Eurosac-Kongress 2022: Die Papiersackbranche in Bewegung

Rund 130 Teilnehmer diskutierten über aktuelle Entwicklungen in der sich rasant entwickelnden Papiersack- und Kraftsackpapier-Branche.

Das Thema des Eurosac-Kongresses 2022 vom 19. bis 21. Mai in Bilbao/Spanien lautete: „Die Papiersackbranche in Bewegung.“ In seiner Eröffnungsrede verwies Eurosac-Präsident Olivier Tassel auf die vielfältigen Veränderungen in der Welt, die die Branche vor zahlreiche Herausforderungen stellt: „Wir müssen uns mit Unsicherheiten in der Lieferkette und stark steigenden Energie- und Rohstoffpreisen auseinandersetzen.“

Die Zahlen aus dem Jahr 2021 unterstreichen die Bemühungen um nachhaltiges Wachstum: Die europäische Papiersackbranche lieferte 4,8 Prozent mehr Papiersäcke als im Jahr 2020. Die Wirtschaftszweige mit den größten Marktanteilen – Zement (+3,4 %), Baustoffe (+8,2 %) und Nahrungsmittel (+3 %) – trugen zum Gesamtwachstum bei. Die stärksten Zuwächse gab es bei mineralischen Rohstoffen (+13,6 %) und chemischen Erzeugnissen (+9,3 %). Auch das Jahr 2022 hat mit einem Plus von 3,9 Prozent in den ersten drei Monaten positiv begonnen.

Die EU-Umweltziele im Fokus
Wie lässt sich im Rahmen der europäischen Verpackungsvorschriften eine nachhaltige Lieferkette schaffen? Ob Umweltbilanz, Abfallreduzierung oder Verpackungsdesign für die Kreislaufwirtschaft: Die Teilnehmer tauschten sich über ihre Fortschritte im Einklang mit europäischen Vorschriften aus und erhielten aktuelle Informationen über die Initiativen, Forschungs- und Kommunikationsaktivitäten der Branche, die sie bei der Erreichung ihrer Ziele für eine nachhaltige Zukunft unterstützen.
Vertreter von Recyclinganlagen und Fabriken für recyceltes Papier zeigten auf, welche Herausforderungen und Möglichkeiten es beim Recyceln von Papiersäcken in verschiedenen europäischen Ländern gibt. Darüber hinaus stellten sie Modelle für die Sammlung von Papierabfall vor und tauschten sich über Best Practices sowie Probleme aus, die sich aufgrund neuer Vorschriften ergeben. Beim anschließenden runden Tisch wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet. Hier wurde noch einmal deutlich, welchen wertvollen Beitrag Papiersäcke für die Kreislaufwirtschaft leisten.

Entwicklungen mit dem größten Mehrwert
Ein besonderer Höhepunkt des Kongresses war die Präsentation herausragender Brancheninnovationen. Entwicklungen mit dem größten Mehrwert wurden mit dem Prestigeträchtigen „Eurosac Grand Prix Award“ ausgezeichnet. Und die Entscheidung fiel der Jury nicht leicht.

Eröffnungssitzung mit dem Eurosac-Präsidenten Olivier Tassel und der Moderatorin Corinna Egerer (Foto: Eurosac)

Der Award in Gold ging an „Tidy“ von dy-pack. Hierbei handelt es sich um eine neue Herstellungstechnik für auslaufsichere Papiersäcke, bei der eine neuartige Klebetechnik zum Einsatz kommt. Der Klebstoff wird gleichmäßig aufgetragen und verschließt die Öffnungen und kleinste Hohlräume im Sack. Das war früher so nicht möglich. Leckagen werden dadurch fast vollständig vermieden, was wiederum die Staubentwicklung beim Befüllen reduziert. Neben einem besseren Gesundheitsschutz und mehr Hygiene im Arbeitsumfeld führt dies auch zu einer längeren Haltbarkeit, einer geringeren Notwendigkeit von Kunststoffbarrieren und einer saubereren Produktpräsentation.

Den Grand Prix Award in Silber erhielt der „Kraftpapier-Abfallsack“, der von Nordic Paper in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Jonsac, der Gemeinde Karlstad und Paper Province entwickelt wird und eine umweltfreundliche, papierbasierte Alternative zu Plastiktragetaschen für nicht recycelbare Haushaltsabfälle werden soll. Der Abfallsack ist verschließbar und besteht aus strapazierfähigem Kraftpapier. Die Entsorgung wird so viel sauberer und die Handhabung für die Müllabfuhr einfacher. Er ist außerdem recycelbar und biologisch abbaubar. Der Beutel wurde bereits in ausgewählten Haushalten getestet. Da die Rückmeldungen sehr positiv waren, wird die Entwicklung weiter fortgesetzt.

Der umweltfreundliche Papiersack auf Basis von Zuckerrübenfasern von Crown Van Gelder, Fiorini Packaging und Novidon erhielt den Grand Prix Award in Bronze sowie den Public Choice Award. Der Sack besteht aus drei Lagen Crown-Native-Papier von Crown Van Gelder. 20 Prozent der Frischholzfasern dieses Papiers werden durch lokale niederländische Zuckerrübenfasern ersetzt. Dadurch verringert sich der ökologische Fußabdruck um 16 Prozent. Der Papiersackkleber auf Kartoffelstärkebasis wird von Novidon hergestellt. Aus diesen Bestandteilen stellt Fiorini Packaging einen Offensack her, der nicht nur lebensmittelecht, sondern auch recycelbar, kompostierbar und gut bedruckbar ist.

Auch der dispergierbare Sack „EkoMix“ für Baumaterialien von Klabin war ein Anwärter auf den Grand Prix Award. Hierbei handelt es sich um einen braunen Kraftpapiersack, der vollständig in den Prozess der Betonaufbereitung integriert werden kann. Die Abfallentsorgung auf der Baustelle wird so erleichtert, und die Kosten für Logistik und Wiederaufbereitung sinken. Der Sack wird aus erneuerbaren Materialien hergestellt und dient als ökologische und nachhaltige Verpackungsoption für Zement und Beton.

Gascogne präsentierte seine neue Lösung „GascoGreen Natur’All“. Anstelle einer HDPE-Folie hat der Sack eine Beschichtung zum Schutz vor Feuchtigkeit. Weniger als zwei Prozent des Materials für das Endprodukt stammen aus fossilen Rohstoffen – das Ergebnis ist eine plastikfreie, umweltfreundliche Verpackungslösung. Der Sack ist für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet und kann leicht recycelt werden, da keine offene Folie vorhanden ist.

www.eurosac.org

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 07/2022, Seite 32, Foto: Eurosac)

 

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