Abbiegeassistenzsysteme: Förderprogramm startet zum Jahreswechsel
Grundlage der zum 1. Januar 2019 in Kraft tretenden Förderrichtlinie sind die „Empfehlungen zu technischen Anforderungen an Abbiegeassistenzsysteme für die Aus- und Nachrüstung“.
Der Bund stellt fünf Millionen Euro für 2.900 geplante Förderfälle bereit. Aus Sicht des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. wird sichergestellt, dass nur hinreichend leistungsfähige Systeme verbaut werden. Denn momentan würden viele Systeme als angebliche Abbiegeassistenten angeboten, die bestenfalls Scheinlösungen darstellten, wie zum Beispiel Einparkhilfen oder Spurwechselassistenten für die Autobahn. Besonders begrüßt der Verband folgende Klarstellung in den Empfehlungen: „Ein Kamera-Monitor-System (ohne abstrakte Information) ist kein Abbiegeassistenzsystem im Sinne dieser Empfehlungen.“ Passive Kamera-Monitorsysteme ohne automatische akustische und/oder optische Warnfunktion haben den Nachteil, dass sie nur in exakt dem Moment helfen, in dem der Fahrer direkt auf diesen Monitor schaut. In der konkreten Abbiegesituation muss er allerdings zusätzlich noch ein halbes Dutzend Rückspiegel, den Gegenverkehr, den Querverkehr, die Beschilderung, Ampeln und den Bereich vor seinem Fahrzeug im Blick haben, um auch dort Gefahrensituationen ausschließen zu können. Zudem ist sein eigenes Fahrzeug und sind die Verkehrsteilnehmer um ihn herum permanent in Bewegung.
Überdies benötigen Kamera-Systeme ausreichende Lichtverhältnisse, das heißt bei Dämmerung oder gar Dunkelheit, Starkregen, Schneefall, Vereisung, Schattenwurf, Nebel oder Rauchentwicklung ist die Leistungsfähigkeit solcher Systeme beeinträchtigt.
Nachdrücklich begrüßt der BGL, dass seit der IAA-Nutzfahrzeuge 2018 bei einem zweiten Lkw-Hersteller für Neufahrzeuge radargestützte Abbiegeassistenten ab Werk bestellt werden können. Bis Abbiegeassistenzsysteme flächendeckend verbaut sind, wird aber noch Zeit vergehen. „So lange bleibt die sicherste Empfehlung, wenn wir als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs sind, um Abbiegeunfälle zu vermeiden: Blickkontakt mit dem Lkw-Fahrer aufnehmen. Nur dann können wir sicher sein, dass er uns gesehen hat“, erläutert BGL-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Dirk Engelhardt. Jetzt bleibe nur noch abzuwarten, wann die ersten nachrüstbaren Abbiegeassistenzsysteme die „Allgemeine Betriebserlaubnis“ (ABE) erhalten.
Foto: Daimer AG/Mercedes-Benz Lkw
(EU-Recycling 12/2018, Seite 26)