde alles durchgefahren. Jetzt versucht man, das aus der Zentrale herauszuziehen und dezentral an allen kleinen Standorten hinzukriegen. Dementsprechend haben unsere Kunden nach definierten Endkorngrößen/Endprodukten gefragt und wie man das technisch in so wenig wie möglichen Schritten erreichen kann. So sind wir auf Tana gekommen. Für den Hersteller sprach das Gesamtkonzept und der Service, der dahintersteht – weil wir dadurch auch unseren Service optimieren können. Da Tana kein übergroßes Produktportfolio hat, kann es sich auf das konzentrieren, was es gut kann.“
Nach persönlichen Treffen bei Tana in Jyväskylä und auf der IFAT 2024 in München ist Veneto Schwenter exklusiv mit dem Generalvertrieb von Tana-Produkten in Deutschland betraut worden, was den Verkauf, die Vermietung, die Wartung und den Service sämtlicher Maschinen und Anlagen im Lieferprogramm des finnischen Herstellers angeht. Veneto, die Firma von Andreas Schwenter (Präsident der BDSV – Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e. V. ), mit Hauptsitz in Herrsching am Ammersee (Bayern) kommt ursprünglich aus dem Schrottbereich und ist auch im Stahlhandel tätig.
Proaktiv auf kurzem Weg
„Wir haben ein eigenes Lager für Ersatzteile, Equipment, Mietmaschinen sowie einen Roboter zum Verschweißen von Stahlplatten“, führt Kurt Beyer aus. „Unsere Büros sind über ganz Deutschland verteilt, und wir arbeiten mit einem Cloudsystem. Auf kurzem Weg können wir schnell und flexibel überall hinkommen. Und wir haben TANA-Connect: Jede Maschine, die über uns in Deutschland bei einem Betrieb im Einsatz ist, haben wir bei uns auf dem Schirm. Die Checkliste einer jeden Maschine ist bei uns digital hinterlegt. So können wir vorab und proaktiv reagieren und handeln. Denn bevor was passiert und womöglich ein Ausfall droht, gibt die Maschine mehrere Hinweise darauf. Und die erscheinen bei uns automatisch. Wir können also alle Vorgänge digital abrufen, Teile automatisch bestellen, zum Beispiel für den Service, oder uns direkt in die Maschine einwählen und gegebenenfalls Verbesserungen/Änderungen vornehmen. Durch TANA-Connect können wir die Anlagenverfügbarkeit auf das Maximum steigern.“
Während der Gewährleistung ist Veneto für die Wartung verantwortlich. In Zukunft wird es von Veneto für jede ausgelieferte Maschine ein Ersatz- und Verschleißteillager geben, einen Container mit Equipment zur Verschleißteil-Vorhaltung. So kann der Kunde innerhalb der Gewährleistungszeit zum Beispiel Messerzähne (sind geschraubt, werden einmal gedreht, dann kann man sie herausnehmen) oder einen Filter austauschen. Ziel von Veneto ist es, möglichst autark von Zulieferanten zu sein. Veneto vertreibt außerdem Brandschutzsysteme, die stromlos und vollautomatisch funktionieren. Ob Recyclingmaschinen, Radlader, Bagger oder Schaltschränke: Die Systeme des englischen Anbieters REACTON Fire Suppression schützen zuverlässig 24/7 wichtige Kernkomponenten in jedem Unternehmen.
Es geht noch mehr
Mit Zerkleinerern der Baureihe Shark ist Tana den Weg des Recyclings gegangen. Das neue Scheibensieb TANA Raven X550T ist nun der nächste Schritt. Die Eigenentwicklung kombiniert robustes Design mit intelligenter Funktionalität und liefert optimale Ergebnisse in einer Vielzahl von Abfallverarbeitungs-Anwendungen. Nach der offiziellen Markteinführung Ende Februar startet die Serienproduktion der Maschine voraussichtlich Mitte des Jahres 2025.
Corbinian Gattermann lenkt bei der Präsentation den Blick auf den modularen Siebtisch, der eine schnelle Anpassung an die gewünschte Partikelgröße ermöglicht. Dies erleichtert auch den Service. Der Siebtisch des TANA Raven X550T besteht aus vier austauschbaren Modulen. So kann beispielsweise das erste Viertel des Tisches Feinteile unter 20 Millimetern abscheiden, während der Rest mittlere Fraktionen zwischen 20 und 100 Millimetern aussiebt. Größere Materialien werden dabei als Überkorn klassifiziert. Der modulare Aufbau ermöglicht auch zukünftige Modifikationen und die Entwicklung neuer Partikelgrößenoptionen, basierend auf den Kundenbedürfnissen. Selbst schweres, anhaftendes Material kann ohne Verstopfer gefahren werden. Das funktioniert auch mit Erden. Im Altholz-Einsatz kann das Sieb – nach Erfahrungen von Kunden – 60 bis 70 Tonnen pro Stunde verarbeiten. Und Tana sagt: Es geht noch mehr. Je nach Bedarf sind dabei Zwei- und Drei-Fraktionen-Siebungen möglich.
Die Scheiben werden effizient und präzise im Spritzgussverfahren hergestellt, was ein einfaches, leises, lange nutzbares und kosteneffizientes Design bietet. Das intelligente Anti-Wickel-Design macht separate Anti-Wickel-Systeme überflüssig, wodurch Ersatzteile und Verschleiß für Kunden einfacher und erschwinglicher werden. Darüber hinaus wiegen die Scheiben bis zu 75 Prozent weniger als Stahlscheiben, was die Effizienz steigert. Das besondere Design der Siebscheiben ist ebenfalls patentgeschützt. Das intelligente TANA Control System (TCS) erkennt Staus und kann die Maschine bei Bedarf umkehren. Es lassen sich verschiedene Programme für die Verarbeitung diverser Materialien speichern.
Kombiniert oder eigenständig
Der TANA Shark Shredder und das Scheibensieb bilden ein ideales Paar, da sie die gleichen Abfallarten mit der gleichen Geschwindigkeit verarbeiten können. „Zerkleinerer und Scheibensieb können kombiniert eingesetzt werden“, fügt Corbinian Gattermann hinzu. „Das Sieb kann dem Zerkleinerer nachgeschaltet werden.“ Wie sein Namensvetter im Tierreich, ist der TANA-Rabe äußerst anpassungsfähig und intelligent. Auf hohe Durchsatzleistung ausgelegt, können verschiedene Arten von Abfällen – insbesondere Siedlungs-, Bau- und Abbruchabfälle sowie Altholz – über den großdimensionierten Trichter aufgegeben und sortenrein getrennt werden. Dazu zählt Gattermann auch anspruchsvolle Materialien wie Reifen, Matratzen und Pulperzöpfe. Die Beschickung kann hier problemlos über einen Radlader oder Umschlagbagger erfolgen, wodurch das Sieb als eigenständige Maschine verwendet werden kann. Optional wird der mit einem Dieselmotor der Stufe V ausgerüstete Raven auch mit elektrischer Siebfunktion erhältlich sein.
Immer auf dem Laufenden
Das seit über zehn Jahren bei allen Maschinen von Tana verfügbare Fernüberwachungssystem TanaConnect wurde zum TanaConnect-Portal weiterentwickelt – neue digitale Funktionen stellen maximale Maschinenverfügbarkeit sicher. Dieses Flottenmanagementsystem sammelt, analysiert und präsentiert Maschinendaten, um Abläufe zu rationalisieren, die Teammotivation und die Produktivität zu steigern. TanaConnect ist auch im TANA Raven-Bildschirm enthalten. Zustand und Leistung der Maschine lassen sich live und detailliert einblicken. Informationen aus dem TanaConnect-Portal können über die TanaConnect-API mit anderen Systemen wie Wartungs- und Produktionsmanagement oder ERP-Systemen integriert werden. Das Portal ermöglicht das Flottenmanagement in Echtzeit und hält die Benutzer stets über wichtige Informationen auf dem Laufenden, darunter: Produktionsberichte, Maschinenalarme, Maschinenereignisse, Informationen zum Maschinenservice und Tana-Dokumente.
Für alle Aufgaben
Das Treffen mit Tana und Veneto Schwenter schließt mit einer Vorführung des TANA Shark, der bei dem Recyclingbetrieb, bei dem wir zu Gast sind, zu Testzwecken im Einsatz ist. Der gemietete, mit einem Metallabscheider ausgestattete Einwellen-Zerkleinerer auf Trailer (auch mit Kettenfahrwerk und als stationäre Maschine erhältlich) wird auf „Herz und Nieren“ geprüft, wie es heißt, und dazu – über einige Wochen – an mehreren Standorten des Anwenders im Wechsel mit verschiedenen Aufgabematerialien gefahren. Diese Tests werden abgewartet und dann entschieden, ob der Shark gekauft wird. Der Recycler ist noch kein Tana-Kunde.
Wir sehen an diesem Tag die Zerkleinerung von Reifen, darunter auch Truck- und Minen-Fahrzeugreifen. Abhängig von der Siebkorbgröße und der Beschaffenheit des Aufgabematerials liegt die Durchsatzleistung bei bis zu 25 Tonnen die Stunde. Ohne Siebkorb sind auch 30 bis 35 Tonnen möglich. Nach den Erfahrungen von Corbinian Gattermann und Kurt Beyer empfiehlt sich eine grobe Vorzerkleinerung. Danach setzt man ein Feinkorbsieb ein und lässt das Material nochmal durch den Shark laufen. Der Siebkorbwechsel ist in zehn Minuten zu schaffen.
Mit dem TANA Shark zerkleinert der Recyclingbetrieb auch Matratzen, Metalle, Schrott, Holz sowie Grünschnitt. „Außer dem Siebkorbwechsel müssen Sie nichts umbauen“, merkt Corbinian Gattermann an. „Es gibt einen Messertyp für alle Aufgaben. Sie wählen das Programm an der Maschine aus und können sofort Reifen, Matratzen, Holz, Kupfer, Aluminium, Stanzabfälle, Pulperzöpfe, Kunststoffe, Gewerbeabfälle, Müll und vieles andere fahren. Der Shark ist ein Allrounder. Der macht alles – die komplette Recyclingpalette.“ Und ganz gleich, was „reingeschmissen“ wird: „Es geht nichts kaputt“, versichert Kurt Beyer. Die Maschine reagiert auf Störstoffeintrag und hält rechtzeitig an, sodass Maschinenschäden ausgeschlossen werden können.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2025, Seite 16, Foto: Tana Oy / Marc Szombathy)