Impulse für die Reifen-Kreislaufwirtschaft
Am 29. Oktober 2025 trafen sich auf Einladung der Allianz Zukunft Reifen 25 Forschende aus ganz Deutschland zum vierten wissenschaftlichen AZuR-Kolloquium im Institut für Kunststofftechnik (KTP) der Universität Paderborn.
Unter dem Motto „Frische Impulse für die Reifen-Kreislaufwirtschaft“ tauschten sich die Wissenschaftler über aktuelle Forschungsprojekte und Studien rund um die nachhaltige Verwertung und Wiederverwendung von Altreifen aus. Mit sieben Fachvorträgen und intensiven Debatten war die Veranstaltung in Paderborn eine wertvolle Plattform für neue, interdisziplinäre Kooperationen.
Prof. Dr.-Ing. Elmar Morbitzer vom KTP begrüßte 25 Teilnehmende aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland. AZuR-Koordinatorin Christina Guth und Stefan Rau (wdk) bedankten sich herzlich für die Organisation und Gastfreundschaft: „Wir freuen uns, mit dem KTP einen starken Partner für angewandte Forschung in unserem Netzwerk zu haben.“ Im Mittelpunkt des Kolloquiums standen sieben fundierte Fachvorträge aus unterschiedlichen Disziplinen – von mechanischer Aufbereitung über Pyrolyse und Devulkanisation bis hin zu Digitalisierung und Umweltforschung.
Spannende Aufgabenstellungen
Den Auftakt machte Andreas Glimm (Hochschule Nordhausen) mit einem Beitrag zur mechanischen Aufbereitung verschiedener Abfallstoffe und deren stofflicher Verwertung in der Pyrolyse. Anschließend präsentierte Sebastian Bogdahn (TH Köln:metabolon Institut) neue Erkenntnisse zur ökobilanziellen Bewertung von Karbonisaten aus der Altreifenpyrolyse.
Auf großes Interesse stieß auch der Beitrag von Prof. Dr. Carmen-Simona Jordan (Hochschule Osnabrück), die zeigte, wie sich die Eigenschaften recycelter EPDM-Materialien durch Liquid-Polymer-Aktivierung gezielt verbessern lassen. Jonas Petzke (Universität Paderborn) knüpfte mit der Analyse des thermo-chemischen Devulkanisationsverhaltens von SBR-basierten GTR-Mischungen daran an und betonte die Relevanz industrieller Fragestellungen für die Forschung: „Wir begrüßen es, wenn die Industrie mit konkreten Aufgaben auf uns zukommt – dafür entwickeln wir hier die passenden Lösungen. Wir möchten die AZuR-Partner herzlich einladen, mit weiteren spannenden Aufgabenstellungen an uns heranzutreten.“ Auch der digitale Wandel wurde beim Kolloquium thematisiert: Paul Szabó-Müller (Hochschule Ruhr West) stellte innovative Konzepte zur Förderung der Kreislaufwirtschaft durch Digitalisierung vor. Umweltrelevante Aspekte beleuchtete Angus Rocha Vogel (Helmholtz Zentrum für Umweltforschung) mit einer Untersuchung zu möglichen Umweltfolgen von Reifenabrieb in Flüssen. Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Florian Löhr (Universität Paderborn) mit einem hochrelevanten Beitrag zur Direkthaftung von Duroplasten und Kautschuk im 2K-Spritzgießprozess – eine Entwicklung, die Klebstoffe in der Fertigung ersetzen könnte.
Konstruktiver Austausch und Praxistransfer
Neben den Fachvorträgen bot das Kolloquium den Teilnehmenden spannende Einblicke hinter die Kulissen des KTP. Bei einem geführten Rundgang durch das Technikum des KTP konnten die Teilnehmenden aktuelle Forschungseinrichtungen und Prüfstände hautnah erleben. Die modernen Labore boten Raum für den fachlichen Austausch – und weckten Interesse für gemeinsame Projekte. Die offene und interdisziplinäre Atmosphäre im KTP Paderborn förderte den intensiven Dialog zwischen den Fachrichtungen und legte den Grundstein für neue, zukunftsweisende Kooperationen – ein zentrales Ziel des Kolloquiums.
Das wissenschaftliche AZuR-Kolloquium hat sich als feste Größe im Netzwerk etabliert. Es bringt Experten aus unterschiedlichsten Disziplinen zusammen, fördert den Wissenstransfer und schafft Verbindungen zwischen Forschung, Industrie und Praxis. AZuR-Koordinatorin Christina Guth fasst zusammen: „Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft braucht starke Impulse aus der Wissenschaft – und die Wissenschaft braucht die Praxis, um Wirkung zu entfalten. Nur gemeinsam können wir den Wandel zu einer echten Circular Economy gestalten.“ Mit Veranstaltungen wie dem Kolloquium gelingt es AZuR, innovative Lösungen sichtbar zu machen, den interdisziplinären Austausch zu fördern und das Netzwerk für zukünftige Herausforderungen zu stärken. Das nächste wissenschaftliche AZuR-Kolloquium findet am 28./29. Oktober 2026 an der Hochschule Nordhausen statt.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2025, Seite 13, Foto: AZuR-Netzwerk)











