Kunststoffrecycling beginnt beim Design
Nach Ansicht des BDE muss das Kunststoffrecycling entlang der gesamten Wertschöpfungskette verbessert werden. Der Verband stellt eine eigene Kunststoffstrategie mit konkreten Forderungen für besseres Recycling vor.
„Was immer beim Produktkonzept, dem Design und der Stoff- und Materialauswahl schiefgeht, müssen die Entsorger ausbaden, und wenn es ihnen nicht gelingt, dann ist es die Umwelt“, erklärte BDE-Präsident Peter Kurth. So sieht auch die deutsche Recyclingwirtschaft die Notwendigkeit, Kunststoffmaterialien nach Gebrauch besser zu sammeln und aufzubereiten. Dazu ist außerdem eine offensive Öffentlichkeitsarbeit nötig, die Sinn und Zweck von Sammlung und Recycling noch besser verdeutlicht.
Darüber hinaus bedarf es einer Investitionssicherheit für die zumeist mittelständischen Branchenunternehmen. Investitionen für entsprechende Anlagen lohnen sich für die Unternehmen nur, wenn die Recyclingrohstoffe einen Markt finden. Wenn die Firmen für Rezyklate keinen Absatz finden, bleiben im schlimmsten Fall Investitionen ganz aus. Der BDE sieht insbesondere die umweltpolitische Herausforderung, die die Verbreitung von Kunststoffen mit sich bringt. So sind Kunststoffe nicht biologisch abbaubar. Der Verband plädiert daher für eine zügige und nachhaltige Änderung des Umgangs mit Kunststoff. In diesem Zusammenhang unterstützt der BDE auch die EU-Kunststoffstrategie des Jahres 2018. In erster Linie sollten aber die Hersteller schon bei der Produktidee und der Konzeption auf die Recyclingfähigkeit ihrer Produkte achten und auf Verbundmaterialien verzichten. Kunststoffrecycling beginnt also schon beim Design und der Produktion.
Markt für Rezyklate schaffen
Eine zentrale Herausforderung sieht der BDE in der Notwendigkeit, für einen stärkeren Einsatz der recycelten Materialien in der produzierenden Industrie zu sorgen. Dafür muss ein Markt für Rezyklate geschaffen werden. Der Öffentlichen Hand als Beschafferin beim Materialeinkauf in Bund, Ländern und Gemeinden kommt dabei schon jetzt eine wichtige Rolle zu. Sie kann die bereits geltenden Regelungen des Green-Public-Procurement, der umweltfreundlichen Beschaffung, sofort in die Tat umsetzen. Deutschland kauft jährlich Material für mehr als 350 Milliarden Euro Materialien ein und kann so zu einem entscheidenden Treiber des Kunststoffrecyclings werden. Aus Verbandssicht ist noch Luft nach oben für Nachhaltigkeit in der Beschaffung.
Ein wirkungsvolles Instrument zur Förderung der Nachfrage nach Rezyklaten kann auch eine Minimal-Content-Regelung sein. Diese sieht vor, für neue Produkte einen Mindestanteil an Recyclingrohstoffen festzulegen. Einem generellen Exportverbot von Kunststoffabfällen erteilt der BDE eine klare Absage.
„Wir müssen anders konsumieren“
Die Etablierung einer wirklichen Kreislaufwirtschaft weltweit erfordert eine intensive Zusammenarbeit zwischen Industrieländern und wirtschaftlich weniger entwickelten Staaten. Dabei geht es um die Schaffung von funktionierenden Sammel- und Sortierstrukturen. „Künftig müssen wir anders produzieren und anders konsumieren“, fasst BDE-Präsident Peter Kurth zusammen. „Wir müssen den Wandel schaffen vom bloßen Verbrauchen zum Gebrauchen. Die deutsche Kreislaufwirtschaft ist bereit, ihren Beitrag bei der Transformation des linearen Wirtschaftens hin zur Kreislaufwirtschaft zu leisten.“
Foto: O. Kürth
(EU-Recycling 07/2019, Seite 16)