Maschinen- und Anlagenbau: Wie sich die Branche in Zukunft aufstellt

Das untersuchte die Unternehmensberatung Roland Berger.

In einem ausführlichen Artikel, der bei Roland Berger angefordert werden kann, erläutern die Experten Gerald Orendi, Jörg Schrottke und Urs Neumair die schwierige Lage der Maschinen- und Anlagenbauer in der DACH-Region, die nicht erst seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie besteht, und beschreiben, wie sich die Branche nach der Krise zukunftssicher neu aufstellen kann. Schon letztes Jahr sank das Exportvolumen um 1,5 Prozent, und die EBIT-Marge im Maschinen- und Anlagenbau ist sogar bereits seit einem Jahrzehnt rückläufig. Dazu kommt eine insgesamt abnehmende Leistungsfähigkeit des produzierenden Gewerbes.

Die Autoren definieren „drei zentrale Treiber“, die Einfluss auf die künftige Entwicklung (nach Corona) nehmen: Digitalisierung und Automatisierung; Grüne Produkte und Services für nachhaltiges Wirtschaften; Produkte mit dem richtigen Preispunkt und Services als Kompensation für zurückgehendes Maschinengeschäft. Bis zum Ausbruch der Krise hätten sich die drei Faktoren – so die Erkenntnis – isoliert und zögerlich entwickelt; nun würden sie im Zusammenspiel ihre volle Wirkung entfalten. Denkbar sind folgende Handlungsoptionen.

Recovery/Weiter so
Diese Option zielt auf eine mittelfristige Rückkehr auf das Vor-Corona-Niveau. Sie pflegt bewährte Erfolgsmuster des Maschinen- und Anlagenbaus. Dazu gehört ein verstärktes Augenmerk auf die Elektromobilität genauso wie die teilweise Rückbesinnung auf vorhandene und der selektive Einsatz neuer Technologien. Automatisierung und Digitalisierung ermöglichen neue Marktchancen; allerdings sind die zugrundeliegenden Geschäftsmodelle häufig nicht skalierbar.

Side-step/Weiter so ohne Ambition
Das Unternehmen konzentriert sich noch stärker auf Investitionen in bekannte Technologien, während neue Trends unberücksichtigt bleiben. Das hat eine Abwärtsspirale zur Folge und zwingt zu kostensenkenden Maßnahmen. Schwache Anbieter werden von starken angegriffen, die Branche konsolidiert sich weiter. Im besten Fall kommt es zu einer Seitwärtsbewegung auf derzeitigem Niveau, im schlimmsten Fall zu einem beschleunigten Niedergang.

Escape/Flucht
Bei dieser Option wandern beziehungsweise flüchten Unternehmen in Nischen, die überdurchschnittliche Margen versprechen. Ein Teil der hiesigen Maschinenbauer dockt an internationale Akteure an, nutzt deren Ökosysteme und entwickelt Produkte und Services für spezifische Nischen. Andere Anbieter verschwinden ganz oder gehen in internationalen Unternehmen auf. Sehr wenige agieren in dieser Konsolidierung proaktiv.

Attack/Angriff nach vorne
Relevante Treiber werden bei dieser Handlungsoption antizipiert und gezielt in digitale, nachhaltige und preis- sowie leistungsmäßig optimierte Produkte investiert. Wichtig sind dabei ein enger Fokus auf den Kunden, eine ganzheitlich ausgerichtete Wertschöpfung, eine entsprechende Positionierung im Markt und eine stetige Innovation insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung. Dieser Weg ist unbequem und wird Widerstände auslösen. Sind diese jedoch überwunden, lässt sich ein ganz neues Maß an Produktivität erzeugen.

Die Autoren vermuten, dass sich die „neue Normalität“ nach Corona aus diesen vier Handlungsoptionen zusammensetzen wird.

www.rolandberger.com

(EU-Recycling 09/2020, Seite 26, Foto: O. Kürth)