Verpackungen: Auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft

Die Verpackungsindustrie setzt zunehmend auf Produkte, bei deren Herstellung auf sparsamen Einsatz von Material sowie Energie und/oder auf Recycelbarkeit geachtet wird. Das verdeutlichte die Verleihung der Deutschen Verpackungspreise am 27. September im Rahmen der Fachpack in Nürnberg.

Wiederverwendbar oder recyclingfähig
Zu den fünf Gewinnern der Sparte „Funktionaltät und Convenience“ zählen gigasept powerTrio, GelatoPack, LED 2.0, der combivita aseptic beverage carton sowie die Fresh!Bag. Beim Desinfektionsprodukte-Set „gigasept powerTrio“ von Schülke & Mayr stach insbesondere die Anwenderfreundlichkeit hervor, während GelatoPack der Kolb-Gruppe als Verpackung mit zwei Kühlzonen zur Auslieferung von Eis eine neuartige Mehrwegverpackung aus nachhaltiger und isolierender Wellpappe vorstellt. Das Regalsystem LED 2.0 von Smurfit Kappa Zedek bietet den Vorteil eines flexiblen und wiederverwendbaren Einsatzes; nach Abverkauf der Ware kann das Material entsorgt werden. Die aseptische Getränkekarton-Lösung der SIG Combibloc beeindruckte die Jury vor allem mit dem Verschlussmechanismus „truTwist closure“, der der Vorgabe der EU Single-use Plastic Direktive entspricht. Und die Fresh Bag der Freshpacking GmbH stellt eine Alternative zu herkömmlichen Transporttaschen aus Alu-/Kunststoff-Verbund dar, da die eingesetzten Materialien Papier und Baumwolle aus nachwachsenden Rohstoffen stammen und der Beutel darum recyclingfähig und ressourcenschonend ist.

Vereinfacht und schneller
Hinsichtlich Wirtschaftlichkeit überzeugten die PE-Folie der Polifilm Extrusion GmbH und das VivaPen der Ivoclar Vivadent AG. Durch die neue Folien-Kaschier-Technologie zur Herstellung einer selbstkaschierenden Polyethylen-Folie entfallen die klassische Trocknung sowie die Ausreifezeit, was das Verfahren vereinfacht und Energie und Investitionen spart. Mithilfe des VivaPen lassen sich bei Zahnbehandlungen lichthärtende Adhäsive schneller und dosiergenauer auftragen, ohne dass unnötig Material verschwendet wird.

Rezyklat-Qualitäten nur vermeintlich minder
Im Bereich von Logistik und Materialfluss ist besonders das Konzept von Ecosnap der 3 V GmbH Verpackung Verpacken Versenden erwähnenswert. Hier wurde eine für den Einzelversand reine Kartonagenverpackung ohne Kunststoffanteile im B2C-Bereich entwickelt, was das Recycling der Verpackung ermöglicht. Die Produktfixierung erfolgt über Natronkrepppapier. Auch drei neue Materialien wurden auf der Fachpack in Nürnberg präsentiert. Die Bierkisten der Firma Anheuser-Busch InBev für die Marke Corona Extra bestehen zu 90 Prozent aus recyceltem Post-Consumer-Rezyklaten, darunter 20 Prozent Abfälle aus dem maritimen Bereich wie Fischereileinen, Netzen und Seilen. Das Verpackungspolster-Material namens Recou der Firma Preconservation stammt aus Getreidespelzen, also ungenutzten Reststoffen aus der regionalen Getreideverarbeitung; das Material ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar und reduziert damit CO2-Emissionen. Bei der Colour Stream PCR Tube gelang es den Herstellern Linhardt, Kao Germany und Morssinkhof Plastics, eine zweischichtige Tube innen zu 72 Prozent mit farbigem und außen zu 73 Prozent mit naturfarbenem oder weißem Rezyklat aus haushaltsnaher Abfallsammlung zu produzieren. „Die Jury“, schrieb das Deutsche Verpackungsinstitut, „sah in dem Projekt ein gutes Beispiel, wie auch für vermeintlich mindere Rezyklat-Qualitäten durch innovative Ideen Kreisläufe geschlossen werden können“.

Neue Lösungen für Nachhaltigkeit
Im Schwerpunkt Nachhaltigkeit überzeugten insgesamt zehn Lösungen die Jury. Mit VACUshrink(re)Mex 55 entwickelte Schur Flexibles eine recyclingfähige Mehrschichtfolie mit dreidimensional gereckten Polyole­fin-Strukturen. Die Ecoclic Box für Waschpulver-Kapseln von Procter & Gamble Service ist als Markenzeichen eingetragen, FSC-zertifiziert, besteht zu 70 Prozent aus Recyclingmaterial und soll pro Jahr 11.000 Tonnen Kunststoff einsparen. Dass sich Material ohne Einbußen seiner Steifigkeit bis zu 30 Prozent reduzieren lässt, beweist die von Spies Kunststoffe zum Wettbewerb eingereichte Wabenstruktur. Die Fiber Based Packaging Solution im EdgePak Straw-Design der schwedischen Nefab Group ist eine Gefahrgut-Transportverpackung für Silizium-Ionen-Batterien und wird vollständig aus recyclingfähigem Papier hergestellt. Die von Huhtamaki Flexibles Packaging Germany und Klöckner Pentaplast entwickelte Blisterverpackung verzichtet auf Aluminium und PVC und erfüllt neben hohen Anforderungen an das Material auch die an ein zertifiziertes Recyling.

Der erste biologisch abbaubare Lack
Die EcoFusion Top-Tube der französischen Albéa Group fällt durch 55 Prozent weniger Gewicht, einen PCR-Gesamtanteil von 42 Prozent sowie volle Recyclingfähigkeit des PE-Monomaterials auf. Die Luftpolsterfolie der Flöter Verpackungs-Service GmbH besteht aus 100-prozentigem FSC-Recyclingpapier und einer kompostierbaren Siegelschicht aus Kartoffelstärke. Eine weitere Lösung der Tubex GmbH für Aluminium-Aerosoldosen besteht in PURe, dem weltweit ersten biologisch abbaubaren Überzugslack – vollkommen mineralölfrei, aus nachwachsenden Rohstoffen. Von Werner & Mertz und Berry Global stammt ein Sprühkopf hauptsächlich aus PP, dessen funktionale Teile einen Rezyklatgehalt von 29 Prozent aufweisen. Und das „paper-based tear tape“ der MM Packaging GmbH aus Österreich ist ein vollständig kunststofffreier Aufreißfaden aus zug- und reißfestem Papier, der bisher übliche Bänder aus Propylen oder Polyester ersetzt.

Weitere Details sind der Liste der Preisträger unter www.verpackung.org/events/deutscher-verpackungspreis/auszeichnungen zu entnehmen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2022, Seite 38, Foto: dvi / Uwe Niklas)

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