Vom Skischuh zur Handyhülle

Wie das Unternehmen Freitag aus Skischuhschalen eine kreislauffähige Handyhülle macht.

Handyhüllen sind üblicherweise Einwegprodukte aus Neukunststoffen: Wird das Handy gewechselt, passt die Hülle häufig nicht mehr. Sie verliert ihren Zweck und landet im Müll. Geht das auch anders? Mit dieser Frage hat sich das Unternehmen Freitag beschäftigt – bekannt für innovative Upcycling-Projekte. Die Antwort lautet: Ja, mit dem F385 Circ-Case, einer Handyhülle aus zu hundert Prozent rezyklierten Skischuhen.

Ausgediente Skischuhe werden in einer sozialen
Integrationswerkstatt in Davos gesammelt, zerlegt und anschließend geschreddert, um daraus die Freitag Circ-Cases zu produzieren (Foto: Jesper Borg)

In Zusammenarbeit mit der Integrationswerkstätte Argo in Davos, dem IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung in Rapperswil in der Schweiz und weiteren Partnern lässt Freitag aus ausgedienten Skischuhen rezyklierbare iPhone-Schutzhüllen produzieren, die nicht nur gut aussehen, sondern auch als „Beschützer“ für das nächste iPhone dienen können. Wie läuft der Kreislauf ab und welche Funktion übernehmen Dosierer und der ZSK Extruder von Coperion dabei:

Schritt 1: Skischuhe zerlegen
Skischuhschalen bestehen größtenteils aus thermoplastischem Polyurethan (TPU-R). Freitag nutzt diesen wertvollen Rohstoff. Bei der Argo in Davos, einer sozialen Integrationswerkstatt, werden ausgediente Skischuhe gesammelt, zerlegt und von Schnallen und anderen Kunststoffteilen befreit.

Schritt 2: Verarbeitung zu Granulat
Das aus den Skischuhen gewonnene TPU-R durchläuft nun mehrere Verarbeitungsschritte, bei denen es so aufbereitet wird, dass die Freitag-Handyhüllen am Ende in der geforderten und reproduzierbaren Qualität hergestellt werden können. Die zerlegten Skischuhschalen-Teile prüft eine FTIR-Analytik, um die exakte Kunststoffsorte zu ermitteln. Die so typ- und farbsortierten Teile werden dann zu groben Kunststoff-Flakes geschreddert.

Skischuhe bestehen zum größten Teil aus TPU-R. Dieses Material wird geschreddert und am IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung zu Granulat extrudiert (Foto: IWK)

Am IWK Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung in Rapperswil werden die Flakes anschließend mittels Compoundierung zu Granulaten verarbeitet. Die TPU-R-Flakes dosiert man zusammen mit den notwendigen Additiven über Differentialschneckendosierer in einen ZSK 26 Mc18 Doppelschneckenextruder. Dort werden sie aufgeschmolzen, intensiv homogenisiert, dispergiert und entgast, bevor sie aus dem ZSK Extruder austritt. Anschließend baut eine Zahnradpumpe den nötigen Druck für die Feinsiebung auf. Mit Hilfe einer Unterwassergranulierung wird die gereinigte Kunststoffschmelze zu Granulat verarbeitet.

Schritt 3: Hüllen-Spritzgießen
Die Granulate dienen nun als Ausgangsmaterial für den abschließenden Prozessschritt zum passgenauen Spritzgiessen der F385 Circ-Case Schutzhüllen für iPhones.

Schritt 4, 5, 6 …: Zurück auf Start
Mit der F385 Circ-Case Schutzhülle gelingt es Freitag auf beeindruckende Weise, eine Serienanwendung für rezykliertes Skischuhmaterial zu etablieren. Darüber hinaus hat das Unternehmen unter dem Namen „Take Back“ ein Rücknahmesystem für ausgediente F385 Circ-Case entwickelt.

Das F385 Circ-Case ist eine Handyschutzhülle, die vollständig aus recycelten Skischuhschalen hergestellt wird (Foto: Jesper Borg)

Besitzer können gebrauchte Handyhüllen an den Hersteller zurückgeben. Diese werden in den beschriebenen Kreislauf eingespeist und zusammen mit den Skischuhen wieder zu neuen F385 Circ-Case Handyschutzhüllen verarbeitet – für das nächste oder übernächste iPhone-Modell. Das Projekt rund um die innovative F385 Circ-Case Handyschutzhülle von Freitag wurde Anfang des Jahres 2023 mit dem Swiss Plastics Expo Award in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet. Coperion granuliert dem IWK Institut, dem Unternehmen Freitag und der Integrationswerkstätte Argo zu dieser sehr verdienten Auszeichnung!

www.freitag.ch, www.coperion.com
Quelle: Coperion

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 06/2023, Seite 30, Foto: Jesper Borg)