Recyclingkunststoffe: Die Preise sind niedrig – die Lagerbestände immer noch hoch

Hohe Rohölpreise haben Ängste vor einer globalen Inflation geschürt. Gleichzeitig hat die schwache Nachfrage nach Rohstoffen die Erwartungen einer umfassenden Erholung des europäischen Marktes für Kunststoffrecycling gedämpft, der durch anhaltend niedrige Preise und hohe Lagerbestände gekennzeichnet ist.

Obwohl die Zinsen in Europa in den letzten Monaten weiter gesunken sind, könnte das Inflationsniveau wieder steigen. So haben die OPEC-Länder die Produktion von Rohöl weiter gedrosselt, was dazu führte, dass die Preise für Brent im September auf über 95 US-Dollar pro Barrel stiegen. Dies könnte bedeuten, dass die Inflation, von der erwartet wurde, dass sie ihren rückläufigen Trend bis ins Jahr 2024 fortsetzt, nun doch eine andere Wendung nimmt. Infolgedessen halten die Zentralbanken an Zinserhöhungen fest, die nun über einen längeren Zeitraum hoch bleiben werden. Dies könnte Europa tiefer in die Krise stürzen und die Nachfrage nach Rohstoffen weiter senken.

Bereits im vergangenen Zeitraum war die Nachfrage nach Rohstoffen deutlich geringer. Laut einem Bericht des European Chemical Industry Council (Cefic) war die Produktion der Chemiebranche im Vergleich zum Vorjahr um 12,3 Prozent geringer. In Deutschland und den Niederlanden ging die Produktion im gleichen Zeitraum um mehr als 15 Prozent zurück.

Hohe Energiepreise bleiben für die Industrie in Europa problematisch. Die Strom- und Gaskosten liegen laut Cefic unter den Rekordwerten von 2022; allerdings ist der Gaspreis in Europa viermal höher als in den USA. Eine schnelle Erholung sei nicht zu erwarten und die weltweite Nachfrage werde niedrig bleiben, heißt es weiter.

Die Herausforderungen bleiben groß
Viele Kunststoffrecycler hatten gehofft, dass sich die Marktsituation nach der Sommerperiode etwas verbessern würde. Nach Einschätzung des BIR Plastics Committee wird sich an den Bedingungen bis zum Jahresende nicht viel ändern. Die Preise für Regranulate sind niedrig und die Lagerbestände immer noch hoch, was einige Recycler dazu zwingt, große Mengen an recyceltem Material zu extrem reduzierten Konditionen anzubieten. Derzeit werden diese Chargen von Großproduzenten zu Dumpingpreisen aufgekauft und auf Lager gelegt, wodurch der Druck auf den Markt für die Zukunft noch weiter steigt.

Derzeit ist es schwierig, die aktuelle Preisentwicklung einzuschätzen. PP-Regranulat stellt weiterhin eine Herausforderung dar, da die Dumpingpreise unter 625 Euro pro Tonne liegen, während der reguläre Marktpreis je nach Qualität zwischen 780 und 850 Euro liegen dürfte. Im September erholte sich LDPE leicht: In Ländern wie Deutschland und Belgien stieg die Nachfrage leicht an, in Italien und Polen blieb das Bild jedoch unverändert.

HDPE blieb bei unveränderten Preisen stabil, doch große Mengen an HDPE-Ballen und gewaschenem Mahlgut überschwemmen den Markt und könnten für mehr Preisdruck sorgen. Beispielsweise werden farbige HDPE-Flaschen in Ballen für rund 250 Euro pro Tonne und gewaschenes Mahlgut für 450 Euro gehandelt. Der aktuelle Preis für HDPE-Regranulat liegt zwischen 750 und 850 Euro pro Tonne, der Preis für HIPS-Regranulat bleibt stabil, und schwarzes Regranulat erzielt derzeit circa 1.050 bis 1.100 Euro.

Quelle: BIR Plastics Committee/Quarterly Report (3. Quartal 2023)

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2023, Seite 41, Foto: Ludwig Paul, Servicebetrieb Bau & Stadtgrün, Stadt Schweinfurt / abfallbild.de)