Recyclingbranche zuversichtlich gestimmt

BDE-Mitgliederumfrage: Auch im zweiten Coronajahr hat sich die deutsche Recycling- und Entsorgungswirtschaft als robust erwiesen. Fast die Hälfte der befragten Firmen meldete eine im Vergleich zum Vorjahr bessere Auftragslage. Zudem haben viele Unternehmen ihre Umsätze steigern können.

„Die Branche hat sich im vergangenen Jahr insgesamt, trotz aller Herausforderungen, gut behaupten können. Die insgesamt positiven Zahlen verschaffen den Unternehmen eine zuversichtliche Stimmung, mit der die Branche in das Jahr 2022 gestartet ist. Dennoch ist nicht zu verkennen, dass es auch in diesem Jahr weiterhin teilweise große Herausforderungen zu bewältigen gibt“, kommentierte BDE-Präsident Peter Kurth und äußerte sich erfreut, dass 53 Prozent der befragten Unternehmen im vergangenen Jahr ihre Beschäftigtenzahl erhöht haben. Knapp die Hälfte der befragten Firmen will in diesem Jahr weitere Stellen schaffen.

Umsatzverbesserung erwartet
Bei der Umsatzentwicklung verzeichnen 69 Prozent der befragten Unternehmen einen Zuwachs, während die Einnahmen bei 22 Prozent der Firmen unverändert blieben. Neun Prozent der Betriebe meldeten rückläufige Umsätze. Für das begonnene Jahr 2022 erwarten 44 Prozent der Firmen eine Umsatzverbesserung, während 38 Prozent mit gleichbleibenden und 18 Prozent mit sinkenden Einnahmen rechnen.

Auch bei der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen zeigen sich die Unternehmen optimistisch. So haben 49 Prozent der befragten Unternehmen vor, in größerem oder moderatem Umfang Arbeitskräfte einzustellen. 38 Prozent der Befragten wollen keine Veränderungen vornehmen. Vier Prozent der Firmen planen, Arbeitsplätze geringfügig oder in einem größeren Umfang abzubauen. Zu den großen Herausforderungen in diesem Jahr zählen 73 Prozent der befragten Unternehmen die explosionsartige Entwicklung der Energiekosten sowie den weiterhin gravierenden Fachkräftemangel (72 Prozent) und Fahrerengpass (69 Prozent).

Politische Dauerbrenner
Mit Blick auf die Bundestagswahl im vergangenen September wurden die Unternehmen auch nach ihrer Meinung zur Politik befragt. Müssten die Firmen die Politik des letzten Jahres mit einer Schulnote bewerten, so ergäbe sich im Durchschnitt eine 3,5. Mit Ablauf des ersten Pandemiejahres 2020 standen noch die Maßnahmen der Politik zur Eindämmung und Schutz im Vordergrund, die seinerzeit mit 2,9 noch insgesamt positiv bewertet wurde.

Im vergangenen Jahr traten dann wieder die politischen Dauerbrenner für die Unternehmen in den Vordergrund: ausufernde Bürokratie, schleppende Digitalisierung der Verwaltung, zu wenig Vollzug und zu wenig Impulse. Dennoch herrscht aktuell unter den befragten Firmen einige Zuversicht, denn rund 50 Prozent von ihnen sehen insbesondere im Abschnitt „Kreislaufwirtschaft“ des Koalitionsvertrages der Bundesregierung die „richtige Richtung“. 41 Prozent der Befragten beurteilen die gesteckten Ziele hingegen skeptisch, denn aus ihrer Sicht ist „Papier geduldig“.

Ökonomie und Ökologie zusammenführen
BDE-Präsident Peter Kurth: „Es ist erfreulich, dass das Ergebnis unserer Mitgliederumfrage von einiger Zuversicht getragen ist, selbst wenn die Unternehmen auch in diesem Jahr wieder vor teils bekannten Herausforderungen stehen. Die Bekämpfung des Fachkräfte- und Fahrermangels wird auch in diesem Jahr ein Topthema bleiben, das wir beherzt angehen werden. Im Fokus stehen außerdem die extrem hohen Energiekosten. Unternehmen und Verband werden mit großer Aufmerksamkeit und kritischer Begleitung verfolgen, wie die neue Bundesregierung ihre Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag in Sachen Kreislaufwirtschaft umsetzen will.

Außerdem haben die Entscheidungen auf europäischer Ebene vielfach nicht unerhebliche Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit der BDE-Mitgliedsunternehmen. Insbesondere bei der grenzüberschreitenden Abfallverbringung und beim Batterierecycling wünschen wir uns sachgerechte Lösungen, die praxistauglich sind. Ob in Deutschland oder auf EU-Ebene: Alle politischen Entscheidungen müssen Ökonomie und Ökologie zusammenführen und die Entwicklung der Wirtschaft zur Circular Economy unterstützen, denn nur mit ihr gelingen Ressourcenschonung, Energieeinsparung und Klimaschutz.“

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 03/2022, Seite 28, Foto: O. Kürth)