Wie umweltfreundlich ist Papier aus Silphie-Fasern?
Fraunhofer Umsicht erstellte für OutNature eine Ökobilanzstudie.
OutNature ist ein Unternehmen der Schwarz Gruppe und entwickelt und vertreibt Faser- und Papierprodukte für Verpackungen. Basis sind Silphie-Fasern, die als Reststoffe bei der Biogasproduktion anfallen. Die „Durchwachsene Silphie“ aus der Familie der Korbblüter stammt ursprünglich aus Nordamerika und hat in den letzten Jahren in Deutschland als Energiepflanze an Bedeutung gewonnen. Sie ist insektenfreundlich und hat auch positive Effekte auf den Erosions- und Gewässerschutz.
Vom Anbau bis zur Entsorgung
Fraunhofer Umsicht verglich für OutNature die Ökobilanz für Papier aus Silphie mit der von Papier aus gebleichtem beziehungsweise ungebleichtem Zellstoffkarton*) und zog bei der Analyse sowohl den Anbau von Silphie als Biomasse sowie die stoffliche und energetische Verwertung der Silphie-Fasern einschließlich des End-of-Life, der Entsorgung, mit ein. Qualitativ unterscheiden sich beide Papiertypen nicht; beide lassen sich zu Verpackungen weiterverarbeiten und bedrucken. Silphie-Papier eignet sich auch für Verpackungsanwendungen mit direktem Lebensmittelkontakt. Papiere und Karton auf Basis von Silphie-Fasern können über den Papierkreislauf industriell oder die Haus-Sammlung zurückgeführt und zu neuem Papier verarbeitet werden. Tiefergehende Untersuchungen hierzu werden demnächst vorgelegt. Sowohl bei der Zellstoffkartonherstellung als auch bei der Silphie-Papierherstellung wird ein Teil der Biomasse energetisch genutzt. Im Fall des Zellstoffkartons ist dies der Ligninanteil des Holzes; beim Silphie-Papier wird die Faser separiert und ein Gärsubstrat erzeugt, das zur Biogaserzeugung genutzt wird.
Positive Klimaeffekte
Die Ökobilanzstudie hat gezeigt, dass das Silphie-Papier gegenüber dem Zellstoffkarton einige positive Umwelteffekte hat: Süßwasser wird weniger eutrophiert, Ozonabbau und Smogbildung sind geringer, die Ressourcennutzung von Mineralien und Metallen ist umweltfreundlicher, und die Landnutzung verbessert sich aufgrund des hohen Flächenertrags von Silphie. Im Hinblick auf den Klimawandel und den Verbrauch fossiler Rohstoffe zeigt der Zellstoffkarton Vorteile, insbesondere, weil vor allem regenerative Energie aus der integrierten Zellstoffproduktion zum Einsatz kommt.
Anbaurelevante Umweltwirkungen wie Versauerung des Bodens fallen bei Silphie-Papier ebenfalls höher aus als beim Zellstoffkarton, da für den Wald keine Düngung angesetzt wird. Die Bewertung der einzelnen Lebenszyklusabschnitte hat gezeigt, dass der Energieverbrauch der nicht-integrierten Papiermaschine maßgeblich für die Umweltwirkungen des Silphie-Papiers ist, da sich die heute zur Herstellung des Silphie-Papiers eingesetzte Versuchspapiermaschine auf dem technischen Stand der 1960er Jahre befindet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Ökobilanz ist der Anteil an Zellstoff im Silphie-Papier. Derzeit werden bis zu 50 Prozent Silphie-Fasern und bis zu 50 Prozent Zellstoff für die Papierproduktion eingesetzt. Die Silphie-Faserproduktion verursacht geringere Umweltwirkungen als die Zellstoffproduktion. Gegenüber Zellstoff weisen Silphie-Fasern eine deutlich geringere Klimawirkung auf. „Positiv wirkt sich die Erzeugung von Biogas aus Silphie und dessen Verstromung auf die Gesamtbilanz aus“, erläutert Dr. Daniel Maga, Gruppenleiter, Nachhaltigkeitsbewertung des Fraunhofer Umsicht.
www.umsicht-suro.fraunhofer.de
www.out-nature.de
*) Datenquelle: ecoinvent
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 10/2021, Seite 34, Foto: © shutterstock/Composing Fraunhofer Umsicht)