20 Jahre BGS – Garant für Qualität bei Sekundärbrennstoffen
Am 7. November 2019 fand die Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Sekundärbrennstoffe und Recyclingholz e.V. (BGS) im Hollywood Media Hotel in Berlin statt. Am Vorabend hatte die Gütegemeinschaft ihre Mitglieder und Ehemalige zu einer Festveranstaltung anlässlich des 20-jährigen Bestehens in Clärchens Ballhaus eingeladen.
In seinem Festvortrag betonte Ludger Rethmann das Alleinstellungsmerkmal der Gütesicherung für Sekundärbrennstoffe in Europa, die seinerzeit auch auf Grundlage der Gütesicherung für Komposte und Sekundärrohstoffe entwickelt wurde. „Deutschland ist hier Vorreiter; die Gütesicherung ist ein Role Model für den europäischen und globalen Markt“, hob er ihre Bedeutung hervor. Auch neue Märkte wie zum Beispiel das chemische Recycling benötigen verlässliche Qualitäten, sodass die Gütesicherung auch zukünftig eine wichtige Rolle innehat.
Deutlich steigende Mengen erwartet
In der Mitgliederversammlung am 7. November führte Thomas Grundmann, stellvertretender BGS-Vorstandsvorsitzender, in seinem Geschäftsbericht aus, dass der Verein weiterhin auf allen Ebenen der Abfallwirtschaft als Garant für die Qualitätssicherung bei der Sekundärbrennstoffherstellung steht. Dies zeigt sich an der stabilen Mitgliederzahl sowie den gütegesicherten Mengen – in beiden Bereichen Tendenz steigend. Nachdem die gütegesicherten Mengen aufgrund längerer Stillstände bei Abnehmern und Umbaumaßnahmen in Aufbereitungsanlagen zuletzt stagnierten, werden für 2020 deutlich steigende Mengen erwartet, da drei weitere Unternehmen ihr Interesse an der Gütesicherung bekundet haben. Neben dem zentralen Thema der Gütesicherung hat der BGS e.V. in 2019 verschiedene abfallwirtschaftliche Fragestellungen fachlich begleitet. Dr. Thomas Glorius (Obmann des Güteausschusses) berichtete von den Arbeiten zur Übertragung der CEN-Standards von Solid Recovered Fuels auf die globale ISO-Ebene. In 2019 fanden dazu verschiedene Arbeitstreffen sowohl in Deutschland als auch in Wien und Seoul statt. Hierbei wurde auch die Erweiterung des Anwendungsbereichs auf das chemische Recycling diskutiert.
Asche aus SBS: Bestandteil des Produkts
Des Weiteren wurden Untersuchungen zur Zusammensetzung von Asche von Sekundärbrennstoffen (SBS) mit dem Ziel der Bestimmung der werthaltigen Bestandteile durchgeführt. Hintergrund ist, dass die Asche aus SBS bei der Mitverbrennung in Zementwerken in den Klinker eingebunden wird und somit ein Bestandteil des Produkts wird. Der Sekundärbrennstoffeinsatz in Zementwerken und anderen geeigneten industriellen Prozessen stellt somit eine energetische und stoffliche Verwertung (Co-Processing) dar. Dieses hat die Gütegemeinschaft auch in seiner Stellungnahme zur Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes hervorgehoben.
„Keine Verwertung ohne Qualitätssicherung“
Die sich anschließende, mit über 70 Teilnehmenden gut besuchte Fachveranstaltung stand unter dem Motto „Keine Verwertung ohne Qualitätssicherung“. Markus Gleis (UBA) beleuchtete zunächst den Stellenwert der Gütesicherung bei der energetischen Verwertung von Sekundärbrennstoffen. Er betonte, dass die Qualitätsanforderungen, die Ersatzbrennstoffe für den Einsatz in Verbrennungsanlagen erfüllen müssen, sehr differenziert sind. Gleiches gilt für die Qualitäten erzeugter Ersatzbrennstoffe, die abhängig sind von der Aufbereitungstechnologie und den eingesetzten Abfällen. Die langjährige Qualitätssicherung bei Ersatzbrennstoffen führt insgesamt zu Qualitätsverbesserungen, resultierend zum Beispiel aus einer sorgfältigeren Inputauswahl und verbesserter Aufbereitung. Nikos Nikolakakos (Cembureau) stellte den Stand der Sekundärbrennstoffverwertung in der Zementindustrie in Europa dar. Er zeigte, dass der Anteil der Verwertung thermischer Energie aus alternativen Brennstoffen in der Zementindustrie der EU-28 im Jahr 2017 auf 46 Prozent und die eingesetzte Brennstoffmenge auf 11,5 Millionen Tonnen angestiegen ist. Dabei hob er auch die Bedeutung des Co-Processings hervor, das laut Nikolakakos durch abfallpolitische Vorgaben wie ein Deponierungsverbot und hohe Deponieabgaben sowie durch aufbereitete Abfälle mit entsprechenden Qualitäten unterstützt wird.
„Die Anerkennung der Mitverbrennung von SBS in Zementwerken als stoffliche und energetische Verwertung und die Anerkennung der Hersteller von SBS als produzierendem Gewerbe sind und bleiben Ziele der Arbeiten des BGS e.V.“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme in ihrem Impulsvortrag „Keine Verwertung ohne Gütesicherung“. Sie stellte darin die Bedeutung und die Erfolge der Gütesicherung von Sekundärbrennstoffen am Beispiel des RAL-GZ 724 dar. In Europa hat dieses System ein Alleinstellungsmerkmal. Durch die Mitverbrennung von SBS in industriellen Feuerungsanlagen erfolgt eine umweltverträgliche und schadlose Verwertung, die ein fester Bestandteil einer modernen Kreislaufwirtschaft ist. In den letzten 20 Jahren wurden insgesamt circa 5,5 Millionen Tonnen SBS gütegesichert. Durch deren Einsatz konnten über 3,5 Millionen Tonnen an CO2 eingespart werden. Für die Zukunft ist darüber hinaus anzustreben, dass die in Deutschland eingesetzten Sekundärbrennstoffmengen (circa zwei Millionen Tonnen pro Jahr) vollständig gütegesichert sind.
Qualitätsprüfungen werden immer wichtiger
Qualitätsprüfungen werden laut Prof. Dr.-Ing. Gilian Gerke (Hochschule Magdeburg-Stendal) auch bei der Verwertung von post-consumer Sekundärrohstoffen wichtiger. So führen die Recyclingquoten dazu, dass entsprechende Mengen generiert werden müssen. Hohe Mengen stehen oftmals aber im Widerspruch zu hohen Qualitäten. Martin Treder (ITAD) stellte die Frage der Entsorgung von Sortierresten in den Mittelpunkt. Die Müllverbrennung übernimmt nach wie vor eine wichtige und unentbehrliche Funktion in einer modernen Kreislaufwirtschaft. Mit rund 24 Millionen Tonnen Durchsatz im Jahr 2018 sind die Anlagen mittlerweile an ihren Kapazitätsgrenzen angekommen, teilweise auch darüber, was dazu führt, dass die gesicherte Entsorgung von Sortierresten auch zukünftig ein Thema bleiben wird.
Im Rahmen ihrer Kurzstatements mit anschließender Podiumsdiskussion betonten Dr. Bettina Hoffmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ralph Lenkert (Die Linke), Judith Skudelny (FDP) und Michael Thews (SPD) die Bedeutung der Qualitätssicherung beim Einsatz von Sekundärroh- und -brennstoffen. Sabine Flamme gab daraufhin den politischen Vertretern die Aufgabe mit, diese unabhängige und freiwillige Qualitätssicherung der Unternehmen auch bei der Nutzung von Sekundärrohstoffen zu beachten und zu unterstützen.
(EU-Recycling 01/2020, Seite 42, Foto: BGS e.V.)