Schrottmarkt kompakt: Keine Impulse und zu ruhig

Bis Ende des dritten Quartals 2023 ist von weiter fallenden Stahl- und Schrottpreisen auszugehen. Eine Trendumkehr und Marktbelebung ist nicht in Sicht.

Im Berichtsmonat Juli standen nach Informationen der IKB Deutsche Industriebank AG die Schrottpreise aufgrund der geringen Nachfrage seitens der Stahlwerke weiter unter Druck. Die schwache Baukonjunktur ist hier als Ursache zu nennen. Die Absatzsituation für Beton- und Flachstahl war der BDSV zufolge äußerst bescheiden. Das Exportgeschäft lieferte ebenfalls keine Impulse, und auch im Tiefseemarkt war es ruhig. Türkische Verbraucher fragten wenig Schrott nach – die Entwicklung zeigte sich weiter rückläufig. Die Anhebung des Leitzinses von 8,5 auf 15 Prozent hat den Druck auf die türkische Lira noch erhöht und die Rohstoffkosten der türkischen Stahlwerke zusätzlich angehoben.

Marktakteure rechnen damit, dass der Schrottbedarf im August weiter zurückgeht. Aussagekräftige Daten zur Entwicklung lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (17. August 2023) allerdings noch nicht vor. Im Berichtsmonat Juli waren je nach Stahlwerk und Schrottsorte Preisabschläge zwischen zehn und 30 Euro pro Tonne zu verzeichnen. Die Werke in Deutschland, der Schweiz und EU-Nachbarländern orientierten sich an den Vormonatspreisen der italienischen Werke und passten die Preise entsprechend an. Sie waren bereits im Juni drastisch zurückgegangen.

Die Edelstahlwerke in Europa klagen über eine schlechte Auftragslage. Über Preissenkungen versuchen derzeit Werke, Aufträge zu generieren – bis dato vergeblich, wie es scheint. Im Juli gaben die Preise für Ferrochrom deutlich nach, was sich auf die Vergütungspreise für Edelstahlschrotte auswirkte. Erfreulicher hingegen die Entwicklung bei Aluminium: Trotz Ferienzeit melden die Schmelzwerke eine gute Auslastung und Bedarf an Sekundärschrotten. Im Berichtsmonat Juli notierten die Aluminiumpreise an der LME konstant zwischen 2.100 und 2.200 US-Dollar. Auf unverändertem Niveau blieben die Aluminiumschrottpreise und die Prämien für Halbzeug-fähige Schrotte. Im Sekundärbereich gaben die Blockpreise jedoch deutlich nach.

Bei Kupfer erwartet die IKB bis Ende des dritten Quartals einen Anstieg der Preise. Die Notierung wird bei einer Marke von 8.500 US-Dollar pro Tonne gesehen. Dass die Lagerbestände der LME im Juni um 37 Prozent schrumpften und in Chile die Produktion zurückgefahren wurde, hatte auf die Kupfernotierungen keinerlei Auswirkungen. Die Nachfrage nach Kupferschrotten ist weiterhin als schlecht zu bezeichnen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2023, Seite 44, Foto: O. Kürth)