Möbel und Baumaterialien aus Recyclingkunststoff

Der Markt für Erzeugnisse, die aus Recyclingkunststoffen bestehen, ist offensichtlich vorhanden.

Das Angebot ist reichhaltig und deckt eine breite Produktpalette für den privaten und öffentlichen Bereich, kommunale Einrichtungen, Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft ab: Abfallbehälter, Eimer, Blumenkübel, Sitzgruppen, Terrassenbeläge, Pfosten, Pfähle, Bretter für den Stallbereich und Stegbohlen – um nur einige Beispiele zu nennen – können entweder in Baumärkten erworben oder über entsprechende Internet-Portale bezogen werden.

Während die Käufer zweifellos ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis zu schätzen wissen, werben die Anbieter solcher Produkte mit den Vorteilen von Kunststofferzeugnissen aus dem Recycling, die auch noch im Hinblick auf Umweltfreundlichkeit punkten können. So heißt es beispielsweise auf der Homepage von baushop24.com, dass Holz im Erdreich und bei Wasserkontakt besonders anfällig gegen Fäulnis und Verrottung ist. Recyclingelemente aus Kunststoff seien resistent gegen Feuchtigkeit und Witterungseinflüsse, was zeit-, arbeits-, und kostenintensive Reparaturen überflüssig mache. „Gerade in der modernen Land- und Forstwirtschaft setzen sich diese Erkenntnisse immer mehr durch.“ Recycling-Bauelemente hätten sich bewährt; sie bestünden aus hochwertig aufbereiteten Sekundärkunststoffen und überzeugten gegenüber herkömmlichen Materialien unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten. Entsprechend vielseitig ist das Sortiment dieses Anbieters. Ob Zaunpfosten, Weidenpfähle, Balken und Bohlen für den Wasser-, Tief- und Landschaftsbau oder Bauelemente aus Recycling-Kautschuk für den Sport- und Freizeitbereich, für fast jeden Zweck ist ein Produkt aus Recyclingmaterial vorhanden.

Das Portal recyclingkunststoff24.de verfügt über ein ähnlich umfangreiches Sortiment, hebt aber vor allem die vorteilhaften Eigenschaften der Produkte aus Recyclingkunststoffen hervor. Der interessierte Portalbesucher erfährt unter anderem, dass sie elektrisch nicht leitend, UV-beständig, druckfest und splitterfrei, wasserfest und wartungsfrei, resistent gegen Mikroorganismen, widerstandsfähig gegen Öle, Laugen, Säure und Seewasser sowie bruchsicher sind. Außerdem entsprechen sie der Brandklasse B2 (DIN 4102). Als weiterer Pluspunkt wird das Material genannt, das aus aufbereiteten Sekundärrohstoffen (Polyolefinmischungen aus Polyethylen und Polypropylen) besteht, kostenintensives Neumaterial ersetzt und somit die Ressourcen schont.

Produkte direkt vom Hersteller

Foto: O. Kürth

Auch der Kauf direkt beim Hersteller ist möglich, wie mehrere Beispiele aus Europa zeigen.

Das niederländische Unternehmen Lankhorst Recycling Products vertreibt Produkte aus Recyclingkunststoff der Marke KLP (Kunststoff Lankhorst Produkt) für den Wasserbau und andere Bereiche, wobei zum Angebotsspektrum auch die Ausführung einer Baumaßnahme von der Konzeption bis zur Realisierung gehört. Das Geschäft mit Erzeugnissen aus Recyclingkunststoffen besteht seit 1975. Der 1803 gegründete Betrieb stellte zunächst Seile aus Naturmaterialien her, ab 1964 begann auch die Produktion von Kunststoffgarnen. Bei der Herstellung der Kunststoffseile blieb Restmaterial übrig, das dann für die Herstellung neuer Kunststoffprodukte wie Pfähle und Bretter verwendet wurde. Im Laufe der Zeit verarbeitete Lankhorst auch andere Kunststoffe, zum Beispiel Flaschenverschlüsse und Plastik aus der Landwirtschaft. Lankhorst Recycling Products gehört zur international operierenden Royal Lankhorst Euronete Group, die 1998 aus einem Zusammenschluss von der Portugese Grupo Euronete und der niederländischen Lankhorst entstanden ist. Produziert werden Seile, Industriegarne, Fischnetze, verstärkte Verbundwerkstoffe und Recyclingkunststoffe. Seit dem 200 jährigen Jubiläum von Lankhorst im Jahr 2003 darf die Gruppe in ihrem Namen den Zusatz „königlich“ führen.

Die irische Firma Irish Recycled Products ist deutlich jünger, denn sie produziert seit 2011 Outdoor-Möbel und Bauelemente aus Recyclingkunststoff für Schulen, Fabriken, Garten, Park, Tierhaltung und den landwirtschaftlichen Bereich. Die Firma kann auf etliche Projekte in Irland verweisen. Dazu zählen beispielsweise die an der Fernstraße M7 gelegene Autobahnraststätte „Barack Obama Plaza“ in Moneygall zwischen Dublin und Limerick, für die Irish Recycled Products die Blumenkübel geliefert hat, und ein Wohnungsblock in Dublin, bei dem der Belag auf den Balkonen gegen einen rutschfesten aus Recyclingmaterial ausgetauscht wurde.

Produkte mit Zertifikat

In einigen Produktionszweigen ist Kunststoffrecycling so selbstverständlich geworden, dass nicht immer auf den Anteil an Recyclingmaterial in einem Produkt hingewiesen wird. Der italienische Hersteller von professionellen Reinigungsutensilien, Filmop, hat nach eigenen Angaben als erster italienischer Hersteller das Zertifikat „Plastic Second Life“ (PSV = Plastica Seconda Vita) des italienischen „Institute for the Promotion of Recycled Plastics (IPPR)“ für hauswirtschaftliche Produkte erhalten. Die aktuelle Zertifizierung „Plastic Second Life mix eco“ aus dem Jahr 2012 gilt für Trolleys und Abfallbehälter verschiedener Serien und besagt, dass sie zu 70 Prozent aus Neuware (Polypropylen) und zu 30 Prozent aus Mischkunststoffen bestehen, die aus der separaten Abfallsammlung stammen.

Ecoplen, ein italienischer Hersteller von Kanistern, Folien für Verpackungen und den landwirtschaftlichen Gebrauch, Schrumpffolien sowie Taschen für die Sammlung medizinischer Abfälle, hat die PSV-Zertifizierung ebenfalls erhalten, da er in der Produktion Recycling-Polyethylen aus dem Post-Consumer-Bereich verwendet. Wie das Unternehmen im Februar dieses Jahres betonte, ist das PSV-Zertifikat des IPPR (Istituto per la Promozione delle Plastiche da Riciclo) das erste Markenzeichen in Italien und in Europa, das Recyclingkunststoffen gewidmet ist.

Brigitte Weber

(EU-Recycling 08/2017, Seite 28)

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