Edelmetalle behaupten sich gut in schwierigem Umfeld

Die Recyclingmengen blieben 2017 auch bei schwankenden Preisen stabil.

Am 27. Februar 2018 fand in Pforzheim wieder das traditionelle Jahres-Pressegespräch der Fachvereinigung Edelmetalle statt. Franz-Josef Kron, Vorstand Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt AG, sieht das Umfeld der deutschen Edelmetallwirtschaft weiterhin als herausfordernd an. Allerdings behauptet sich die Branche darin nach wie vor gut und verlässlich. 2017 stieg das Bruttoinlandsprodukt um solide 2,2 Prozent, was den Abnehmerindustrien für Edelmetalle wie der Automobilindustrie, der Elektronikindustrie, der chemischen Industrie und der Schmuckindustrie zu Gute kommt. Das Investmentgeschäft dagegen ist bei tendenziell fallenden Preisen rückläufig, trotz des Rufes der Edelmetalle als „sicherem Hafen“ in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Die Recyclingmengen blieben auch bei schwankenden Preisen stabil.

Trends haben sich gedreht

Die dekorativen Anwendungen (Schmuck, Uhren, Lifestyle) verarbeiten über die Hälfte des am Markt verfügbaren Goldes, erklärte Kron. Dabei haben sich bisherige Trends geändert: Während die Nachfrage in Deutschland um immerhin circa drei Prozent zugenommen hat, ist die Nachfrageschwäche in China noch nicht überwunden (- 7,5 %). Der Schmuckmarkt in Indien dagegen konnte deutlich gegenüber 2016 zulegen (+ 32 %). In den Investmentbereich floss rund ein Viertel des Goldes, zehn Prozent gingen in den industriellen Bereich.

Dem Recycling kommt ein bedeutender Anteil an der gesamten Goldversorgung weltweit zu, so Kron. Die physische Goldnachfrage stieg um zehn Prozent, die Gesamtproduktion dagegen nahm um 3,5 Prozent ab. Der globale Bedarf beträgt circa 4.410 Tonnen. Davon werden 1.250 Tonnen aus dem Recycling gedeckt. Darin spiegeln sich auch die Bemühungen von internationalen Initiativen der Edelmetallindustrie und Compliance-Regeln der Unternehmen wider, „konfliktfreies“ Gold aus ethisch einwandfreien Quellen und aus verantwortungsvoller Herstellung anzubieten. Diesem Anspruch schließen sich laut Kron immer mehr weltweit tätige High-Tech Unternehmen an. Der Druck auf eine entsprechende Nachweisführung wächst.

Handelshemmnisse bei der Einfuhr von Schrotten

Wilfried Held, Geschäftsführer der Fachvereinigung Edelmetalle, wies auf Handelshemmnisse bei der Einfuhr von Recyclingmaterialien hin. Durch einen hohen Verwaltungsaufwand bei der Einfuhrabwicklung edelmetallhaltiger Schrotte entsteht ein hoher Zeitverlust. Die Verzögerungen verursachen bei den hohen Werten der Edelmetalle so erhebliche Kosten, dass ausländische Kunden überlegen, ihr Material woanders als in Deutschland aufarbeiten zu lassen, um die enthaltenen Edelmetalle zurückzugewinnen. Wichtige Rohstoffe fließen somit an Deutschland und an seinen High-Tech-Recyclinganlagen vorbei. Die Lösung auch zum Wohle einer sauberen Umwelt könnte Held zufolge sein, die Edelmetallunternehmen mit Betriebserlaubnis nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz als „verlässliche Betriebe“ anzuerkennen, damit der Prüfaufwand reduziert werden kann. Dies spare Zeit und Geld, ließe dringend benötigte Rohstoffe ins Land und schütze die Umwelt. Zu Silber vertrat Kron die Auffassung, dass es seine Bedeutung als Technologiemetall mit Zukunft behalten wird. Über die Hälfte der Marktmenge fließt in Industrieanwendungen mit stabilem Absatz wie Elektrotechnik/Elektronik, Verbindungstechnik, Photovoltaik und Chemie. In Deutschland konnte eine Steigerung der indus­triellen Nachfrage in Höhe von circa acht Prozent verzeichnet werden. Schmuck und Silberwaren stehen für 25 Prozent des weltweiten Silberverbrauchs. Zur globalen Silberproduktion (31.850 Tonnen) trägt das Recycling 5.000 Tonnen bei.

Bedarf an Technologiemetalle steigt

Platingruppenmetalle (Platin, Palladium, Rhodium, Ruthenium, Osmium und Iridium) sind Technologiemetalle, die weiter an Bedeutung gewinnen werden, besonders in Autoabgas-Katalysatoren, Brennstoffzellen und in der Elektronik. Kron bewertet den Gesamtbedarf für 2017 als weiter gestiegen, vor allem bei Autokatalysatoren. Der Trend weg von Diesel- und hin zu Benzinmotoren hat die Nachfrage nach Palladium bestimmt. Preissteigerungen und hohe Finanzierungsraten sind die Folge von physischer Materialknappheit und zwingen die Hersteller zum sparsamen Umgang mit der begrenzten Ressource. Auch die anderen Platingruppenmetalle verzeichneten in 2017 zum Teil deutlich höhere Preise (Ruthenium + 400 %, Rhodium + 123 %).

Kron misst der Edelmetallindustrie bei der Entwicklung von Technologien und ethischen Standards eine Schlüsselrolle zu. Da Edelmetalle unverzichtbarer Bestandteil in den meisten High-Tech Produkten sind, die den Lebensalltag mehr und mehr bestimmen und prägen, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen und das weitest gehende Recycling von Edelmetallen entscheidend für die künftige Machbarkeit des Möglichen. Die Edelmetallindustrie trägt ihren Anteil dazu bei, indem sie bestmögliche Qualität in einem umkämpften Markt liefert. Dabei ist der Blick nicht nur auf Wettbewerbsfähigkeit gerichtet, sondern auch auf einwandfreie Bezugsquellen sowie hohe Standards für Umweltschutz, Arbeitssicherheit und gerechte Entlohnung.

Abwärtstrend bei Schmucklegierungen gestoppt

Bei Schmucklegierungen wurde 2017 laut Georg Steiner, Geschäftsführer Heimele + Meule GmbH, der lang anhaltende Abwärtstrend der Absatzmengen gestoppt. Es konnten insgesamt knapp 2,3 Tonnen mehr an Goldlegierungen verkauft werden, davon annähernd zwei Tonnen mehr in 18-Karat-Goldlegierungen. Die Verkaufsmengen der 14-Karat-Legierungen blieben stabil. Die 8-Karat-Legierungen verzeichneten mit 400 Kilogramm ebenfalls einen Aufwärtstrend. Die positive Tendenz 2016 bei Platin- und Palladiumlegierungen konnte sich hingegen 2017 nicht fortsetzen, wie Steiner erklärte. Die Platinlegierungen lagen auf demselben Niveau wie in 2016. Bei Palladiumlegierungen war aufgrund des extremen Palladium-Preisanstiegs ein deutlicher Rückgang der Verkaufsmengen zu verzeichnen. Die Kosten für Palladium-Leihen stiegen im Jahresverlauf erheblich an. Es wurden Zinssätze bis zu 22 Prozent aufgerufen.

Wie bereits in den Vorjahren haben sich auch im Jahre 2017 viele Auslandsmärkte vergleichbar entwickelt wie der Inlandsmarkt. Aus der Schweiz hingegen wurden weiterhin rückläufige Verkaufszahlen, vor allem im Golduhrensegment und bei 18 Karat Goldschmuck, gemeldet. Es wurde vielfach von einem sehr zurückhaltenden Orderverhalten bei der Basel World 2017 berichtet. Das neue Messekonzept 2018 trägt dieser Entwicklung deutlich Rechnung. Steiner erwartet in 2018 für die Schmuckhalbzeuge ähnliche Absatzmengen wie im Vorjahr. Das neue Jahr hat vielfach verheißungsvoll begonnen. Der Absatz von Platinschmuck-Legierungen könnte sich ebenfalls weiterhin gut entwickeln. Der verhältnismäßig niedrige Platinpreis und die Export-Nachfrage fördern diese Entwicklungschancen.

Der Absatz von Dentallegierungen war Steiner zufolge 2017 weiterhin stark rückläufig. Preisgünstigere Alternativen haben nun endgültig die Versorgung mit Zahnersatz erobert. Insbesondere die Herstellung von Kronen und Brücken aus Zirkonoxid und verschiedenen Keramikprodukten haben die Edelmetalle verdrängt. Aber auch preiswerte Nichtedelmetalle werden seit Jahren verstärkt zur Versorgung eingesetzt. Im Jahr 2017 lag der Rückgang bei den Absatzmengen der Dentallegierungen bei circa 15 Prozent. Die Hoffnungen auf ein Ende des Abwärtstrends haben sich leider nicht erfüllt. Die Bedeutung der Edelmetalle für die Herstellung von Kronen und Brücken wird wohl auch 2018 weiter abnehmen.

Foto: Fachvereinigung Edelmetalle e.V.

(EU-Recycling 04/2018, Seite 32)

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