Europäische Union will die Vorschriften für persistente organische Schadstoffe (POP-Stoffe) verschärfen

Vertreter des Europäischen Parlaments, des Rats und der Kommission einigten sich im Rahmen der Trilogverhandlungen auf neue Grenzwerte für den Flammhemmer DecaBDE und andere bromierte Diphenylether.

Unter dem rumänischen Ratsvorsitz wurde bereits am 20. Februar vereinbart, das Flammschutzmittel DecaBDE in die Stoffliste aufzunehmen und den Wert für unbeabsichtigte Spurenverunreinigungen auf zehn Milligramm pro Kilogramm für den Fall festzulegen, dass DecaBDE in Stoffen enthalten ist. Darüber hinaus wurde der unbeabsichtigte Spurenkontaminationswert für die Summe aller bromierter Diphenylether (BDEs), einschließlich DecaBDE, auf 500 Milligramm pro Kilogramm festgesetzt, wenn diese in Mischungen und Gegenständen enthalten sind. Weiterhin soll eine Überprüfungsklausel alle Auswirkungen des Grenzwerts von 500 Milligramm pro Kilogramm auf Gesundheit und Umwelt für die Summe aller BDEs bewerten. Das Abkommen wird den EU-Botschaftern zur Billigung im Namen des Europäischen Rates nach der technischen Überarbeitung des Textes vorgelegt. Das Parlament und der Rat werden dann aufgefordert, den Verordnungsvorschlag in erster Lesung anzunehmen. Mit den vereinbarten Änderungen soll die Verordnung stärker an die allgemeinen EU-Rechtsvorschriften für Chemikalien angeglichen werden.

„Die Recyclingquote wird weiter sinken“

Der bvse kritisiert die Halbierung des Grenzwerts von bisher 1.000 auf 500 ppm als wissenschaftlich unbegründet. „Der neue Grenzwert wird das gewünschte Recycling von Kunststoffen aus E-Schrott weiter erschweren“, erklärte bvse-Referent Dr. Thomas Probst. „Die Recyclingquote wird weiter sinken, und noch mehr Plastik muss thermisch entsorgt werden. Mit den in der Praxis etablierten Messtechniken wird es schwierig, den neuen Grenzwert sicher einzuhalten. In Folge dessen werden mehr Kunststoffe aussortiert, um den Grenzwert zu garantieren.“

In der Praxis trennen spezialisierte Recycler in einer Kaskade an Verfahren die Kunststoffe aus den Altgeräten auf. Die Fraktion mit Flammhemmern wird thermisch verwertet. Dagegen wird der überwiegende Rest, der geringe Anteile an bromierten Flammhemmern enthalten darf, nach einer weiteren Behandlung als Rezyklat weiterverwertet. „Die nun im Verbrennungsmarkt zusätzlich zu erwartenden Mengen verschärfen die Situation der ohnehin knappen Verbrennungskapazitäten noch einmal mehr“, glaubt bvse-Fachreferent Andreas Habel.

Foto: O. Kürth

(EU-Recycling 04/2019, Seite 9)

Anzeige