Wiederverwendung von gebrauchten Gipskartonplatten: Unternehmen „re:unit“ gegründet

Die Greyfield Group hat zur Wiederverwendung und seriellen Herstellung von gebrauchten Gipskartonplatten die re:unit GmbH gegründet. Ziel ist es, ein klimataugliches Serienprodukt anzubieten und zudem ein Netzwerk zur Verbreitung des „Ernte“- und Aufarbeitungsverfahrens aufzubauen.

Sarah Schuhmann (Foto: Greyfield Group)

Geschäftsführer der re:unit GmbH sind Sarah Schuhmann und Timm Sassen. Derzeit fallen nach Schuhmanns Berechnungen rund 36 Millionen Gipskartonplatten in einem Jahr als Abfall an, die in sechs Millionen Gebäuden wiederverwendet werden könnten, was einem CO2-Einsparpotenzial von rund 130.000 Tonnen entspreche. Das Verfahren sieht das sogenannte Ernten der verbauten Gipskartonplatte (GKP) aus der Wand, ihre Aufarbeitung sowie den Einbau vor. Der Produktstatus der Platte bleibt während des Verfahrens erhalten. Die Prüfung erfolgt durch die Materialprüfanstalt Braunschweig. re:unit hat für das Verfahren sowie für die wiederverwendbare Platte ein Patent angemeldet.

Vor dem Rückbau und der Entsorgung
Die sogenannte re:GKP gibt es in standardisierten Einheitsgrößen. Jede Platte passt auf das konventionelle Ständewerk, ist auf Schadstoffe geprüft, erhält sowohl ein Datenblatt, das über den gesamten CO2-Fußabdruck nach DIN 15978 Auskunft gibt, als auch eine re:unit-Registrierung mit individuellen Angaben zu unter anderem Ernte-, Aufbereitungs- sowie Lagerprozessen für eine Rückverfolgbarkeit. Der Plattenpreis gleicht dem einer Primärplatte. Der entscheidende Vorteil laut Schuhmann: „Während eine Primärplatte rund 1,85 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter aufweist, liegt unsere re:unit-Platte bei 0,01 Kilogramm CO2 pro Qua­drat­meter.“ Vorgesehen ist auch eine Lizenz-Vergabe, die angefragt werden kann, wenn man selber re:unit-Platten vor Ort herstellen möchte. Partner des Netzwerkes können aber auch nicht lizensierte Unternehmen werden wie Eigentümer von Gipskartonquellen oder konstante Abnehmer von vereinbarten re:GKP-Kontingenten.

Timm Sassen (Foto: Catrin Moritz)

Aktuell werden re:unit-Platten in Essen gelagert. Der Vertrieb erfolgt zunächst über die Homepage. Schuhmann: „Zudem sind wir offen für Gespräche mit potenziellen Projektentwicklern, Trockenbauern, Planern sowie mit Abbruch-, Sanierungs- und Entsorgungsunternehmen. Neben den ersten Pilotprojekten konnten wir so beispielsweise bereits die Ecosoil Holding für uns gewinnen und eine Partnerschaft zur Ressourcenschonung schließen. Bevor die Leistung des Rückbaus und der Entsorgung durchgeführt wird, wird nun erst geerntet und das Produkt erhalten.“

„Unser zertifiziertes, serielles re:unit-Verfahren sichert konstante Qualität gebrauchter Serienprodukte im Markt. Durch re:unit sind wir wieder einen Schritt näher an der Einhaltung der notwendigen EU-Taxonomiekonformität. Wir unterstützen die Verfügbarkeit sowie Zugänglichkeit von ressourcen- und klimaschonenden re-use-Bauprodukten und somit das Erreichen der geforderten Materialquote und notwendigen Suffizienz in den Bauprojekten. Re-use muss so simpel sein, dass es zur Gewohnheit wird“, ergänzt Timm Sassen abschließend.

Die Greyfield Group ist ein Projektentwickler und Bestandshalter, der 2012 gegründet wurde und sich ausschließlich auf Bauen im Bestand fokussiert.

www.re-unit.com, www.greyfieldgroup.de

 

Weitere Informationen zur Greyfield Group
Die Greyfield Group ist ein Projektentwickler und Bestandshalter, der 2012 gegründet wurde und sich ausschließlich auf Bauen im Bestand fokussiert. Zur Essener Gruppe gehören die Marken Greyfield sowie Liwon und Stana, die jeweils im Lebenszyklus einer Immobilie aktiv sind. Die Greyfield Group hat sich zum Ziel gesetzt, identitätsstiftende Immobilien, die in die Jahre gekommen sind, wieder nutzbar zu machen, sie damit vor dem Abriss zu bewahren und dann den Menschen zurückzugeben. Mit dem Stopp weitergehender Flächenversiegelung beginnt für Greyfield die Ressourcenschonung. So wird durch den Erhalt der bestehenden Gebäudesubstanz Klimaschutz konsequent weitergedacht. Greyfield steht somit für die Umnutzung der grauen bebauten Fläche dieser Erde. Das bedeutet Re-Development statt Development, um Bestehendes zu erhalten und die Gebäudesubstanz als Material- und Ressourcenlager zu verstehen. Darüber hinaus fördert die gemeinnützige Greyfield-Stiftung Projekte, Wissenschaft, Forschung und Bildung auf dem Gebiet von Redevelopment, Bauen im Bestand und nachhaltiger Stadtplanung sowie Baukultur im Sinne von Ressourcen-neutralem Werkstofferhalt.

 

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2023, Seite 39, Foto: Greyfield Group)