Verbrennungsanlagen: sauber, doch nicht immer ökologisch vorteilhaft
Selbst wenn die ehrgeizigen Ziele des europäischen Kreislaufwirtschaft-Pakets mit 65 Prozent Recycling erreicht werden, müssen erhebliche Abfallmengen weiterhin thermisch entsorgt werden. Das erklärte Thomas Obermeier, Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft, beim Runden Tisch Abfallwirtschaft der Stadt Chemnitz.
Obermeier belegte seine These mit Daten aus Sachsen, der Bundesrepublik und Europa. Der Sachverständige ist darüber hinaus auch nicht der Ansicht, dass die neu berechneten Quoten in Deutschland erreicht werden. Dies würde eine Steigerung von 15 Prozent bedeuten. Aufgrund von zunehmender Urbanisierung, Reduzierung der Haushaltsgrößen, Zunahme von Convenience-Produkten, anhaltendem Wirtschaftswachstum und der jetzigen Bevölkerungsentwicklung geht der Abfallexperte sogar von wachsenden Abfallmengen aus. Dass die Abfallvermeidung, wie vom Gesetzgeber vorgesehen, oberste Priorität haben müsste, werde besonders von den Bürger- und Umweltgruppen eingefordert. Die Realität sei leider eine andere: Der Mensch im Allgemeinen bevorzuge eher technische Systeme wie Mülltrennung/Recycling, bevor er grundlegend sein Konsumverhalten verändert.
Ökologisch vorteilhaft sind nach Darstellung von Obermeier Verbrennungsanlagen dann, wenn an ihren Standorten Fernwärme oder Industriedampf ausgekoppelt werden können. Nur dann sei die CO2-Bilanz günstig. Abfallverbrennung könne einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, insbesondere zur nachhaltigen Wärmeversorgung leisten. Zudem besteht durch die Erfassung der Abgase die Chance, durch CO2-Nutzung für alternative Brennstoffe oder Chemieprodukte die Ökobilanz noch besser zu gestalten. An Hand von Messdaten wies Obermeier nach, dass moderne Verbrennungsanlagen keine Dreckschleudern sind. Die 17. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) werde weit unterschritten – meist zu mindestens 50 Prozent. Damit seien diese Anlagen besser als Biomasseverbrennungsanlagen und Zementwerke, die immer mehr Abfälle verbrennen würden.
Foto: Dr. Jürgen Kroll
(EU-Recycling 08/2018, Seite 37)