250.000 Tonnen sortierter Holzabfälle für die längste MDF-Presse Europas

Unweit der historischen Altstadt von Venedig liegt der Hauptsitz von Fantoni Spa. Das 1882 gegründete holzverarbeitende Unternehmen setzt seit über 20 Jahren in seiner Produktion auf Nachhaltigkeit und recycelte Materialien. 2019 entschied sich Fantoni, diesen Rezyklatanteil aus eigener Sortierung zu sourcen, und kontaktierte Steinert.

Fantoni gewinnt mittels Magnet- und Sensortechnik von Steinert Holz für die Produktion von MDF-Platten in Möbelqualität aus Siedlungsabfällen zurück (Foto: Steinert GmbH)

Das Resultat ist eine eigene Sortieranlage, die jährlich rund 250.000 Tonnen Holz in Möbelqualität aus Siedlungsabfällen rückgewinnt.

Neben einem stetigen Innovationsdruck der Branche sieht sich Fantoni mit einer chronisch schlechten Verfügbarkeit von Frischholz in Italien sowie dem Mangel an hochwertigem Holzrezyklat konfrontiert. Auch der Markt fordert immer nachhaltigere Produkte: Mindestens 50 Prozent der Paneele sollen bis 2030 aus recyceltem Material hergestellt sein. Fantoni hat deshalb in den letzten vier Jahren 150 Millionen Euro in neue Prozesse, automatisierte Logistik, die längste Spanplattenpresse Europas sowie in eine moderne Sortieranlage für Holzabfälle investiert, die die Basis für nachhaltige Spanplatten schafft: saubere Holzfasern für die Produktion der ersten mitteldichten Faserplatte (MDF-Platte) mit mehr Altholz- als Frischholzanteil.

Für eine optimale Performance
Gemeinsam mit Steinert entwickelte Fantoni dafür ein Sortierkonzept, in dem Verunreinigungen in drei Stufen beseitigt werden: Magnet- und Wirbelstromtechnik befreien den Materialstrom von Metallen. Anschließend wird das Holz durch Röntgen- und Nahin­frarottechnologie von Resten wie Glas, Stein und Kunststoff gereinigt. Zum Einsatz kommen dabei ausschließlich Separations- und Sortiersysteme von Steinert. Die sorgfältig ausgewählten und aufeinander abgestimmten Maschinen sorgen für eine optimale Performance und damit einhergehende optimale Sortierqualität der jährlich rund 250.000 Tonnen Holzabfälle.

Rund 250.000 Tonnen Holzabfälle werden jährlich in Fantonis neuer Sortieranlage gereinigt (Foto: Steinert GmbH)

Zur Absicherung der Investitionen testete Fantoni das eigene Sortiermaterial in Steinerts Test Center am Hauptstandort in Köln. „Diese Möglichkeit war für uns ein wichtiger Entscheidungsfaktor. Nicht nur, um die Sortierleistung garantiert zu bekommen, sondern auch, um die Maschinen einmal im Einsatz zu sehen und sich selbst von deren Bauweise überzeugen zu können. Schließlich sollen sie mindestens 20 Jahre im Einsatz bleiben“, reflektiert Umberto Meroni, Technischer Direktor bei Fantoni. „Letztendlich überzeugten uns die Robustheit der Steinert-Maschinen und die UniSort-Technologie zur Erkennung schwarzer Objekte, die ausgereifter schien als bei der Konkurrenz.“

Die gesamte Projektphase fand während der anhaltenden Pandemie statt, in einer Zeit, in der Kontakt- und Reisemöglichkeiten kompliziert waren. Marco Fantoni, Mitglied der Geschäftsführung, ist mit dem Resultat zufrieden und würdigt die Unterstützung des Herstellers: „Steinert hat sich als zuverlässiger Partner erwiesen.“

Das Sortierkonzept im Detail

Die Stufe der Metallabscheidung erfolgt durch „Steinert MOR“ und „Steinert EddyC“. Erstere sind Kombinationsabscheider, die jeweils eine aushebende Magnettrommel und eine überlaufende Magnetbandrolle vereinen. So können in einem Arbeitsschritt sauberes Eisenmetall und schwach magnetisierbare Störstoffe vom Materialstrom entfernt werden. Der nachgelagerte Wirbelstromabscheider mit exzentrischer Poltrommel beseitigt schließlich verbliebene Nichteisenmetalle wie Aluminium und Kupfer.

Rest-Störstoffe werden in den letzten beiden Stufen separiert. Zwei Steinert XSS T EVO 5.0-Röntgensortiersysteme werden zur trockenen Dichtesortierung von beispielsweise Mineralik und Glas eingesetzt, wobei jede der Maschinen baulich auf ihren individuellen Materialstrom angepasst ist. In der finalen Aufbereitungsstufe trennen Steinert UniSort-Nahinfrarotsysteme letzte Unreinheiten. Die Besonderheit dabei ist, dass mittels Hyperspectral Imaging (HSI)-Sensor selbst schwer zu erkennende schwarze Kunststoffe detektiert und aussortiert werden. Das garantiert eine kompromisslose Reinheit der Holzfasern für die anschließende Weiterverarbeitung.

 

www.fantoni.it
www.steinert.de

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 08/2022, Seite 46, Foto: Steinert GmbH)