WEEE geht es Österreich?
Die Jahresbilanz der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK) in Österreich zeigt für das Jahr 2024 gleich einen Zweifachrekord: Die Sammelmengen von Elektroaltgeräten aus Haushalten konnte gegenüber dem Vorjahr um 10,5 Prozent gesteigert werden. Das sind rund 15.000 Tonnen mehr als in 2023. Bei Gerätealtbatterien verzeichnet die EAK eine Sammelquote von knapp 53 Prozent, was einem Plus von 18 Prozent gegenüber 2023 entspricht.
Möglich ist das dank „Europas dichtestem Sammelstellennetz mit rund 2.000 kommunalen und mehreren tausend gewerblichen Rückgabestellen sowie der starken Zusammenarbeit von Gemeinden, Wirtschaft und Handel“. Laut Umwelt- und Klimaminister Norbert Totschnig liegt Österreich im EU-Vergleich mit über 17 Kilogramm gesammelter Elektroaltgeräte pro Einwohner im Spitzenfeld. Verstärkte Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen trugen zum deutlichen Anstieg bei.
Neuanschaffungen und Sammelmengen 2024
Im Detail wurden in 2024 in Österreichs Haushalten 157.437 Tonnen Elektro(nik)altgeräte gesammelt – 17,3 Kilogramm pro Einwohner. Parallel dazu wurden 247.997 Tonnen Geräte in Verkehr gesetzt, was einen Zuwachs von 16,5 Prozent gegenüber 2023 bedeutet und einen weiteren leichten Anstieg der Sammelquote auf rund 51 Prozent mit sich bringt.
Eine noch deutlichere Steigerung wurde bei der Sammelmenge der Gerätealtbatterien verzeichnet, die um 18 Prozent auf 3.538 Tonnen wuchs. Aufgrund dieser starken Steigerung wurde eine Sammelquote von knapp 53 Prozent erreicht und somit die EU-Vorgabe von 45 Prozent deutlich übertroffen. Im Bereich der Fahrzeugbatterien konnten 7,8 Prozent, bei den Industriebatterien sogar 13,2 Prozent mehr gesammelt werden. Der Anteil der lange nutzbaren und damit den Rücklauf vermindernden Lithium-Batterien an der gesamten in Verkehr gebrachten Masse von Gerätebatterien lag wie auch in den Jahren zuvor bei rund 46 Prozent.
20 Jahre EAK
„Stolz auf das Erreichte“ zeigte sich bei der Jahrespressekonferenz am 24. September die EAK-Geschäftsführerin Elisabeth Giehser, und das nicht nur in Bezug auf die erfreulichen Zahlen für das Geschäftsjahr 2024, sondern vor allem auch angesichts des 20. Jubiläums der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle: „Seit Inkrafttreten der Elektroaltgeräteverordnung im Jahr 2005 wurden in Österreich 4,2 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte (EEG) in Verkehr gesetzt und rund 1,9 Millionen Tonnen Altgeräte aus Haushalten gesammelt. Damit wurden insgesamt rund 800.000 Tonnen Eisen, 250.000 Tonnen Kupfer und 100.000 Tonnen Aluminium wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt. Im Bereich der Batterien wurden seit dem Inkrafttreten der Batterienverordnung im Jahr 2008 wiederum 80.000 Tonnen Gerätebatterien in Verkehr gebracht, wovon 38.000 Tonnen gesammelt wurden. Insgesamt hat die EAK rund 34.000 Abholaufträge bearbeitet, und das bedeutet einen substanziellen Rückgewinn wertvoller Ressourcen.“
Die EAK hat – zunächst nur für Elektroaltgeräte, drei Jahre später auch für Gerätealtbatterien zuständig – im Verlauf ihres Bestehens Schritt für Schritt immer mehr Aufgaben übernommen und trägt damit seit zwei Jahrzehnten bedeutend zur Ressourcenschonung und der Förderung einer Kreislaufwirtschaft in Österreich bei. „Es war ein großes Abenteuer, die EAK im Sommer 2005 innerhalb von nur sechs Wochen aufzubauen“, erinnerte Robert Pfarrwaller, Aufsichtsratsvorsitzender der EAK, an die Anfänge der Organisation. „Vieles war unbestimmt. Heute können wir resümieren: Das Experiment einer Koordinierungsstelle im Eigentum der Wirtschaft ist mehr als gut ausgegangen.“ Auch zukünftig sollen Bemühungen wie etwa die wichtige Öffentlichkeitsarbeit der EAK, für eine korrekte Entsorgung von Elektroaltgeräten und Altbatterien mit voller Energie weitergehen.
Erfolgreiche Aufklärungsarbeit und Kooperation
Ein besonderer Erfolg gelang der EAK mit der Kampagne „Her mit Leer“. Durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit konnte die Sammelmenge an Gerätealtbatterien aus den im Handel aufgestellten „Her mit Leer“-Sammelboxen deutlich gesteigert werden – um jeweils elf Prozent in den Jahren 2022 und 2023 sowie um rund 21 Prozent auf insgesamt 722 Tonnen im Jahr 2024. Alfred Egger, Vizepräsident der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände, betonte in der Jahrespressekonferenz große Bedeutung der gemeinsamen Strukturen für die Sammelerfolge. Es zeige sich, dass alle Beteiligten ihrer Verantwortung gerecht werden und im Sinne der Nachhaltigkeit handeln. Einen besonderen Stellenwert hätten dabei die 2.000 kommunalen Altstoffsammelzentren und Recyclinghöfe, ohne die dieser Erfolg nicht möglich wäre. Durch die enge Zusammenarbeit von kommunaler Ebene und Wirtschaft sei eine bürgerfreundliche, serviceorientierte und sichere Sammlung österreichweit gewährleistet.
„Langlebige“ Photovoltaik drückt Sammelquoten
Robert Pfarrwaller zeigte sich im Rahmen der Präsentation des EAK-Jahresberichts erfreut über die leichte Erholung im Markt für Elektro- und Elektronikgeräte „im Vergleich zum ernüchternden Jahr 2023“ und die weiterhin positive Entwicklung der Sammelquoten. Gleichzeitig erneuerte er seine Kritik an den EU-Zielvorgaben von 65 Prozent bei Altgeräten, da der an sich bemerkenswerte österreichische Wert von theoretischen 63 Prozent durch den anhaltenden Boom bei Photovoltaik-Paneelen und Speichersystemen auf etwa 51 Prozent nach unten gedrückt werde, sobald diese in die Statistiken eingerechnet werden müssen: „Es gibt in diesem Bereich aufgrund der prinzipiell sehr begrüßenswerten Langlebigkeit so gut wie keinen Rücklauf; also müssen die Zielvorgaben der EU realistisch gestaltet und die Kalkulationsmethoden für die Sammelquote zeitnahe geändert werden.“
Auch weiterhin will die EAK den Fokus auf Prävention durch fokussierte Öffentlichkeitsarbeit zur richtigen Entsorgung von Elektroaltgeräten und Altbatterien setzen. Neuen Pfand- und/oder Cashbacksystemen gegenüber ist Pfarrwaller skeptisch: „Die im Fokus stehenden Lithium-Akkus haben eine deutlich längere Lebensdauer als die für die aktuellen Pfandsysteme üblich schnelldrehenden Getränkeverpackungen. Aus der Praxis zeigt sich, dass sieben bis neun Jahre später wahrscheinlich niemand mehr daran denkt, sich darauf ein Pfand von einigen Euros zurückzuholen.“ Man setze also weiterhin auf die bewährte Informationsarbeit im Rahmen von bundesweiten Kampagnen, um das Verhalten der Bevölkerung nachhaltig positiv zu beeinflussen.
Handlungsbedarf besteht für Pfarrwaller auch bei der immer noch nicht vollständigen Erfassung des Online-Handels: „Nach wie vor ist teilweise nicht bekannt, welche Stückzahlen von bestimmten außereuropäischen Plattformen nach Europa und speziell nach Österreich importiert werden. Das belastet vor allem im Bereich der Kleingeräte den Handel, da Kosten für die Produktentsorgung auf die bestehenden Strukturen umgelegt werden“, verwies der Aufsichtsratsvorsitzende zugleich auf Wettbewerbsverzerrungen.
Reparaturbonus wird evaluiert und fortgesetzt
Der Reparaturbonus wird – wie vom Bundesministerium bereits angekündigt – derzeit evaluiert und gegen Ende dieses Jahres fortgeführt. Norbert Totschnig: „Der Reparaturbonus wird in verbesserter und effizienterer Form dazu beitragen, Produkte länger nutzen zu können und dadurch Abfall zu vermeiden. Dafür sind während der Legislaturperiode jährlich 30 Millionen Euro vorgesehen. Der Fokus soll auf jenen Produktbereichen liegen, in denen ein besonders großer Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung erzielt werden kann.“
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2025, Seite 14, Foto: Ludwig Schedl)











