bvse-Mineraliktag 2024: Die Branche gestaltet den Wandel

Unter dem Leitgedanken „Jammern bringt uns nicht weiter – wir packen’s an!“ haben der bvse und seine Mitgliedsunternehmen in den vergangenen 15 Monaten – seit der Einführung der Ersatzbaustoffverordnung – bedeutende Fortschritte für die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen erzielt. Aber ohne eine zeitnahe und umfassendere Unterstützung aus der Politik geht es nicht, wurde auf dem 10. bvse-Mineraliktag in Bad Neuenahr deutlich.

„Nach 462 Tagen Ersatzbaustoffverordnung (EBV) kann die Branche stolz darauf sein, was in dieser Zeit bereits erreicht wurde“, erklärte der Vorsitzende des bvse-Fachverband Mineralik, Michael von Malottky, bei seiner Eröffnungsrede. Anerkannte Experten diskutierten vor und mit den rund 140 Teilnehmern zum Status quo und zu den praktischen und rechtlichen Herausforderungen der Branche.

Zeitnah Anpassungen vornehmen
„Die Ersatzbaustoffverordnung ist weder Top noch Flop, aber ein großer Schritt in die richtige Richtung“, hob bvse-Geschäftsführer Stefan Schmidmeyer hervor und forderte, dass notwendige Anpassungen jetzt zeitnah vom Gesetzgeber umgesetzt werden, um die Praktikabilität der Verordnung und die Akzeptanz von Ersatzbaustoffen zu erhöhen: „In diesem Zusammenhang erwarten wir auch, dass die Verordnung zur Bestimmung des Endes der Abfalleigenschaft, mit einem vorzeitigen Abfallende für alle Ersatzbaustoffe und alle Materialklassen, nun schnellstmöglich vorangebracht wird.“ Unterdessen werde die Branche nicht nachlassen, weiterhin aktiv an Lösungen arbeiten.

„Die LAGA M23 wird die Branche entscheidend dabei unterstützen“, versicherte Johannes Walter, Referent des MLUK Brandenburg und Leiter des LAGA Adhoc-Ausschusses Ersatzbaustoffverordnung. „Geplant ist, spätestens im Mai 2025 die LAGA FAQs Version 3 zu veröffentlichen, die weitere Klarstellungen für den Vollzug enthalten werden.“

Es muss noch viel passieren
Zudem haben einige Bundesländer, insbesondere Rheinland-Pfalz, bereits erste erfreuliche Initiativen zur Förderung der Akzeptanz von Sekundärbaustoffen umgesetzt. In Rheinland-Pfalz werden Ausschreibungen für öffentliche Baumaßnahmen mittlerweile produktneutral formuliert, und der Einsatz von qualitätsgesicherten Mineralischen Ersatzbaustoffen (MEB) ist ausdrücklich erwünscht, berichtete Marc Rauhut, Fachgruppenleiter Straßenbau beim Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM). Allerdings muss noch viel passieren, damit dieses kreislauforientierte Handeln bei allen behördlichen Institutionen auf bundesweiter Ebene zur Selbstverständlichkeit wird, wurde in einer anschließenden Diskussion offensichtlich.

Beleuchtet wurde zudem das Spannungsfeld im Abbruch und Rückbau zwischen rechtlichen Anforderungen und der Förderung einer zirkulären Kreislaufwirtschaft. Walburga Sodermanns-Peschel vom Deutschen Abbruchverband (DA) betonte die Notwendigkeit einer Harmonisierung bestehender und geplanter rechtlicher Regelungen, beispielsweise bei der Novelle der Gefahrstoffverordnung und im Abfallrecht. Es müsse endlich Rechtssicherheit für alle Beteiligten geschaffen werden. Von ersten positiven praxisnahen Ansätzen und neuen Möglichkeiten zur sicheren Entsorgung von gering belastetem asbesthaltigen Material und Kleinmengen bis zehn Kubikmetern für festgelegte Bauabfälle berichtete Beate Weiß, Stoffstrommanagerin bei der Otto Dörner GmbH. Diese ergeben sich aus dem Einführungserlass zur LAGA M23, der am 21. März 2024 in Schleswig-Holstein für Recyclingunternehmen in Kraft trat.

„Weniger ist niemals mehr“
Für die Qualität von Ersatzbaustoffen gilt mehr denn je: „Weniger ist niemals mehr“, belegte QUBA-Geschäftsführer Thomas Fischer mit seiner erfreulich positiven und datenbasierten Bilanz zur QUBA-Qualitätssicherung und Zertifizierung von Ersatzbaustoffen im Rückblick auf 15 Monate Ersatzbaustoffverordnung: „Mehr als 1.300 nach EBV-Richtlinien ausgestellte QUBA-Zertifikate, circa 2,8 Millionen Tonnen EBV-konforme, güteüberwachte Sekundärbaustoffe, die von QUBA-Zeichennutzern bislang in Verkehr gebracht wurden, und rund 300 laufende Zertifizierungen, die die Qualitätssicherung Sekundärbaustoffe GmbH dauerhaft betreut, lassen hier keinen Spielraum mehr für Mutmaßungen oder Interpretation.“

Neue und wichtige Impulse für ökonomisches, ökologisches und zeiteffizienteres Stoffstrommanagement werden in Zukunft KI und Digitalisierung setzen, zeigten die Vorträge von Carsten Preuss (Mineral Waste Manager) und Max-Frederick Gerken (Optocycle GmbH) auf. Der Klimawandel und gesetzliche Vorgaben zur CO2-Reduktion machen außerdem ein Umdenken in der Baubranche, die für rund 40 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes steht, dringend erforderlich. Dazu wurden in der Mineralikbranche bereits erste innovative und neue kreative Lösungen entwickelt und auf den Weg gebracht, wie beispielsweise die Nutzung von Abbruchbeton als CO2-Senke. Dazu informierte Valentin Gutknecht, Mitbegründer des Schweizer CleanTech-Unternehmens neustark AG. Allerdings ist auch die Mineralik-Recyclingbranche gut beraten, sich schon heute auf die CO2-Bepreisung der Bauwirtschaft einzustellen. Mit seinem neuen „CO2-Reporting Tool“ unterstützt der bvse seine Mitgliedsunternehmen, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und Wettbewerbsvorteile zu nutzen, erklärte Maxime Rehbock, der im Verband die Unternehmen als Ansprechpartner bei Fragen hinsichtlich des Nachhaltigkeitstools unterstützt.

 

Produktmerkblatt Füll- und Schüttmaterial aktualisiert

Auf dem 10. bvse-Mineraliktag hat QUBA-Geschäftsführer Thomas Fischer das aktualisierte Merkblatt für Füll- und Schüttmaterial für den Erdbau freigegeben. In der aktualisierten Fassung sind die Anforderungen der TL BuB E-StB 20/23, der zugehörigen Einführungsschreiben sowie der Ersatzbaustoffverordnung (EBV) aufgenommen. Ebenso wurde das Merkblatt um Aschen und Schlacken als Sekundärbaustoffe erweitert.

Merkblatt zum Download: https://wms.bayern.recycling-baustoff.de/DownloadMerkblatt/MErd_FuellSchuett_BY

 

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2024, Seite 12, Foto: bvse)