Recyclingkunststoffe: Der europäische Markt steht weiterhin unter starkem Druck

In den letzten Monaten sind die Preise für recycelte Kunststoffe weiter auf ein schon lange nicht mehr gesehenes Niveau gesunken. Die Nachfrage nach Rohstoffen ist äußerst gering, was zu riesigen Lagerbeständen führt. Das berichtet das Bureau of International Recycling (BIR).

Die sich verschlechternde Marktlage ist vor allem auf die Unsicherheit in der Wirtschaft zurückzuführen. Die Inflation in Europa bleibt hoch, und darum führt die Europäische Zentralbank weiterhin Zinserhöhungen durch, die nicht das beste Investitionsklima schaffen. Dies hat auch zu einem erheblichen Rückgang der Kaufkraft der Verbraucher geführt.

Der französische Recyclingverband Federec hält eine Markterholung in der zweiten Jahreshälfte für unwahrscheinlich: „Dies liegt zum Teil daran, dass es für Markenartikler vor allem in der PET-verarbeitenden Industrie günstiger ist, Primärmaterial einzukaufen. Trotz der Verpflichtung der Verpackungsindustrie, recyceltes Material zu verwenden, hat sie sich dennoch dazu entschlossen, dessen Verwendung einzuschränken.“ Dieser Trend zieht sich durch die ganze Branche in Europa. Einige Recycler mussten ihre Produktion drosseln und auch ganz einstellen. In den letzten Jahren hatten viele Unternehmen in die Erweiterung von Produktionskapazitäten investiert. Die aktuelle Situation hat zu erheblichen Preisrückgängen bei LDPE-, HDPE-, PP- und HIPS-Regranulaten geführt. LDPE-Regranulat wurde im Juli für 650 bis 675 Euro pro Tonne angeboten, während HDPE-Regranulat für 750 bis 800 Euro erhältlich war. Die PP-Preise lagen teilweise bei nur 685 Euro pro Tonne und wurden hauptsächlich von Unternehmen angeboten, die aufgrund ihrer großen Lagerbestände zum Verkauf gezwungen sind, während der reguläre Preis für dieses Material je nach Qualität zuletzt zwischen 850 und 1.050 Euro pro Tonne lag. Der Rückgang bei HIPS-Regranulat fiel weniger stark aus, da die Nachfrage nach diesem Material weiterhin angemessen ist. Die Preise liegen hier derzeit bei etwa 1.050 Euro pro Tonne.

Aufgrund des riesigen Angebots können die Preise für alle Materialien enorm variieren. Dies hat einige Recyclingbetriebe dazu gezwungen, ihr Material mit enormen Preisnachlässen zu vermarkten. Trotz der schlechten Aussichten scheint die Talsohle aber laut BIR durchschritten zu sein.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2023, Seite 43, Foto: Tomra)