Klassifizierung von Kunststoffrezyklaten: Neuer Rahmenstandard

Die Oktober eingeführte DIN SPEC 91446 liefert umfassende Vorgaben zur Datenmenge und -qualität.

Die Normungsarbeit leisteten 16 Mitglieder eines Konsortiums aus Wirtschaft und Forschung. „Der eigentliche Wert dieser DIN SPEC liegt in ihrer freien Verfügbarkeit; kommerzielle Interessen standen bei ihrer Erarbeitung nicht im Vordergrund“, betont Konsortialleiter Prof. Dr. Hans-Josef Endres vom Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik (IKK) der Universität Hannover. „Sie kann nicht nur von Handelsplattformen, sondern von allen – also auch den Anwendern, Verarbeitern, Recyclern oder Entsorgern sowie von Forschung und Politik – verwendet werden.“

Als Rahmenstandard greift die DIN SPEC 91446 außerdem grundsätzliche Regelungen für nicht klar definierte oder unterschiedlich verwendete Begrifflichkeiten in Bereichen des lnputmaterials, der Recyclingprozesse und der Kunststoffrezyklate als Werkstoffe auf. Sie ist Basis für den Handel und den Einsatz von Kunststoffrezyklaten, bietet aber Spielraum für zukünftige anwendungsspezifische Standards und Unternormen.

Auf Initiative von Cirplus
„Die einstimmige Verabschiedung der DIN SPEC ist der Durchbruch für die Schließung von Kreisläufen. Für eine etwaige Festlegung und Einhaltung von Quoten ist dieser Standard essenziell – denn wie sonst will man ohne ihn die Recyclinganteile der lnputströme im Postconsumer- und Postindustrial-Bereich überhaupt eindeutig bestimmen? Gleichzeitig wird die Einbindung des Standards in die digitale Handelsabwicklung eine rasche Verbreitung im Markt fördern“, erklärt Christian Schiller, der mit seinem Start-Up-Unternehmen Cirplus, einer Online-Beschaffungsplattform für Kunststoffabfälle und Rezyklate, den Normprozess initiiert hatte.

Im Anschluss an eine dreijährige Nutzungsphase folgt die erneute Überprüfung der DIN SPEC auf Basis der zwischenzeitlich gewonnenen Erkenntnisse. Diese Überprüfung mündet in einer Verlängerung der Gültigkeit der DIN SPEC um weitere drei Jahre oder in eine notwendige Überarbeitung. Sie kann aber auch zu einer Ablösung der DIN SPEC durch eine DIN-Norm führen. Ebenso denkbar ist eine Verwendung als Grundlage für EN-oder Iso-Standards.

Die DIN SPEC wird parallel in die Normungsaktivitäten auf europäischer Ebene im Rahmen der Circular Plastics Alliance sowie bei CEN/Cenelec im TC249/WG 11 „Plastics Recycling“ eingebracht.

 

Hintergrund
Das Konsortium bildet den gesamten Recycling-Wertschöpfungskreislauf ab. Dieser reicht von Herstellern von Sortiersystemen (Steinert und Tomra) und Abfallverwertern (Der Grüne Punkt und Remondis) über Recycler (MKV und MRS) und Kunststoffverarbeiter (Greiner Packaging und Polifilm) bis hin zu Verbänden (BDE und VDMA) und Forschungseinrichtungen (IKK –Universität Hannover, IKV – RWTH Aachen, Kunststoff-Institut Lüdenscheid und SKZ), Maschinenbauer (KraussMaffei) sowie einer Beschaffungsplattform für Kunststoffrezyklate (Cirplus).

Die vier Arbeitsgruppen des Konsortiums bearbeiteten Definitionsfragen –
unter anderem zur Einstufung/Bewertung der Kunststoffabfälle als lnputstrom für das Recycling (Gruppenleitung MKV GmbH) –, entwarfen Qualitätsbänder zur Klassifizierung der Kunststoffrezyklate (Gruppenleitung Kunststoff-Institut Lüdenscheid) und entwickelten eine Methodik zur Ermittlung des Rezyklatanteils, eine Kennzeichnung von Rezyklatart und -anteil sowie eines Logos (Gruppenleitung Tomra Sorting GmbH). Die Beschreibung der Prozesse zur Handhabung von Kunststoffabfällen als Inputströme und der resultierenden Rezyklate erfolgte unter der Koordination von Remondis in der vierten Gruppe.

 

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2021, Seite 47, Foto: kyrychukvitaliy / stock.adobe.com)

 

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