AVOS 20M und iTainer: Avermann denkt bei Containern weiter

Im Maschinenbau gibt es Neuerungen und gibt es Innovationen. Der AVOS 20M, zu dessen Präsentation die Avermann Maschinenfabrik GmbH Gäste und Interessenten am 12. und 13. September nach Osnabrück eingeladen hatte, zählt zu den echten Innovationen.

Seit Sommer 2016 hatte Avermann in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum L|A|B und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt an der Entwicklung des neuen Presscontainers gearbeitet. Simulierte dessen Konstruktion in mehreren Stufen am Computer und fand in diversen Versuchsfahrten die richtige Spannungsverteilung zur Lastenverdichtung heraus. Untersuchte das Aufschlagen des Behälters beim Entleeren und kümmerte sich um die beste Position des Hydraulikzylinders. Fand für die Kontur des Abrollkippers einen Kompromiss zwischen Entleerung, Volumen und Einfüllbreite und optimierte die Topologie des Pressschildes. Und verpasste dem fertigen AVOS 20M nicht nur ein attraktives Industriedesign für die Nutzung im öffentlichen Raum, sondern entwickelte auch ein Konzept, um den Container – die ‘Maschine‘ – und ihre Zusatzteile in über 130 Bereichen und Funktionen einsetzen zu können.

Presskraft deutlich über Marktniveau

So entstand ein Aggregat mit 20 Kubikmetern Fassungsvermögen, einer Größe von rund 7 x 2,5 x 2,5 Metern und laut Hersteller einer Presskraft, „die deutlich über dem Marktniveau“ liegt. Die Einfüllöffnung wurde in der Größe optimiert, die Seitenwände lassen sich modular einsetzen, und Einfüllhauben gibt es in sieben Versionen.

Die so entstandene „Designermülltonne“, wie Avermann-Geschäftsführer Bernhard Thünemann sie stolz nennt, stellt somit eine wirkliche Innovation in der Abfallwirtschaft dar. Denn aufgrund der diversen Prüf- und Testzyklen und dem Einsatz patentierter Baugruppen sowie neuer Werkstoffe „haben wir durch effizienteren Materialeinsatz und effizientes Design eine entsprechende Gewichtsreduktion hinbekommen. Wir können über 500 Kilogramm – eine halbe Tonne – an Material einsparen, was auf der einen Seite höhere Nutzlast erlaubt und auf der anderen Seite Kraftstoffersparnis beim Entsorger bedeutet“, unterstreicht Andree Richter, Vertriebsleitung Export und Key Account, die Wirtschaftlichkeit des Abrollers.

Höhere Flexibilität, vereinfachter Service

Foto: Avermann Maschinenfabrik GmbH & Co. KG

Die Variabilität der ‚Maschine‘ sorgt laut Richter zudem dafür, dass ein Entsorger nicht für jeden Anwendungsfall einen neuen Container benötigt, sondern ihn beim nächsten Kunden, der ihn in einer anderen Konstellation oder mit einer anderen Ausrüstung braucht, einfach umbauen kann. Der Umtausch einer Abdeckhaube beispielsweise dauere aufgrund eines standardmäßigen Masterflansch-Systems nur eineinhalb bis zwei Stunden. Und durch das neu installierte CAN-Bus-System (Controller Area Network) könnten jetzt alle Komponenten des Aggregats per Plug-and-Play verbunden und beliebig erweitert werden; das schaffe höhere Flexibilität und vereinfache den Service sehr.

Wie das Datenblatt des AVOS 20M ausweist, sind sämtliche Service-Informationen über WLAN und Mobilfunk in Echtzeit abrufbar. Da sämtliche Daten stets online zur Verfügung stehen, können die Container effektiver eingesetzt, Touren entsprechend optimiert und alle Abholzyklen flexibler und bedarfsgerechter gestalten werden. Heutzutage steht nach Ansicht von Andree Richter die Entsorgungswirtschaft, was Digitalisierung und Nutzung digitaler Möglichkeiten angeht, noch in den Startlöchern. „Und da versuchen wir natürlich, eine Vorreiterrolle zu spielen.“ Bloße Standortbestimmung und Füllstandsmeldungen von Containern seien jedoch ein alter Hut: „Jetzt geht es darum, die Daten, die wir haben, noch optimaler zu nutzen und zu vernetzen.“

Mit dem iTrainer an Ort und Stelle bezahlen

Auch ein zweites Aggregat wollte Avermann seinen Gästen auf der Hausmesse Mitte September nicht vorenthalten: den iTainer. Er ist integraler Bestandteil eines neuen südkoreanischen Recyclingsystems namens Nature Store, das das Chemie- und Umwelt-Unternehmen ACI mit Hauptsitz in Seoul entwickelt. Das System zielt darauf ab, den koreanischen Kommunen das Recycling näher zu bringen. Dazu sollen alle Abfallbehälter, Recyclingcontainer und Fahrzeuge in einem Netzwerk verknüpft sein, um optimale Informationen für Entleerungszyklen in einem zentralen System zu erfassen.

Der iTainer gilt in diesem System als wichtiger Faktor: Als intelligenter Presscontainer ist er mit einem elek­tronischen Wiegesystem ausgestattet, das die eingeworfene Müllmenge je Benutzer ermittelt. Da in Korea der Müll pro abgegebener Menge bezahlt wird, identifiziert sich der Benutzer per Kreditkarte, RFID-Chip oder bald auch Gesichtserkennung am iTainer, entsorgt seinen Restmüll und bezahlt am Container – direkt an Ort und Stelle – über ein digitales Bezahlsystem. Ist der circa 5 x 2,2 x 1,2 Meter große, transportable Container zu mindestens 80 Prozent gefüllt, kann er aufgeladen und zur entsprechenden Entsorgung transportiert werden.

Für eine verursachergerechte Abrechnung

Zwar eignet sich der Einsatz des iTainers aufgrund kommunaler Vorschriften nicht für Deutschland oder Europa. Doch erweist sich das Bezahlsystem des iTainers in hiesigen Gewerbegebieten als sehr interessant. „Es kommen sehr viele Einkaufszentren oder ähnliche Anlagen auf uns zu, die mit ihren Mietern entsprechend abrechnen. Dort sind solche Anlagen wieder gefragt“, erklärt Andree Richter. Und er hält das Bezahlsystem auch in Europa und Deutschland für zukunftsfähig, weil sich der Benutzer mit diversen Mitteln gegenüber dem Container identifizieren kann, was das System sehr flexibel für verschiedenste Anwendungen macht. Außerdem „ist die Abrechnung der Nutzer über Volumen ja keine verursachergerechte Abrechnung. Vielleicht lässt sich da irgendwann einmal der Schalter umlegen, sodass man zu einer verursachergerechten Abrechnung kommt“, wünscht sich Richter.

Technisch und optisch überzeugend

Foto: Avermann Maschinenfabrik GmbH & Co. KG

Technisch überzeugt der iTainer den Angaben zufolge durch eine bewährte Steuerungs- und Antriebstechnik, eine Gebrauchsmuster-geschützte verschließbare Hecktürverriegelung, eine hohe Korrosionsbeständigkeit für extreme klimatische Bedingungen, ein Feuerschutzsystem sowie Außenmaße, die die Verschiffung im 20-/40-Fuß-Seecontainer erlauben. Noch ist der Container netzabhängig, da für die Müllpresse eine bestimmte Stromstärke benötigt wird. Doch sind bei Avermann Überlegungen im Gange, die ‚Maschine‘ mit einem entsprechenden Batteriesystem auszustatten. Das könne zwar nicht die Reichweite und Kapazität der Netzversorgung erreichen, doch spiele das Batteriegewicht weniger eine Rolle als die Netzabhängigkeit: Selbst „Altbatterien, die jetzt in die Solarwirschaft gehen, könnte man auch in einem Müllcontainer verwenden“, vermutet der Avermann-Vertriebsleiter.

Optisch ließe sich der iTainer übrigens schon jetzt problemlos auch in Europa einsetzen. Andree Richter hält das Design des Containers für futuristisch und möchte es so vorzeigbar machen, „dass man das System auch mal in die Innenstadt stellen kann, auf den Wochenmarkt oder wohin auch immer, damit man auch mal dem designerischen Anspruch gerecht wird. Man schaut ihn ja immer noch an und fragt sich: Ist das jetzt eine Müllpresse oder ein Wohnwagen?“

www.avermann.de

(EU-Recycling 10/2019, Seite 34, Foto: Avermann Maschinenfabrik GmbH & Co. KG)

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