Ketten-Revolution in der Recyclingindustrie – FB Ketten-Lösungen machen Förderer rentabler

Weniger Stillstandzeiten bedeuten längere Wartungsintervalle und damit weniger Wartungskosten. „Unterm Strich muss sich für den Kunden ein Gewinn ergeben, sonst gibt es kein Argument, bei uns zu kaufen“, sagt Alexander Frankenstein von FB Ketten Kufstein im Gespräch mit EU-Recycling auf der RecyclingAktiv und TiefbauLive 2019 in Karlsruhe. So rechnet der Technologie- und Marktführer seine Lösungen: Förderketten, die länger und zuverlässiger laufen.

Alexander Frankenstein (Foto: O. Kürth)

FB Ketten Kufstein (Österreich) und die FB Schwesterunternehmen in Deutschland, England, Schweden und Finnland produzieren und vertreiben Ketten und Kettenräder, die in Plattenbändern und Kratzförderern der Holz-, Papier-, Recycling-, der Zement-, Asphalt und Baustoffindustrie sowie in Biomasse- und Müllverbrennungsanlagen eingesetzt werden. Die Förderketten werden hauptsächlich im Werk FB Ketju in Finnland hergestellt. Über 45 Kettentechniker kümmern sich vor Ort um die Anforderungen der Kunden. Die FB Gruppe erwirtschaftet mit circa 170 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 45 Millionen Euro. Geschäftsführer von FB Ketten Kufstein ist Thomas Wagner. Für den Technischen Verkauf und Optimierungen von Kettenförderern im Bereich Baustoffindustrie und Recycling ist Alexander Frankenstein zuständig.

Herr Frankenstein, FB Ketten Kufstein war heuer schon auf der Powtech, bauma und Ligna und war letztes Jahr auch auf der IFAT vertreten. Auf der RecyclingAktiv und TiefbauLive haben Sie zum ersten Mal ausgestellt. Welche Bilanz ziehen Sie nach der Karlsruher Demonstrationsmesse?

Die Messe ist für uns gut gelaufen. Wir hatten viele Fachbesucher aus den Zielbranchen am Stand, die wir auf der RecyclingAktiv und TiefbauLive treffen wollten. So konnten wir einige neue Kontakte in der Recyclingwirtschaft und in der Baustoffindustrie knüpfen. Diese Branchen sind für uns sehr interessant. Bei vielen Förderanlagen in Recyclingbetrieben werden hauptsächlich Gurte und teilweise auch noch Plattenbänder verwendet. Wir konnten vielversprechende Anfragen nach unseren Förderketten-Lösungen mitnehmen, um die wir uns in den nächsten Tagen kümmern werden.

Welche besonderen Produkte haben Sie präsentiert?

Im Mittelpunkt unserer Messe-Präsentation standen FB rEVOLUTION Kratzerketten mit angeschweißten Mitnehmern, die speziell für die Schüttförderung entwickelt wurden und Gabellaschenketten ersetzen können. Gabellaschenketten gibt es schon lange und sie funktionieren meist auch gut. Aber es gibt immer wieder Einsatzfälle, wo die Gabellaschenkette an ihre Grenzen stößt. FB rEVOLUTION Kratzerketten kombinieren die Verschleißfestigkeit von gesenkgeschmiedeten Gabellaschenketten mit den innovativen und bewährten Eigenschaften moderner Buchsenförderketten mit verschweißten Bolzen und Buchsen.

Was ist konkret der Vorteil von FB rEVOLUTION Kratzerketten gegenüber Gabellaschenketten?

Bei FB rEVOLUTION Kratzerketten haben wir, anders als bei Gabellaschenketten, mehr Platz zum Anschweißen von Mitnehmern. Bei einer Gabellaschenkette beschränkt sich die Fläche zum Anschweißen auf einen Bereich von zwei bis drei Zentimetern. Wir haben hier – und das ist definitiv ein Vorteil, den wir als FB Ketten bieten können – ein Laschenmaterial, das sehr gut schweißbar und auch vom Kohlenstoff-Gehalt her so beschaffen ist, dass man es sehr gut schweißen und vergüten kann. Das hat einfach den Vorteil, dass die Mitnehmer-Anbindung extrem stabil ist und die Kettenlaschen wenig verschleißen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass wir eine größere Gelenkfläche haben als bei Gabellaschenketten. Das heißt, der Kettenzug verteilt sich auf eine größere Fläche, was zur Folge hat, dass durch den geringeren Druck je Quadratmillimeter weniger Verschleiß und somit weniger Kettenlängung eintritt. Die vergüteten Laschen reduzieren nicht nur den Verschleiß, sondern erhöhen auch noch die Bruchkraft. Dadurch kommen wir auf die gleichen Werte wie bei der Gabellaschenkette. Wir haben verschweißte Bolzen und Buchsen, bei Standardketten wird der Bolzen vernietet oder mit Schließring gesichert. Die Buchsen werden nur eingepresst. Sobald Verschleiß eintritt, wird der Presssitz lockerer. Diese Ausführung erhöht die Dauerfestigkeit und Bruchkraft und somit die Anlagenverfügbarkeit.

So ähnlich wie bei einer Fahrradkette?

Im Prinzip ja. Wir bauen jedoch sehr große Fahrradketten, die bei allerhöchsten Dauerbelastungen und unter widrigsten Einsatzbedingungen funktionieren müssen. Wenn wir die Kettenbolzen und Buchsen verschweißen, wird die Kette in sich wesentlich stabiler. Auch bei Schlagbelastungen habe ich nicht so sehr das Risiko, dass sich die Laschen auf den Bolzen und auf den Buchsen lockern. Das Ganze ist so konzipiert, dass die Gesamtbreite und -höhe der Kette weitestgehend denen der Gabellaschenkette entspricht. In bestehenden Förderern kann diese einfach ausgetauscht werden. Das einzige, was gewechselt werden muss, sind die Kettenräder beziehungsweise die Zahnsegmente auf den Kettenrädern, weil die Kette von der Bauart her unterschiedlich ist. Wenn das Ganze mit einem Kettentausch in einem Zug geht, entstehen dadurch keine Mehrkosten. Wenn eine Nabe vorhanden ist, wo die Zahnsegmente angeflanscht sind, können wir die neuen Segmente so anpassen, dass sie auf die vorhandene Nabe passen. Dazu muss nicht einmal die Welle ausgebaut werden. Und die Technologie mit den verschweißten Bolzen und Buchsen ist auch bei Plattenbändern einsetzbar.

FB Ketten ist – wie es heißt – Technologie- und Marktführer in der Holz-, Papier- und Zellstoffindustrie und hat bereits auch viel Erfahrung in Recyclinganlagen für Schrott, Altpapier, Holz, Kunststoffe, in Kraftwerken, Zementfabriken und nicht zuletzt Asphaltmischwerken gewonnen. Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Zum 1. reden wir nicht nur über Kundenorientierung, wir leben sie. Unsere Verkaufstechniker besuchen unsere Kunden regelmäßig, machen sich auch schmutzig und nehmen Naturmaße und bieten unseren Kunden dann eine preiswerte Lösung an. Meist sparen die Kunden schon bei der Ersatzbeschaffung, und das zweite Mal im Betrieb durch geringere Wartungskosten und eine Lebensdauerverlängerung. Dafür haben wir schon sehr viele Praxisbeispiele. Und wir lernen jeden Tag dazu.

Zum 2. sind das unsere Produktqualität und Kettenkon­struktion, zum Beispiel die Verschweißung von Bolzen und Buchsen sowie unser innovatives Laschenmaterial, das auch im vergüteten Zustand immer noch gut schweißbar ist. Wir haben sehr viel Forschung und Entwicklung in unsere Produkte reingesteckt. So erzielen wir durch die Bank eine Lebensdauerverlängerung bei den Anlagen, die wir mit entsprechenden Ketten ausrüsten. Wer nur den billigsten Preis sucht, ist da nicht richtig, aber wer eine preiswerte und langlebige Lösung sucht, der definitiv. Das amortisiert sich über die längere Standzeit.

Foto: O. Kürth

Wir können dabei auf jede Anwendung speziell eingehen. Durch die eigene Kettenproduktion in Finnland sind wir sehr flexibel. Wir sind an keinen Standard gebunden, der sich vor etlichen Jahren entwickelt hat. Bauteile von Bestandsanlagen, die Probleme bereiten, können wir gezielt optimieren. Auch wenn es an der Kette zum Beispiel nur die Rollen sind, schauen wir, dass wir ein besseres Material kriegen: dass die Gelenkfläche größer wird, sodass die Flächenpressung entsprechend sinkt – damit einfach weniger Verschleiß drauf ist. Oder wir fertigen Ketten mit verschweißten Buchsen und Bolzen, was die Dauerfestigkeit der Kette erhöht. So muss der Kunde auch nicht die ganze Anlage umbauen, sondern kann alles weitgehend so bestehen lassen. Er kann oft dieselben Mitnehmer oder Platten verwenden.

Das bezeichnen Sie als „spürbaren Mehrwert“ für die Kunden?

Was zählt ist, dass der Kunde einen kaufmännischen oder technischen Vorteil hat, am besten beides. Den kann er entweder aus dem günstigeren Anschaffungspreis oder einer längeren Standzeit haben, oder eben aus beidem. Weniger Stillstandzeiten bedeuten längere Wartungsintervalle und damit weniger Wartungskosten. Unterm Strich muss sich für den Kunden ein Gewinn ergeben, sonst gibt es kein Argument, bei uns zu kaufen. So rechnen wir unsere Förderketten-Lösungen.

In sehr seltenen Fällen erscheinen unsere Lösungen teurer, in den allermeisten Fällen erreichen wir jedoch die Kosten der Bestandslösungen oder sind sogar günstiger. Wir haben einen sehr geringen Overhead und eine sehr moderne und effiziente Kettenproduktion. Wenn man Kosten und Nutzen gegenüberstellt, sind wir im Normalfall die günstigere und preiswertere Lösung. Spürbarer Mehrwert heißt für uns: dass die Instandhaltung weniger oft auf die Anlage muss, dass eine Kette, die vorher drei Jahre lief, jetzt fünf Jahre und länger laufen kann und dadurch Kosten einspart, dass sich der Anschaffungspreis nach einem vorhergegangenen Wartungsintervall – das man überspringen kann – amortisiert. Und dass ein Plattentausch an der Anlage erfolgen kann, ohne dass die Kette ausgebaut werden muss. Bei Kettenrädern mit geteilten Zahnsegmenten muss ich auch nicht die Welle und die Kette ausbauen, um die Zahnsegmente zu tauschen. Das kann an der Anlage innerhalb einer Stunde erfolgen. Dadurch spare ich enorm viel Zeit.

Welchen Trend in der Fördertechnik beobachten Sie?

Momentan schaut es so aus, dass wieder mehr in Richtung Qualität gegangen wird. Durch den überall spürbaren Fachkräftemangel müssen sich meist weniger Instandhalter um mehr Anwendungen kümmern. Das Personal, das noch vorhanden ist, muss die Zeit besser einteilen, was uns gewissermaßen in die Karten spielt. Weil es dann ein erheblicher Vorteil ist, wenn die Ketten weniger oft gewartet werden müssen – weil sie länger und zuverlässiger laufen und man weniger oft bei ungeplanten Störungen an die Anlage muss.

Welche zunehmenden Anforderungen stellen die Anwender?

Foto: O. Kürth

Die Anforderung sind definitiv Kosteneinsparungen, Qualität, Lebensdauer und störungsfreier Betrieb. Die Anlage muss verfügbar sein und produzieren – also Geld verdienen. Das erreichen wir durch unsere langjährige Erfahrung mit Kettenanwendungslösungen, innovativen und kostengünstigen Verbesserungen und mit der hohen Qualität unserer Ketten- und Kettenräder. Wir stehen unseren Kunden auch im Betrieb der Anlagen mit Empfehlungen zur Seite. Wir arbeiten zum Beispiel mit dem Schmierstoffhersteller Interflon zusammen, den wir unseren Kunden wärmstens ans Herz legen können, um die Lebensdauer der Kette weiter zu verlängern.

Die Stahlqualität erscheint allgemein schlechter. So gingen zum Beispiel Autofedern bei früheren Fahrzeugen eigentlich nie kaputt. Bei heutigen Autos hingegen kann man darauf warten, dass sie verschleißen. Wie schwierig ist es für Sie, hochwertigen Stahl zu bekommen?

Der Stahl für FB Ketten wird ausschließlich aus Skandinavien bezogen. Unser Laschenmaterial FB 1000 ist eine Entwicklung aus der Zusammenarbeit unseres Produktionswerkes in Finnland mit deren Stahllieferanten OVAKO Steel und erfüllt höchste Qualitätsansprüche. So müssen Gelenkteile korrosionsbeständig und härtbar sein. Normaler Edelstahl ist nicht härtbar.

Welche Pläne und Ziele haben Sie für die Zukunft?

Langfristig wollen wir die Technologieführerschaft auch im Bereich Baustoff und Recycling erlangen. Da sind wir schon auf einem guten Weg. Weiters investieren wir in der Schweiz und Frankreich und planen dort langfristig, eigene FB Unternehmen zu gründen oder bestehende Unternehmen zu erwerben. Im April haben wir zum Beispiel die Firma Brandenberger Chain in der Schweiz erworben. Der ehemalige Eigentümer, Peter Bürgi, ist in Pension gegangen und hat nach einem Partner gesucht, der seine Kunden in gewohnter Manier gut betreut, und hat uns aus mehreren Bewerbern als besten Kandidaten ausgewählt. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, knien uns rein und der Erfolg gibt Peter Bürgi und uns Recht. Es ist sehr gut angelaufen und die Kunden sind sehr zufrieden mit uns.

Herr Frankenstein, vielen Dank für das Gespräch!
(Das Interview führte Marc Szombathy)

www.fb-ketten.at

Fotos: FB Ketten

(EU-Recycling 10/2019, Seite 31, Foto: O. Kürth)