Die Schrottwirtschaft muss sich im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld behaupten

Das machte Sebastian Will, Mitglied im geschäftsführenden bvse-Präsidium, in seiner Rede auf dem 18. Forum Schrott am 23. April 2024 in Düsseldorf deutlich.

Weltweit ist aufgrund der vielen bekannten Konflikte kein signifikantes Wachstum festzustellen. Laut Sebastian Will besteht ein Wirtschaftswirrwarr, und momentan gibt es keine nennenswerten konjunkturellen Impulse. Im Jahr 2023 verzeichnete die Stahlindustrie einen Rückgang von 3,9 Prozent in der Rohstahlproduktion im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen war die Elektrostahlproduktion, die ihren Tiefpunkt mit lediglich 9,8 Millionen Tonnen erreichte und die Produktion aus dem Jahr der Finanzkrise 2009 nochmals unterschritt. Damals lag die hergestellte Tonnage über die Elektrostahlroute bei 11,3 Millionen Tonnen. In Europa sank die Stahlproduktion um 7,3 Prozent auf 126,4 Millionen Tonnen und damit deutlich stärker als auf dem deutschen Inlandsmarkt.

Nicht zuletzt deshalb verzeichnet der deutsche Schrotthandel einen Netto-Export-Überschuss von 4,385 Millionen Tonnen Schrott, eine Zunahme von 24,8 Prozent. Der Netto-Exportüberschuss in der EU 27 kletterte um 14,5 Prozent auf nahezu 15 Millionen Tonnen. Diese gewaltigen Exportüberschüsse machen wiederum deutlich, wie enorm wichtig der internationale Handel als entscheidendes Ventil für die Materialaufbereitung ist.

Mit gemeinsamen Anstrengungen
Die Stahlindustrie verschuldet den größten Anteil an Treibhausgasemissionen mit rund 30 Prozent der industriellen Emission und rund sechs Prozent der Gesamtemission in Deutschland. Die deutschen Hüttenwerke stehen daher vor der Herausforderung, ihre Produktion klimaneutraler zu gestalten. Die Stahlindustrie investiert bereits massiv in die Modernisierung ihrer Produktionsstätten, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Sebastian Will: „Die Stahlwerke profitieren von erheblichen staatlichen Zuschüssen zur Realisation der Transformation hin zu einer klimaneutralen Produktion. Die Medien berichten über immer neue gigantische Förderzusagen für die Stahlwerke. Doch trotz dieser milliardenschweren Subventionen hat erst kürzlich ein großer Stahlhersteller angekündigt, die Produktionskapazitäten um 23 Prozent zu kürzen.“ Von der Politik wird dabei ganz offensichtlich nicht wahrgenommen, dass die Schrottwirtschaft eine entscheidende Rolle spielt, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, hieß es in Düsseldorf. Nur durch die Erhöhung des Schrottanteils bei der Stahlherstellung könne eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft realisiert werden. Der bvse hat daher das „Green Scrap“-Symbol eingeführt, um den Beitrag der Schrottwirtschaft zur klimaneutralen Produktion hervorzuheben. Dieses Symbol steht für den geschlossenen, grünen Kreislauf, der es ermöglicht, grünen Stahl herzustellen.

„Die Herausforderungen sind groß, aber mit gemeinsamen Anstrengungen und innovativen Lösungen können wir die Transformation der Schrottwirtschaft vorantreiben und einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leisten. Nur mit einer verstärkten Nutzung von grünem Schrott können wir eine nachhaltige Zukunft für die Stahlindustrie gestalten“, betonte Sebastian Will abschließend.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 06/2024, Seite 21, Foto: Dr. J. Kroll)