EMPRC 2018: Aufbereitung von Sekundärrohstoffen im Fokus

Europa ist durch eine rege Industrieproduktion geprägt, die mit einem hohen Verbrauch an Rohstoffen bei gleich­zeitigem Mangel an eigenen Ressourcen einhergeht. Neben der Aufbereitung primärer Rohstoffe gerät daher die Aufbereitung von Sekundärrohstoffen zunehmend in den Fokus.

Daraus erklärt sich das Interesse, das dem European Mineral Processing & Recycling Congress im Juni entgegengebracht wurde. Der jetzt erschienene Tagungsband des EMPRC 2018 enthält 32 als Fachartikel veröffentlichte Vorträge, die im Folgenden kurz skizziert werden.

Der erste Plenumsvortrag befasste sich mit dem Recycling von Lithium-Ionen-Batterien, für die eine umfassende, globale Wiederverwertungsstruktur gefordert wurde. Ihm folgte die Präsentation einer Literaturstudie, die herausfand, dass in der brasilianischen Forschung zur Bergbauindustrie der Fokus vor allem auf Prozessverbesserungen anstelle auf Problemlösungen für Wasser, Energie und Nachhaltigkeit gelegt wurde. Der anschließende Vortrag lieferte einen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei Herstellungsverfahren der K+S-Anlagen für Pottasche und Natriumchlorid. Den Bereich der Rohmaterial-Charakterisierung deckte eine Arbeit ab, die die Vorteile von Zufallsstichproben bei Input- oder Output-Materialien untersuchte.

Feinmahlung und Flotation

Die Session „Feinmahlung“ enthielt die Vorstellung des RoStar, einer neuen, vertikal arbeitenden Mühle zum Nachschleifen hochwertiger Erze, der horizontal ausgerichteten IsaMühle, der Optimierung für Feinpartikel-Behandlungen von Zinn-enthaltenden Skarn-Erzen sowie von Testergebnissen über das Bruchverhalten minderwertiger Kupfer-Gold-Erzen. Die Sitzung zum Thema „Flotationen“ begann mit einer Präsentation, die die Anwendung einer gemischten Schwimmaufbereitungs-Technologie bei der Veredelung von Wolfram offenlegte. Es folgten Vorträge, die die Entwicklung neuer ökologischer und nachhaltiger Reagenzien – beispielweise aus Früchten oder Stärke – anstelle bisheriger Flotations-Chemikalien zeigten, den Einsatz von Backhefe als Biokollektoren zur Apatit-Gewinnung hervorhoben, oder auch Forschungslücken für die Flotation von synthetischen metallischen Phasen identifizierten.

In die Rubrik „Behandlung von Primär-Rohstoffen“ fielen die Darstellung des Stack-Klassierers und der Polyweb Urethane Sieb-Oberfläche zur Einschätzung und Sortierung von Silizium-Sand, der beim Fracking eingesetzt wird. Hierher gehörte eine Präsentation des r4-Projekts SEE-Sand, das schwere Seltenerd-Metalle aus Schwermetall-Sanden der südwestlichen Ostsee gewinnen will. Eine Untersuchung galt der Reinigung von synthetischem Rutil aus einer malaysischen Lagerstätte für Ilmenit (Titaneisenerz). Berichtet wurde über den Einfluss der elektrischen Feldstärke auf die elektrostatische Trennung von Pottasche-Salzen. Zu den Themen gehörten die einzelnen Verfahrensschritte, um natürliches Flockengraphit zu einem perfekten kristallinen Gitter zu verwandeln. Und schließlich kam auch eine innovative biohydrometallurgische Methode zur Extraktion für Kupferschiefer-Erze zur Sprache.

Zu den drei Projekten, die die „Behandlung von Sekundärrohstoffen“ betrafen, zählte „In Access“, dessen Verfahren auf die Wiedergewinnung von Indium aus dem Recycling von LCD-Bildschirmen abzielen. Untersucht wurden die Schlüsselfaktoren für die Prozessabläufe von Fahrzeug-Shredderanlagen, aber auch Marktbedingungen, rechtliche Aspekte und Recyclingmöglichkeiten von Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien. Unter die Kategorie „Abfall-Management“ fielen ein Vortrag über die sogenannte Hohe Ausbeute-Technologie (HYE) – ein neues umweltfreundliches und ökonomisches Verfahren zur Gewinnung und Behandlung von Erzen, parallel zur Förderung und Wiederauffüllung – und ein Referat über die Grundannahmen, die getroffen werden müssen, um die Wiederaufarbeitung von schwefelhaltigem Bergbau-Abraum für sinnvoll zu erklären. Des Weiteren wurden physikalische Separationsmethoden zur Entphosphorung von metallurgischen Schlacken aus dem Linz-Donawitz-Verfahren vorgestellt.

Simulation und Modellierung

Zur Session „Simulation und Prozesskontrolle“ gehörten Untersuchungen über die Absetzgeschwindigkeit nicht-sphärischer Teilchen in der Übergangszone, über die Optimierungsmöglichkeiten beim pyrometallurgischen Recycling von Niob und Tantal durch Laser-Emissionsspektroskopie während des Betriebes, und über die Verwendung von Lichtleitfasern zur Feststellung von Schmelzzuständen. Vorgestellt wurden neue Erkenntnisse darüber, inwieweit Konzepte und Parameter zur Kontrolle der Mineralienaufbereitung auf die Bearbeitung von Abfällen übertragen werden können. Berichtet wurde über zwei Studien, bei denen die Knelson Konzentrator-Kugel zum Einsatz kam: Die erste Studie versuchtem, mithilfe eines speziellen CFD-DEM-Ansatzes einen mehrphasigen Partikelfluss zu simulieren. Bei der zweiten wurden nach synthetischer Einspeisung zweier Komponenten – eine Mischung aus Quarz als Abraum und wertvollen Materialien wie Magnetit, Zink oder Ferromolybdän – deren Trennung modelliert.

Die Sparte „Prozesswasser-Behandlung“ sah die Vorstellung einer Untersuchung vor, bei der unter Zuhilfenahme von flachen Keramik-Membranen Minen-Ausflüsse in Trinkwasser verwandelt werden. Und schließlich wurde ein integrales System präsentiert, das mithilfe eines Wirbelschicht-Reaktors Metalle aus industriellen Abwässern zu fixieren vermag.

Der Bericht zum European Mineral Processing & Recycling Congress 2018 ist unter ISBN 978-3-940276-84-1 im Handel erhältlich.

Foto: O. Kürth

(EU-Recycling 09/2018, Seite 32)