Kunststoffabfall-Ausfuhren weltweit gesunken
Die weltweiten Ausfuhren von Kunststoffabfällen der zehn größten Exportländer haben sich zwischen 2017 und 2021 von jährlich 6,75 auf 3,75 Millionen Tonnen verringert. Zeitgleich sanken die Exporte in Nicht-OECD-Länder von 4,7 auf 1,32 Millionen Tonnen (Mio. t). Das meldet das Plastic Waste Transparency Project des Basel Action Networks.*)
Was die Bestimmungsorte der Exporte anlangt, lieferten 2021 die Länder der Europäischen Union ihre Kunststoffabfälle – jeweils rund 400.000 t – an die Türkei und in Nicht-OECD-Nationen, aber nur 200.000 t an OECD-Partner. Die Lieferungen der Vereinigten Staaten in Höhe von 600.000 t gingen etwa hälftig an OECD- und Nicht-OECD-Länder. Japan exportierte über 500.000 t in Nicht-OECD-Staaten, während Kanada seine 180.000 t zu OECD-Nationen verschiffte.
Liefermengen allgemein reduziert
Als stärkste Exportnationen fungierten 2021 Japan (560.000 t), die Vereinigten Staaten (260.000 t), die Niederlande (206.000 t), Deutschland (95.000 t), Australien (87.000 t), Belgien (66.000 t) und das Vereinigte Königreich mit knapp 25.000 t. Über den Zeitraum 2017 bis 2021 haben insbesondere die Vereinigten Staaten und Japan ihre Exporte in etwa halbiert und Deutschland enorm reduziert, während die Ausfuhrmargen von Belgien, Kanada, Italien und Australien weitgehend gleich blieben. Die Niederlande steigerten 2021 ihre Lieferungen, Frankreich stellte sie zu diesem Zeitpunkt ein. Ein ähnlicher Trend ergibt sich für die Exporte in Nicht-OECD-Länder: Das Vereinigte Königreich verminderte die Liefermenge von 900.000 t auf einen Bruchteil. Die Vereinigten Staaten reduzierten wie Deutschland ihre Mengen um 80 Prozent, Japan um die Hälfte. Frankreich stoppte 2021 seine Lieferungen, Belgien hielt in etwa sein Niveau, die Niederlande legten hingegen wieder zu. Die 3 Mio. t an Exporten nach China und Hong-Kong, zu denen 2017 die Vereinigten Staaten 900.000 t, Japan etwa 1 Mio. t und Deutschland circa 450.000 t beitrugen, schmolzen angesichts der Green Sword-Strategie Chinas wie Schnee in der Sonne: Im Folgejahr waren es nicht einmal mehr 500.000 t, 2021 schließlich nur noch eine kleine Lieferung im 10.000er-Bereich aus Japan.
Weltweite Reaktionen auf Green Sword-Strategie
Die Veränderungen im Abfallwaren-Verkehr mit China zeigten auch in anderen Nationen Wirkung. So stiegen 2018 in Indonesien, wo 2017 rund 90.000 t anlandeten, die Kunststoff-Abfallmengen auf 270.000 t an, um sich in den Folgejahren auf etwa 150.000 t einzupegeln. Ein ähnliches Bild bot Malaysia: Binnen Jahresfrist legten die entsprechenden Importe von circa 430.000 t auf über 750.000 t zu, um bis 2021 wieder auf rund 450.000 t zu sinken. In Thailand waren die Schwankungen am deutlichsten sichtbar: 2018 stand hier anstatt 120.000 t plötzlich eine Spitze von 340.000 t an Kunststoffabfällen – vorwiegend aus Japan – zur Entsorgung an; in der Folgezeit bis 2021 knickten die Importe bis auf 60.000 t ein.
Indiens Kunststoffabfall-Einfuhren sprangen 2018 von 200.000 t auf 270.000 t, gingen 2019 auf das alte Niveau zurück, um 2021 die 70.000 t-Marke zu erreichen. Vietnam war von der chinesischen Politik offenbar nicht betroffen: Zwischen 2017 und 2019 sank die Importquote von 450.000 t über 325.00 t auf 175.000 t, um 2021 bei 300.000 t zu enden. Die Türkei profitierte kurzfristig: Ihre Importmargen stiegen von 2017 von knapp 100.000 t über 340.000 t in 2018 auf 500.000 t in 2020, um sich dann auf 330.000 t zu reduzieren. Die lateinamerikanischen Staaten Mexico, Equador, El Salvador, Guatemala und Honduras wurden von dem Marktverschiebungen vermutlich zeitversetzt betroffen: Pegelten sich bis 2019 die Einfuhren – fast vollständig aus den USA – noch bei 60.000 t ein, kletterten sie bis 2021 mit 120.000 t auf rund das Doppelte.
EU-Exporte gesunken
Zwischen 2017 und 2021 sanken die europäischen Kunststoffabfall-Exporte (inklusive Vereinigtem Königreich) insgesamt von etwas über 2,5 Mio. t auf 1,135 Mio. t. Die Ausfuhren nach China und Hong-Kong schrumpften von 1,5 Mio. t auf null im Jahr 2021. Im gleichen Zeitraum verbesserten sich die Lieferungen in OECD-Länder von rund 200.000 t auf etwa 630.000 t. Die Ausfuhren in Nicht-OECD-Länder, die 2018 noch die 1,2 Mio.-Marke erreichten, sanken auf 486.000 t.
EU-Reaktionen auf die chinesische Einfuhrpolitik
Die europäischen Exportquoten zeigen, wie die hiesige Abfallwirtschaft auf die chinesische Einfuhrpolitik reagierte. Zwischen 2017 und 2018 kletterten auch hierzulande die Ausfuhrmargen nach Malyasia von 250.000 t auf 400.000 (2021: 130.000 t), nach Indonesien von 50.000 t auf circa 180.000 (2021: 90.000 t), nach Indien von 113.000 t auf gut 160.000 (2021: 22.000 t) und nach Thailand von 16.000 t auf etwa 39.000 t (2021: 2.000 t). Die Exporte nach Vietnam sanken hingegen im gleichen Zeitraum von 250.000 t auf rund 180.000 (2021: 120.000 t), während die Türkei einen Aufschwung von 125.000 t auf 270.000 t und Spitzenwerte von knapp 450.000 t im Jahr 2020 und fast 400.000 t im Jahr 2021 verzeichnete. Im genannten Zeitraum verringerte sich die Exportquote von Ethylen #2 und #4 von circa 1,35.Mio. t auf rund die Hälfte, während die „anderer Kunststoffe einschließlich PET“ von etwas über 1 Mio. t auf 350.000 t sank. Die minimale Marge an PVC #3 blieb über die Jahre annähernd gleich; Stylen #6 wurde 2021 gegenüber den Vorjahren nur noch wenig ausgeführt.
Deutschland: Kaum noch an Nicht-OECD-Länder geliefert
Die deutsche Exportquote reduzierte sich von 2017 bis 2021 von etwas über 1,2 Mio. t auf 722.000. Der Anteil an Lieferungen in OECD-Staaten schwankte über die Jahre um die 600.000 t-Marke, während die Liefermenge in Nicht-OECD-Länder von rund 200.000 auf 40.000 t abfiel. Die Ausfuhren nach China und Hong Kong betrugen zunächst noch 450.000 t und schrumpften bis zum Stichtag auf null. Auch hierzulande führte die chinesische Blockadepolitik zu enormen Schwankungen im Export von Kunststoffabfällen. Die Exporte nach Malaysia kletterten innerhalb von drei Jahren von 75.000 auf über 180.000 t und schmolzen 2021 auf 50.000 t. Waren es für Indien 2017 noch 41.000 t, kamen 2018 zusätzlich über 65.000 t ins Land; 2021 wurden jedoch gerade einmal noch 4.000 t geliefert. Nach Indonesien gingen 2018 fast aus dem Stand rund 64.000 t; 2021 wurden wieder nur 3.000 t importiert. Die Ausfuhren nach Vietnam sanken ab 2017 stetig – von annähernd 70.000 auf 14.000 t in 2019; das Niveau blieb bis 2021. Der umgekehrte Fall bei der Türkei: Hier stiegen die Mengen bis 2020 von nicht einmal 20.000 auf 136.000 t, um 2021 bei 108.000 t zu bleiben. Die Exporte nach Polen lagen zunächst bei 62.000 t, stiegen 2019 auf 84.000 t; bis zum Stichtag wurden 82.000 t dorthin verbracht. Die Ausfuhren in die Niederlande betrugen 2017 rund 140.000 t, legten 2020 auf 155.000 t zu, um sich 2021 auf 136.000 t zu senken. Deutschland exportierte 2017 insgesamt circa 750.000 t an Ethylen #2 und #4 und etwas über 400.000 t an „anderen Kunststoffen plus PET“. Bis 2021 reduzierte sich die Menge auf circa 450.000 t Ethylen #2 und #4 und etwa 60.000 t an „anderen“ Kunststoffen. Die geringe Menge an PVC #3 blieb über die Jahre annähernd gleich; die Ausfuhrmenge an Stylen #6 wurde 2021 gegenüber den Vorjahren deutlich reduziert.
Die den Zahlen zugrunde liegenden Säulenstatistiken sind unter ban.org/plastic-waste-transparency-project-hub/trade-data abrufbar.
*) Alle Zahlen gerundet.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2023, Seite 40, Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de)