„Unsere Kunden sollen mit dem Namen Havelberger eine hohe Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden“

Wenn es um Annahme- und Dosiertechnik geht: Geschäftsführer Andreas Dörfel erläutert im EU-Recycling-Interview, wodurch sich die Fördersysteme von Havelberger Fahrzeug- und Maschinenbau auszeichnen. Komplexer werdende Recyclingaufgaben erfordern besondere Lösungen.

Annahmedosierer für Kranbeladung
als Aufgabebunker (Foto: Havelberger GmbH)

Die Geschichte der Havelberger Fahrzeug und Maschinenbau GmbH reicht in das Jahr 1949 zurück. Damals wurde die Maschinen und Ausleihstation (MAS) gegründet und 1974 – nach einigen Zwischenschritten – in VEB Landtechnische Industrieanlagen Havelberg (LIA) umbenannt. Noch heute ist LIA vielen Bürgern der Hansestadt Havelberg in Sachsen-Anhalt ein Begriff. Im Juni 1995 erfolgte im Rahmen eines Management-Buy-out (MBO) die Übernahme und Umfirmierung des Betriebs durch leitende Mitarbeiter. Seit nunmehr 26 Jahren etabliert, ist die operative Verantwortung des Familienunternehmens Havelberger mit 40 Beschäftigten mittlerweile an die zweite Generation innerhalb der Familien übergegangen.

Herr Dörfel, die Havelberger Fahrzeug- und Maschinenbau GmbH ist auf Annahme- und Dosiertechnik für verschiedenste Schüttgüter spezialisiert. Das Lieferprogramm umfasst Annahmedosierer und Zwischenspeicher, die am Standort entwickelt und gefertigt werden. Welche Branchen sprechen Sie mit Ihren Produkten an?
Die Annahmedosierer dienen zum Aufnehmen größerer Mengen schütt- und rieselfähiger Güter, dem Zwischenpuffern und dem dosierten Abgeben auf nachfolgende Förderorgane. Dabei werden, durch Dekompaktierwalzen, vorhandene Verklumpungen aufgelöst. Eine mengengenaue Regelung des Volumenstroms verbessert die Auswahl und die anschließende Funktion von weiterführenden technologischen Prozessen wie Zerkleinerung, Sichtung, Sortierung oder zum Beispiel Pelletierung.

Geschäftsführung Havelberger von links nach rechts: Andreas Dörfel (Geschäftsführender Gesellschafter), Ute Pabst (Prokuristin) und Torsten Lück (Geschäftsführer) (Foto: Havelberger GmbH)

In welchen Ländermärkten sind Sie aktiv/präsent und wollen Sie noch Fuß fassen?
Zum Kundenkreis gehören weltweit agierende Technologiepartner und Anlagenbauer, aber auch direkt Kunden aus Europa, Asien und Amerika. Durch die Entwicklung eines Annahmedosierers in modularer Bauweise erfolgt die Versendung im Seefrachtcontainer kostengünstig. Eine bebilderte Aufbauanleitung (ähnlich der eines schwedischen Möbelhauses) unterstützt die Montage durch Kundenpersonal. Aktuell sind Container nach Australien und Thailand unterwegs.

Welche Marktnischen konnten Sie mit Ihrem Angebot besetzen?
Der Annahmedosierer ist ein einfaches, aber wichtiges Bauteil, um Stoffströme zu gestalten. Die eigene Fertigung lohnt für viele Anlagenbauspezialisten nicht. Wir übernehmen die konstruktive Ausführung und Produktion nach kunden- und projektspezifischen Vorgaben.

Was zeichnet Ihre Fördersysteme besonders aus und unterscheidet sie von vergleichbaren Angeboten im Markt für Annahme- und Dosiertechnik – welches Alleinstellungsmerkmal kann Havelberger für sich beanspruchen?
Wir liefern speziell auf das Projekt und den Kunden abgestimmte Annahme- und Dosierlösungen, die durch den Rückgriff auf die große Vielzahl von ausgeführten Lösungen auch noch wirtschaftlich interessant umgesetzt werden können. Ob kleine Annahmebunker für die Radlader-/Kranbeschickung als Materialaufgabestelle oder große Bunkervolumen von bis zu 200 Kubikmetern als Zwischenspeicher zum Puffern von Materialströmen: Alle Dosierer werden robust und betriebssicher ausgeführt.

 

Annahmedosierer – einsetzbar für die vielfältigsten Aufgaben:

  • Kompost- und Erdenwerke
  • Holzhackschnitzel und Altholz
  • Feststoffeinträge für Biogasanlagen
  • Landwirtschaftliche Fütterung
  • Recyclinganlagen
  • Ersatzbrennstoffherstellung
  • Klärschlammbehandlung
  • Altreifen- und Gummibehandlung
  • Speiserestverwertung
  • Technische Trocknung
  • Hausmüllaufbereitung

Annahmedosierer – Zwischenspeicher für rieselfähige Schüttgüter:

  • Altholz / Holzhackschnitzel
  • Futtermittel / Nachwachsende Rohstoffe
  • Ersatzbrennstoffe
  • Altreifen- / Kunststoffgranulate
  • Speisereste / Bioabfall
  • Haus- und Gewerbemüll
  • Klärschlamm
  • und vieles mehr.

 

Welche Produktneuheiten oder Optimierungen bei bestimmten Annahme- oder Mineralstoffdosierern gibt es aus Ihrem Haus und wie funktionieren diese?
Wir haben die Möglichkeiten zur Eigendiagnose unserer Geräte durch Sensoren mit einer integrierten Softwareauswertung so verbessert, dass verschiedenste Informationen zum Betriebszustand der Anlage ausgelesen werden können. Die Erfassung des Füllstands oder die Überwachung von Bauteilen zum Beispiel des Antriebsstrangs werden oft gefordert.

Annahmedosierer für Kranbeladung
als Aufgabebunker (Foto: Havelberger GmbH)

Welcher Bedarf liegt hier zugrunde und inwieweit haben Kunden zur Entwicklung beigetragen?
Industrie 4.0 ist ein aktuelles Thema. Unsere Kunden möchten mehr über den Zustand ihrer Maschinen informiert sein, um Unstimmigkeiten frühzeitig zu erkennen oder um Wartungen besser zu planen. Und dies möglichst mit geringem personellen Aufwand.

Was umfasst der technische Support und Service von hinsichtlich routinemäßiger Wartung oder Verschleißteil-Austausch?
Die routinemäßige Wartung begrenzt sich für den Kunden auf einfache Arbeiten wie Sichtkontrollen oder das Abschmieren von Lagerstellen. Alle Verschleißteile, zum Beispiel die Reißer an den Auflösetrommeln, können ohne Spezialwerkzeug getauscht werden. Mit einem Team von erfahrenen Monteuren führen wir auch komplexere Arbeiten schnell und fachgerecht aus. Im Rahmen unserer Wartung erstellen wir eine Arbeitsempfehlung, die eine voraussichtliche Restlaufzeit von Kernkomponenten anzeigt.

Inwieweit kann sich der Anwender im Störfall selbst behelfen?
Unsere Maschinen sind im Grunde sehr einfach aufgebaut. Kunden in vielen Regionen der Welt nutzen, wenn es doch schwieriger wird, auch unsere telefonische Unterstützung.

Annahmedosierer für Radladerbeladung
als Aufgabebunker (Foto: Havelberger GmbH)

Welche Trends beobachten Sie generell im Bereich Annahme- und Dosiertechnik – wohin geht die Entwicklung?
Recyclingaufgaben werden komplexer. Die Recyclingtiefe steigt unseres Erachtens. Trenn- und Sortieraufgaben erfordern eine mengengenaue Vorlage aus einem Annahmedosierer. Havelberger Bunker erfüllen diese Aufgabe sehr gut.

Welche Pläne und Ziele hat Havelberger für die Zukunft?
Wir arbeiten stets an der Verbesserung unserer Produkte. Unsere Kunden sollen mit dem Namen Havelberger eine hohe Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden.

Herr Dörfel, vielen Dank für das Interview!

(Das Interview führten Marc Szombathy und Dr. Jürgen Kroll)

www.havelberger.com

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 08/2021, Seite: 48, Foto: Havelberger GmbH)