Wo Kroatiens Abfallwirtschaft steht

Das Recycling hat seit dem Beitritt zur Europäischen Union einen beachtlichen Auftrieb erfahren. Dennoch bleibt Kroatien bei der Verwertung von Siedlungsabfällen im Vergleich zu anderen Mitgliedstaaten zurück. Mehr Investitionen sind nötig, um die Vorgaben aus Brüssel zu erfüllen.

Nach letzten Angaben von Eurostat lag die Recyclingquote in Kroatien 2017 bei 23,6 Prozent, was einer Steigerung von etwa 20 Prozent seit dem Jahr 2010 entspricht. 2020 wird die Zielvereinbarung, mindestens 50 Prozent des Siedlungsabfall-Aufkommens im Land getrennt zu sammeln und einer stofflichen oder thermischen Verwertung zuzuführen, nicht erreicht. Bei einem regional unterschiedlichen Gefälle beträgt die Getrenntsammelquote nur 10,8 Prozent (Stand: 2018). Rund 18 Prozent aller Städte und Gemeinden haben überhaupt kein System zur Abfalltrennung beziehungsweise Getrenntsammlung.

Die mit dem EU-Beitritt 2013 eingeräumten längeren Übergangsfristen – Kroatien hat durchschnittlich fünf Jahre mehr Zeit als andere Mitgliedstaaten, um die Vorgaben der Europäischen Union zu erfüllen – sehen bis 2035 eine Wiederverwertungsquote von mindestens 60 Prozent vor. Dabei sollte der Deponierungsanteil maximal zehn Prozent betragen. 2017 landeten Abfälle immer noch zu 70 Prozent auf Müllhalden. Der nationale Abfallmanagementplan von 2017 beziffert den Investitionsbedarf des Sektors bis 2022 mit 689 Millionen Euro. Davon entfallen 216 Millionen Euro auf den Bau von Abfallmanagementzentren und 60,8 Millionen Euro auf geplante und sogenannte Recyclinghöfe, die meist aber nur einfache Abfallsammelplätze darstellen.

Was fehlt: Sortier- und Kompostieranlagen

Im Jahr 2017 fielen in Kroatien rund 1,7 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle an – 416 Kilogramm pro Kopf. Der Restmüll-Anteil betrug hier 72 Prozent. Im für die Wirtschaft des Landes wichtigen Tourismusbereich stiegen die Abfallmengen zwischen 2014 und 2017 von 88.844 auf 155.958 Tonnen (Quelle: GTAI). Damit nahm das Abfallgesamtaufkommen von 5,4 auf 9,1 Prozent zu. Weiterhin werden in vielen Regionen Kroatiens die Abfallgebühren nicht nach der Anfallmenge, sondern nach der Flächengröße der Wohnung berechnet, was sich als Problem erweist. Die Einrichtung von Abfallmanagementzentren sind Voraussetzung für die Sanierung und Schließung nicht EU-konformer Deponien. Bislang gibt es zwei solcher Zentren: in Marišćina und Kaštijun (Istrien), die allerdings nicht nach Stand der Technik ausgestattet sind und zudem – wie Kritiker bemängeln – über Bioreaktoren verfügen, die die Luft verschmutzen. Rund 132 Millionen Euro wurden für die Sanierung von Lagerstätten für ungefährliche Abfälle veranschlagt, 47,3 Millionen Euro für Sortieranlagen für getrennt gesammelte Abfallwertstoffe (Papier, Pappe, Kartonagen, Metalle, Glas, Kunststoffe und Holz) und 40,5 Millionen Euro für den Kauf von Nutzfahrzeugen. Finanziert werden sollen die Reformen und Modernisierungsmaßnahmen in der kroatischen Abfallwirtschaft zu 67 Prozent aus EU-Mitteln, zu 21 Prozent von den Kommunen und Komitaten (vergleichbar mit Bezirken als Verwaltungseinheit) und zu zehn Prozent aus dem Fonds für Umweltschutz und Energieeffizienz.

Foto: Tehnix d.o.o.

Mit den Geldern aus dem EU-Kohäsionsfonds (Finanzperiode 2014-2020: 376 Millionen Euro) sind 143 Recyclinghöfe gebaut und 23 Deponien im Land saniert worden, berichtet das kroatische Umweltministerium. Es fehlt aber weiterhin an Sortier- und Kompostieranlagen. Diesbezügliche Projektausschreibungen verliefen zuletzt oft im Sande, auch weil die Konzeption nicht dem jeweiligen kommunalen Bedarf gerecht wurde. Für die Reinigung und wertstoffliche Aufbereitung von Kunststoffabfällen, die dafür getrennt gesammelt werden müssen, gibt es Experten zufolge keine spezialisierten Unternehmen, sowie überhaupt keinen geregelten Markt für Sekundärrohstoffe. Industriebetriebe, die Kunststoff-Regranulate in der Produktion einsetzen, beziehen diese aus dem Ausland.

Wie in anderen europäischen Staaten auch, sind grundsätzlich die kroatischen Städte und Gemeinden für die Abfallentsorgung zuständig. Beauftragt werden Kommunalbetriebe oder private Unternehmen. Eurostat zählte 2017 insgesamt 527 und darunter kaum ausländische Unternehmen – zum Beispiel Interseroh (Entsorgung von Verpackungsabfällen) und Remondis (Entsorgung von medizinischen Abfällen) –, die zusammen 680 Millionen Euro Umsatz erwirtschafteten und 573 Millionen Euro unter anderem in Maschinen und Ausrüstungen investierten. Ein führendes kroatisches Unternehmen für Abfallbehandlungstechnik ist hier die Firma Tehnix mit Sitz in Donji Kraljevec. Auch gibt es auf Deponiesanierungen spezialisierte Dienstleister im Land.

(EU-Recycling 03/2020, Seite 30, Foto: Tehnix d.o.o.)