Israel kauft mehr Reifen

Der Kfz-Bestand im Land nimmt schnell zu, und somit sind auch die Marktaussichten für Reifen positiv. Das Recycling kämpft aber mit Problemen. Das nationale Reifenentsorgungsgesetz verpflichtet Importeure und Hersteller von Reifen, für das Recycling von 85 Prozent des Gewichts der von ihnen verkauften Reifen zu sorgen.

Der israelische Markt für Reifen ist durch zwei Merkmale gekennzeichnet: steigende Nachfrage und nahezu vollständige Marktversorgung durch Importe. In der Folge entwickelt sich die Reifeneinfuhr positiv. Auch wenn der Importwert im vergangenen Jahrfünft keinen ausgeprägten Aufwärtstrend vorwies, so lässt sich die langfristige Expansion quantitativ am Gesamtgewicht der importierten Reifen ablesen. Ende 2018 waren in Israel schätzungsweise 3,5 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen. Allein in den Jahren 2016 bis 2018 nahm der Kfz-Bestand um circa 13 Prozent zu. Die Expansion wird vor allem von Pkw getragen. Da der Motorisierungsgrad in diesem Bereich mit rund 340 Pkw je 1.000 Einwohner noch immer unter dem Stand der meisten westlichen Industrieländer liegt, wird auch in den kommenden Jahren anhaltendes Wachstum erwartet.

In Israel gibt es nur einen großen Reifenhersteller, die Alliance Tire Company. Allerdings spezialisiert sich diese auf Reifen für landwirtschaftliche Fahrzeuge und ist nahezu ausschließlich im Exportgeschäft tätig. Laut der Wirtschaftsinformationsfirma Dun & Bradstreet Israel lag die Exportquote von Alliance 2018 bei 96,7 Prozent. Bei einem Gesamtumsatz von umgerechnet 126 Millionen US-Dollar belief sich die Ausfuhr der Firma auf 121,5 Millionen US-Dollar, was 88,9 Prozent aller israelischen Reifenexporte entsprach.

Den wichtigsten Posten bei der Reifeneinfuhr bilden Pkw-Reifen. Im Jahr 2018 entfielen auf sie 53 Prozent der Importe, gefolgt von Reifen für Lkw und Busse mit 34,1 Prozent der Einfuhr. Das mit Abstand führende Lieferland ist China, auf das 2018 mit 119 Millionen US-Dollar 50,4 Prozent der Importe entfielen. Mit großem Abstand folgten Japan und Deutschland. Im Jahr 2018 konnte China nach einer Phase relativer Stabilität seine Lieferungen an Israel um 22,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern und zum ersten Mal einen Importmarktanteil von mehr als 50 Prozent erlangen.

Recycling wird gefördert

Demgegenüber gab die Reifeneinfuhr aus Deutschland 2018 deutlich nach. Ursache dafür war ein kräftiger Rückgang der deutschen Lieferungen von Reifen für Lkw und Busse. Importierte Reifen müssen den Industrienormen von EU-Staaten oder Bundesnormen der USA entsprechen. Ein Importeur von Reifen muss eine entsprechende fachliche Qualifikation sowie entsprechende Lagerhaltungsmöglichkeiten vorweisen und eine Zulassung des Verkehrsministeriums (Ministry of Transportation and Road Safety) besitzen.

Altreifen müssen recycelt werden. Nach dem Reifenentsorgungsgesetz sind Importeure und Hersteller von Reifen verpflichtet, für das Recycling von 85 Gewichtsprozent der von ihnen verkauften Reifen zu sorgen. Für Kfz-Importeure gelten niedrigere Sätze. Die Importeure sind verpflichtet, von ihnen ins Land gebrachte Reifen, die aus dem Verkehr gezogen werden, bei sich einzulagern und dem Recycling zuzuführen. Über die Erfüllung der Recyclingquoten müssen sie dem Umweltschutzministerium (Ministry of Environmental Protection) Bericht erstatten. Unternehmen, die ihre Recyclingpflicht nicht erfüllen, können vom Umweltschutzressort mit Bußgeldern belegt werden.

Die beiden führenden Recyclingbetriebe für Reifen sind die Firmen Tyrec und T.M.Z. Tire Recycling. Wie aus dem Jahresbericht des Umweltschutzministeriums zum Reifenrecycling für das Jahr vom Juli 2017 bis Juni 2018 hervorgeht, lag die von Reifenimporteuren erreichte Recyclingquote in dem genannten Zeitraum bei 83,7 Prozent. Damit konnte die gesetzliche Recyclingquote nahezu erreicht werden. Bei den Kfz-Importeuren konnte die vorgeschriebene Quote (25,5 Prozent) mit 27,7 Prozent sogar überschritten werden.

Das Gesamtgewicht der in Israel recycelten Reifen lag 2018 bei 54,4 Millionen Tonnen. Indessen beklagen sich die Recyclingfirmen über Schwierigkeiten beim Absatz von Rohstoffen aus recycelten Reifen. Das liege sowohl am Wettbewerb durch billigere Importe von Kautschukprodukten als auch an mangelnder Verwendungsbereitschaft in der israelischen Wirtschaft. Das Umweltschutzministerium ist sich dieser Schwierigkeiten bewusst und hat 2018 ein Förderprogramm aufgelegt, um die Nachfrage nach recyceltem Kautschuk zu steigern. Dabei erhalten Unternehmen, die sich zur Verwendung recycelter Kautschukrohstoffe aus einheimischer Produktion verpflichtet haben, finanzielle Unterstützung.

Verfasser: Wladimir Struminski, Quelle: Germany Trade & Invest

(EU-Recycling 10/2019, Seite 16, Foto: O. Kürth)